Werden die Bielefelder Diskos und Veranstalter die Corona-Krise überleben?

Herr Berg, nach wie vor müssen Sie wegen des Coronavirus alle Veranstaltungen absagen, was bereitet Ihnen am meisten Kopfzerbrechen?SASCHA BERG: Das kann ich so gar nicht sagen, wir machen uns in ganz vielen Bereichen viele Gedanken, die unser Unternehmen betreffen. Eine ganz besondere Herausforderung ist aber, dass wir aktuell so gut wie gar nichts planen können. Und das in einer Branche, wo eigentlich nichts wichtiger ist als Planung.Was genau macht Ihnen da solche Probleme?BERG: Dass sich leider überhaupt nicht absehen lässt, wann wir wieder loslegen können und welche Events dann erlaubt sind. Die Zeitspanne, über die wir da reden, reicht ja aktuell vom 20. April bis zum Frühjahr 2021, Genaueres wissen wir nicht, und das macht es eben schwer, irgendetwas genau zu planen.Würden Sie sich wünschen, dass von öffentlicher Seite mehr mit Ihnen gesprochen wird.BERG: Klar wäre es hilfreich, wenn wir genauer gesagt bekämen, ihr könnt im Oktober, im Januar oder im März wieder richtig loslegen, da haben wir bislang wenig Informationen. Aber ich denke, dass es die auch einfach nicht gibt. Ansonsten muss ich aber wirklich sagen, dass vieles auch gerade sehr reibungslos funktioniert. Absprachen mit dem Finanzamt etwa. Da wird, glaube ich, schon alles getan, was möglich ist. Besonders schwierig an der fehlenden Planbarkeit ist bestimmt auch, dass die Künstler ja auch nach der Krise nur ein Konzert am Tag geben können, lässt sich überhaupt alles nachholen?BERG: Darüber mache ich mir ehrlich gesagt weniger Gedanken aktuell, denn die Künstler, die bei uns auftreten, sind ja auch auf ihre Einnahmen angewiesen. Da besteht wirklich ein sehr gutes Miteinander in der Branche. Vom Künstler über den Veranstalter bis hin zu den Locationbetreibern: Alle bieten maximale Flexibilität, so dass ich mir sehr sicher bin, dass wir so gut wie alles, was sich nachholen lässt, auch nachholen werden. Erste Veranstaltungen aus dem Frühjahr wurden in den Sommer verlegt, halten Sie es für realistisch, dass die dann auch wirklich stattfinden können? Andere Großveranstaltungen im Sommer sind ja schon abgesagt . . .BERG: Stimmt, aber man darf jetzt auch nicht alles in einen Topf werfen. Was viele nicht beachten ist, dass Veranstalter für jedes Event eine Wirtschaftlichkeitsprüfung durchführen. Und da gibt es einen Punkt, an dem man überlegen muss, ob sich notwendige Investitionen noch lohnen – oder nicht. Können Sie das noch ein wenig genauer erklären?BERG: Nehmen wir das Beispiel großer Musikfestivals. Um so ein Event durchzuführen, müssen die Aufbauarbeiten schon Wochen vorher beginnen. Diese Arbeiten verursachen logischerweise Kosten, die im Fall einer Absage nicht wieder hereinkommen. Daher muss sich der Veranstalter frühzeitig überlegen, ob er sein Event durchführen möchte, oder es sicherheitshalber lieber absagt. Kleine Events können flexibler gehandhabt werden. Heißt aber auch, dass nicht nur die Veranstalter, sondern die ganze Branche einer ungewissen Zukunft entgegensteuert . . .BERG: Das kann man leider nicht anders sagen, ja. Was jetzt gerade passiert, lässt sich aus unternehmerischer Sicht einfach nicht ausgleichen. Wir planen ja vernünftig, so dass es mal ein schwächeres Jahr geben kann, in dem man vielleicht 20 Prozent weniger Einnahmen hat. Dadurch würden wir nicht in Schieflage geraten. Aber wenn von heute auf morgen die Einnahmen einfach komplett auf Null gehen, das lässt sich dauerhaft nicht aushalten. Das gilt für jedes Unternehmen, nicht nur aus der Eventbranche. Bestimmt auch eine sehr schwierige Situation für die Mitarbeiter, oder?BERG: Auf jeden Fall! Gleichzeitig erfahren wir so eine große Welle an Hilfsbereitschaft und Solidarität vom ganzen Team, das ist überwältigend. Das treibt uns auch an und sorgt dafür, dass wir unseren Optimismus und die Hoffnung, da gemeinsam rauszukommen, garantiert nicht verlieren. Und immerhin, dadurch dass wir ja mit als Erstes betroffen waren, hatten wir die Zeit, manche Planungen durchzuspielen. Wie sehen solche Planspiele aus.BERG: Wir haben ganz verschiedene Szenarien erarbeitet, die uns helfen, vorbereitet zu sein. Darauf, dass wir von heute auf morgen schon ganz bald wieder mit manchen Bereichen loslegen könnten. Aber auch was wäre, wenn die Situation noch länger so bleibt wie sie ist. Sie haben gerade von verschiedenen Bereichen gesprochen. Sie veranstalten ja nicht nur Konzerte, Clubabende und Shows, sondern auch Hochzeiten, Firmenfeiern und private Feiern. Hilft Ihnen dieses breite Angebot in so einer Krise?BERG: Aktuell nicht, da wir ja wirklich alles, was wir mit unseren Firmen betreiben, schließen mussten. Vom Lokschuppen bis zur Schönen Aussicht. Gleichzeitig macht uns das aber natürlich auch Mut, da wir am Ende der Kontaktsperre sofort in der Lage wären, Hochzeiten und Ähnliches zu veranstalten. Im Rahmen dessen, was dann erlaubt sein wird. Darauf freuen wir uns im Team schon jetzt. Wann meinen Sie, werden Sie die erste Großveranstaltung wieder durchführen?BERG: Da machen wir uns nichts vor, das wird noch lange dauern. Aber wir werden Möglichkeiten finden, schnell wieder Events zu organisieren, die den Leuten den Alltag verschönern. Aufgrund der Bauweise des Lokschuppens etwa könnten wir sogar Partys veranstalten, bei denen die Menschen gewisse Abstände einhalten können. Mal sehen, was uns so alles einfällt. Hauptsache bis dahin ist aber, dass alle gesund bleiben und wir alle mithelfen, die Krise so schnell wie möglich zu beenden.

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