Corona: Was dieser Bielefelder Schauspieler jetzt macht

Bielefeld. Das Coronavirus bestimmt derzeit unseren Alltag. Wahrscheinlich gibt es inzwischen niemanden mehr in Bielefeld, der von den Auswirkungen nicht auf irgendeine Art und Weise betroffen ist. Die vielen Geschichten rund um unser Leben mit dem Virus fasst die Neue Westfälische in dieser täglichen Rubrik zusammen. Es ist noch immer gut gegangen Tag 14 unserer Hausquarantäne. Wir, das sind Mascha (8 Jahre), Martha (8 Jahre), Matheo (11 Jahre), Mathilda (14 Jahre) und wir, Oliver und Mirjam, die Eltern dieser wunderbaren Kinder, haben gerade unser Frühstück in großer Runde zu uns genommen. Eigentlich hätte ich am Abend zuvor im Theater am Alten Markt meine Premiere gespielt, die französische Komödie &bdquo;Die Affäre Rue de Lourcine". Am Nachmittag bekam ich eine Videobotschaft meines Regisseurs, der sich für etwa 50 Sekunden die Hände wusch und uns dabei gute Nerven und Durchhaltevermögen wünschte. Außerdem bekam ich die Gesangsstimmen meiner nächsten Produktion &bdquo;The Black Rider", einem Musical von Tom Waits, zugeschickt. Das soll Ende Mai Premiere feiern. Ob dies tatsächlich bis dahin stattfindet, steht aber in den Sternen. Zurzeit ist besteht das Leben ganz aus Familie. Meine großartige Frau Mirjam versucht, den Unterricht mit den Kindern so gut es eben geht zu gestalten. Die Marienschule und die Laborschule geben sich sehr viel Mühe, den Nachschub an Material nicht abreißen zu lassen und sind auch sonst sehr interessiert am Wohlergehen der Kinder. Vielen Dank! Wir spielen sehr viel – Gesellschaftsspiele oder draußen im Garten. Überhaupt ist es eine sehr entschleunigte, kommunikative Zeit. Es ist, als wäre der Welt der Stecker gezogen worden. Ich hoffe, dass wir etwas von diesem Bewusstsein behalten können und so &bdquo;die Zeit nach der Krise" sehr positiv gestalten können. Jetzt kommt gerade das &bdquo;fünfte Kind" um die Ecke: Lorin Wey, ein österreichischer Tenor vom Theater, der seit zwei Jahren bei uns wohnt. Ich glaube, wir trinken jetzt einen Kaffee und schauen, wie wir den heutigen Tag möglichst gut gestalten werden. Apropos: Ich als Kölner gebe uns folgendes mit auf den Weg: Et küt wie et küt, ever et hät no immer jot jejange! (Es kommt wie es kommt, aber es ist noch immer gut gegangen.) Oliver Baierl (50), Schauspieler am Theater Internet statt Abend am Lagerfeuer Diese Zeit stellt uns alle vor Herausforderungen und der Blick in die Zukunft ist voller Ungewissheit. Perspektiven zu entwickeln, fällt schwer. Trotzdem geht es auch nicht ganz ohne Planung. Der Sommer kommt und Stand jetzt werden wir in den Ferien mit ungefähr 100 Kindern und Jugendlichen und mehr als 40 Ehrenamtlichen ins Falken-Zeltlager nach Föhr fahren. Dafür machen wir eigentlich zwei Vorbereitungsseminare, das erste hätte dieses Wochenende angestanden. Die mussten wir kurzerhand ins Internet verlegen und es funktionierte erstaunlich gut. Trotzdem wäre es schön gewesen, die bekannten und neuen Gesichter zu sehen, sich zu unterhalten und vielleicht den Abend am Lagerfeuer ausklingen lassen zu können. Jetzt gibt es noch zwei große Fragezeichen: Was, wenn wir im Sommer immer noch nicht wieder frei reisen dürfen? Und was, wenn wir durch die Verunsicherung weniger Anmeldungen bekommenen, als wir kalkuliert haben? Ich glaube, wir werden auch das meistern können. Wir sind Profis für schnelle, pragmatische Lösungen geworden und als Team kommen wir gemeinsam durch diese schwere Zeit. Oder