Aufbruch der Bielefelder Kaufleute unter strengen Regeln

Bielefeld. Ab heute öffnet ein Großteil der Einzelhandelsgeschäfte wieder in der City und in den Stadtteilen. Marie Sander (19) freut sich, dass nun ein Stück Alltag zurückkehrt und &bdquo;die Jobs von Ladeninhabern und ihren Angestellten dadurch vielleicht etwas sicherer geworden sind". Allerdings wird die Studentin nicht gleich im ersten Schwung ausgehungerter Einkäufer zu finden sein: &bdquo;Ich habe viel zu viel Respekt vor der Coronakrise mit ihren Gefährdungen und möchte nicht gleich in einer Schlange mit vielen anderen landen", sagt die junge Frau. Später in dieser Woche könne sie sich einen Besuch der City vorstellen, dann aber ausgestattet mit einer Schutzmaske. Ordnungsamt vor großen Herausforderungen Die Corona-Lockerungen stellen die Mitarbeiter des Ordnungsamtes tatsächlich vor Herausforderungen. Sie müssten bei ihren Rundgängen abschätzen, wie groß die Verkaufsfläche eines Geschäfts sei und wie viele Kunden sich dort aufhalten dürften, sagt die stellvertretende Amtsleiterin Christiane Krumbholz. Erlaubt ist eine Person pro 10 Quadratmeter. Krumbholz: &bdquo;Wir werden das Instrument Augenmaß bemühen müssen." Die Mitarbeiter sollten anhand von bekannten &bdquo;Referenzgeschäften" unterschiedlicher Größe geschult werden, um deren Räumlichkeiten als Vergleichsgröße vor Augen zu haben. An der Tür müssen die Geschäfte Einlasskontrollen für die Kunden sicherstellen, auch das kontrolliert das Ordnungsamt. &bdquo;Große Läden werden schon eine besondere Aufgabe für uns sein." Öffentliche Flächen sind bisher kein großes Problem. In der vergangenen Woche beschäftigten das Ordnungsamt pro Tag rund 70 Verstöße gegen Kontaktbeschränkungen. Darunter seien auch leichtere Fälle, bei denen es um spielende Kinder oder Familien gehe, so Krumbholz. Die meisten dieser Situationen hätten sich schnell und problemlos auflösen lassen. Eine kleine Konzentration von Verstößen gebe es nur an bekannten Orten wie dem Kesselbrink, der Tüte oder im Nordpark. Am Wochenende haben viele Händler hinter verschlossenen Türen die Wiedereröffnung vorbereitet. &bdquo;Ich freue mich auf ein bisschen mehr Normalität", kommentiert Sandra Rathert die schrittweise Lockerung der Beschränkungen. Ihr Fachgeschäft Feine Räder an der Obernstraße ist auf Publikumsverkehr vorbereitet. Mit einem Flatterband, das ihren Kunden den sonst üblichen Weg in den Laden versperrt, dem Hinweis, sich nach rechts zu bewegen und einem Spender mit Desinfektionslösung hat sie für die vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen gesorgt. Masken und Einweghandschuhe fürs Team liegen ebenfalls bereit. Maximal acht Kunden, &bdquo;möglichst nach Terminvereinbarung", wird Rathert mit ihren drei Mitarbeiterinnen auf der Verkaufs- und Ausstellungsfläche von 240 Quadratmetern bedienen. Damit bewegt sie sich innerhalb der NRW-Schutzverordnung, die zehn Quadratmeter für jeweils eine Person vorsieht. Der Fahrradverkauf in Corona-Zeiten? Probefahrten seien selbstverständlich wieder möglich, so die Geschäftsfrau. Allerdings sei nach jedem Test eine gründliche Flächendesinfektion an Sattel und Lenker fällig.&bdquo;Herzlich willkommen", ruft Christina Rüter durch die spaltbreit geöffnete Eingangstür ihren vorbeieilenden Stammkunden zu. &bdquo;Ab Montag sind wir wieder für euch da." Im Schreibwarengeschäft Rüter an der Obernstraße hat man die vergangenen Wochen zur Renovierung genutzt. Maximal 20 Kunden kann Rüter mit ihrem Team angesichts der Sicherheitsstandards gleichzeitig bedienen. Einkaufstaschen als Abstandhalter Statt Einkaufswagen hält Dennis Bussian dunkelblaue Jeans-Einkaufstaschen bereit, durchnummeriert von eins bis zehn. Das soll dem Betreiber der Modekette Magic helfen, in seinem Laden an der Niedernstraße den Überblick zu behalten: Zehn Kunden wird er da gleichzeitig bedienen können. Soziale Kontakte seien auch für seine Mitarbeiter wichtig, ist Axel Deppe überzeugt. Der Betreiber des Coffee Store verkauft seit gut einer Woche wieder Kaffee – vorerst außer Haus. &bdquo;Es ist schön, dass endlich wieder etwas passiert", sagt der Gastronom. Kritisch sieht Gudrun Thenhausen (56) die Begrenzung der Öffnung auf Geschäfte unter 800 Quadratmetern Fläche. &bdquo;Das ist nicht nachvollziehbar, gerade in weitläufigeren Läden sind die Abstandsregeln doch viel besser einhaltbar", findet sie. Auch sie, ohnehin &bdquo;kein großer Shopper", wird sich nicht gleich zu Beginn der Woche ins Gewühl stürzen. Die Grafikdesignerin und Mutter eines Sohnes ärgert sich allerdings darüber, dass die Schulen und Kitas so verhalten geöffnet werden. &bdquo;Man hat den Eindruck, jetzt geht es in erster Linie ums Funktionieren von Handel und Wirtschaft. Die Familien werden dabei ein Stück weit im Stich gelassen." Alle aktuellen Informationen zur Coronakrise in Bielefeld

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