auf Westfälisch: &bdquo;muss ja". Ines Hartl (25), Die Falken OWL Angehöriger droht mit Anzeige Der Wecker klingelt um 5 Uhr, als erstes das Diensthandy checken. Telefonate verpasst? Neue E-Mails? Ok, weiter, aufwachen, Kaffee, duschen und fertig machen. Auf dem Weg zum Krankenhaus ist es irgendwie anders, ruhiger, komisch. Ich mache mir so meine Gedanken. Abbiegen in die Kiskerstraße, im Kopf umschalten auf Unternehmensnachrichten und Krisenstabarbeit. Zunächst nach dem Rechten schauen, Zugangskontrolle am Eingang, Notaufnahme, Intensivstation, Infektionsstation. Ich frage, wie die Nacht war. Gibt es was Besonderes? Ich höre mir Sorgen und Nöte an, aber auch Verbesserungsvorschläge und Ideen. Das ist für mich besonders wichtig. Ich habe die Weisheit ja auch nicht mit dem Löffel gefressen. Jetzt bereite ich die tägliche Krisenstabssitzung vor: Agenda nochmals auf Aktualität prüfen, Informationen für die Runde zusammenpacken, Laptop schnappen und los. Wir sitzen zu fünft mit ordentlich Abstand im großen Saal verteilt. Nach der Besprechung geht’s los. Ich verteilte Aufgaben, die hier streng nach dem bewährten Prinzip &bdquo;Lagefeststellung, Planung, Umsetzung, Kontrolle, Lagefeststellung" angegangen werden. Zwischendurch muss aber auch normale (wenn auch ein wenig reduzierte), tägliche Arbeit erledigt werden. Stationen rufen an, wenn etwas fehlt. Ich kümmere mich darum. Weiter zur Technik: Es muss ein Umbau auf einer Station weiter geplant werden, die Welt dreht sich ja weiter. Anruf der Zugangskontrolle, ein Angehöriger will sich nicht an das Besuchsverbot halten, droht mit einer Anzeige. Besprechung abbrechen und zur Zugangskontrolle gehen, das ist jetzt wichtiger, das hat Priorität. Die Kollegen zu unterstützen, ist oberstes Gebot. Situation geregelt, für alle Seiten unangenehm, aber in diesen Zeiten nicht zu ändern. Ich habe angeboten, mich anzeigen zu lassen, fertig. An der Zugangskontrolle spricht mich eine vielleicht 40-jährige Frau an. Wenn wir Hilfe brauchen, auf den Station oder irgendwo anders im Krankenhaus, sie sei bereit, zu kommen. Da bin ich erstmal platt, Wechselbad pur, erst die Drohung mit einer Anzeige und dann das. Total cool, ich bedanke mich. Im Moment ist noch alles unter Kontrolle, wir schreiben uns aber Name und Telefonnummer auf. Sollte Bedarf entstehen, melden wir uns. Kurzer Blick aufs Diensthandy, oha: 40 neue E-Mails in den vergangenen drei Stunden. Sschnell drüber schauen, was ist wichtig, was nicht. Nachmittag, Schreibtisch, nochmal kurze Runde durchs Haus, dann nach Hause, es ist 18 Uhr. Markus Adams (52), Pflegedienstleiter im Franziskus-Hospital Bielefeld schreibt Tagebuch (10): Corona-Krise zermürbt Bielefelder Schüler Bielefeld schreibt Tagebuch (8): Bielefeld - eine Geisterstadt Bielefeld schreibt Tagebuch (7): Corona-schulfrei: "Langsam wird es echt langweilig" Bielefeld schreibt Tagebuch (6): "Jede Krise bietet auch Chancen" - für Mila (5), einen Touristiker und eine Hochschule Bielefeld schreibt Tagebuch (5): Eventmanagerin "Gefühl völliger Ohnmacht" Bielefeld schreibt Tagebuch (4): Das sagt Arminia-Präsident Laufer Bielefeld schreibt Tagebuch (3): So erleben diese Menschen die Corona-Krise Bielefeld schreibt Tagebuch (2): So erleben diese Menschen die Corona-Krise Eine Stadt schreibt Tagebuch (1): So erleben sechs Bielefelder die Corona-Krise Alle aktuellen Entwicklungen in der Corona-Krise in Bielefeld im Liveblog der Lokalredaktion

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