Bielefelderin traut sich in Corona-Geisterstadt nach Jahren wieder ans Auto-Steuer

Bielefeld. Das Coronavirus bestimmt derzeit unseren Alltag. Die vielen Geschichten rund um unser Leben mit dem Virus fasst die Neue Westfälische in dieser täglichen Rubrik zusammen. Den persönlichen Dämon besiegt Wir alle sind zurzeit sehr eingeengt, beschnitten in unserer Freiheit, uns werden fremdbestimmt enge Grenzen gesetzt. Aber jeder von uns hat auch seine eigenen persönlichen Grenzen. Wir limitieren uns oft selbst. Scheitern an uns selbst. Oft sind wir diese Grenzen von uns schon gewöhnt, nähern uns ihnen gar nicht mehr, aus Angst, sie wieder nicht zu überwinden. Doch die aktuelle Lage dreht unser aller Weltbild auf den Kopf. Vieles muss überdacht, gar gänzlich neu gedacht werden. So sollten wir auch unsere eigenen Grenzen neu betrachten. Corona bringt unser Weltbild durcheinander, es will neu geordnet werden. Diese Chance sollten wir nutzen. Meine Freundin Vanessa hat ihre ergriffen. Jahrelang traute sie sich nach einem Unfall nicht mehr, Auto zu fahren. Der viele Verkehr, die Hektik, der Stress. Dank Corona waren nun die Straßen so leer, dass sie sich überwand, mit meinem Auto und mir als Beifahrer zu einem nahegelegenen Waldstück zu fahren, um dort mit mir die Sonne zu genießen. Ich hoffe, sie wird sich bald wieder trauen und ihren persönlichen Dämon besiegen. Wir wünschen allen Momente des Glücks – und bleiben Sie mutig! Ansgar Faßbender (37) und Vanessa Zobel (34), NW-Leser Alltag hat sich nicht verändert Ich bin 81 Jahre alt und Rentner. Ich stehe um 7.30 Uhr auf, wie an jedem Tag. Ich wasche mich, frühstücke. Um 9 Uhr höre ich die Nachrichten zum Thema &bdquo;Corona-Krise". Um 9.30 Uhr trinke ich meinen Kaffee. Ich fahre zur August-Bebel-Straße und kaufe Brot in meinem Vortagsladen. Anschließend hole ich die Neue Westfälische aus dem Briefkasten und lese das Neueste zum Thema &bdquo;Corona-Krise". Dann werde ich die Wohnung staubwischen und staubsaugen. Zum Mittagessen gibt es Paprika mit Reis. Um 14 Uhr nehme ich meinen Mittagsschlaf auf dem Sofa. Nachmittags lese ich ein Kapitel aus meinem Buch &bdquo;In 80 Tagen um die Erde". Von 18.45 Uhr bis 19.30 Uhr werde ich das Neueste aus NRW im Fernsehen sehen. Dann gibt es Abendessen und den abendlichen Film im Fernsehen. In &bdquo;Corona"-Zeiten hat sich mein Alltag nicht verändert. Lutz Röver (81), Rentner Psychosoziales Netzwerk gibt Halt Die Straßen und öffentlichen Plätze von Bielefeld sind wie leergefegt. Das Kontaktverbot scheint zu greifen. Medikamente zur Behandlung des Corona-Virus werden zwar bereits in drei deutschen Universitätskliniken getestet, bis aber ein wirksames Heilmittel auf dem Markt verfügbar ist, ist das Kontaktverbot die wichtigste Maßnahme, um den Anstieg der Covid-19-Fallzahlen zu verlangsamen. Es gibt trotz der guten Gesundheitsversorgung in Deutschland derzeit keinen anderen Weg, die weiter steigende Patientenzahl bewältigen zu können. Noch befinden sich die Krankenhäuser in Bielefeld in einem Modus, den der Bundesgesundheitsminister als &bdquo;die Ruhe vor dem Sturm" bezeichnet hat. Diese Phase haben wir im EvKB und Krankenhaus Mara genutzt, um uns weiter auf die Behandlung der Patienten mit schweren Covid-19-Krankheitsverläufen vorzubereiten: Die Intensivkapazitäten und Isolierstationen sind vorbereitet, Schulungen für Mitarbeitende finden statt, und auch die Behandlung von planbaren Operationen und Eingriffen wurden – soweit medizinisch vertretbar – weiter runtergefahren. In den vergangenen Tagen wurden in unserem Klinikum außerdem verstärkt Maßnahmen für eine psychosoziale Unterstützung getroffen. Gerade in Zeiten mit neuen und nicht in Gänze vorhersehbaren Entwicklungen ist ein psychosoziales Netzwerk für Patienten, Angehörige und Mitarbeitende essentiell, um Halt und Orientierung zu geben. Unser Klinikum hält alles für ein solches Unterstützungsangebot vor: das professionelle Wissen und die Erfahrung von Psychiatern, Psychologen, Seelsorgern und Ethikern. Und zu Hause? Da spielen sich gerade Dramen ab: Es gehört viel Überzeugungskraft dazu, einer angehenden Neunjährigen zu erklären, warum die Party zum Kindergeburtstag in dieser Woche ausfallen muss. Glücklicherweise wurden die Geschenke bereits geliefert. Nur der Ausblick auf einen schönen Spätsommer, der viel mehr spannende Möglichkeiten für eine tolle Feier im Freien bietet, konnte die Enttäuschung etwas lindern. Aufgeschoben ist schließlich nicht aufgehoben: Es wird eine Zeit nach Corona geben. Diese Aussicht macht Hoffnung. Maren Thäter (42), Geschäftsführerin EvKB Kollegen kaufen ehrenamtlich ein Liebe Leser, auch an uns geht der Einbruch an Aufträgen und Arbeit für die Kollegen nicht vorbei. Wir haben uns deshalb überlegt, dass wir die nicht zu nutzende Kurzarbeiterzeit nun dafür nutzen, um Menschen zu helfen, die aus welchem Grund auch immer ihr Haus oder ihre Wohnung nicht verlassen dürfen. Unsere Kollegen, die eh gerade Kurzarbeit machen, besorgen diese Dinge und bringen sie dann direkt zum Besteller. Wir erledigen diese Einkäufe zu 100 Prozent ehrenamtlich und berechnen nur die Ware, die bestellt wurde. Wir freuen uns, wenn wir mit dieser Aktion möglichst vielen Menschen helfen und somit die Kurzarbeiterzeit sinnvoll nutzen können. Joachim Malz (54), Geschäftsführer Malz Hausgeräte Bielefeld schreibt Tagebuch (8): Bielefeld - eine Geisterstadt Bielefeld schreibt Tagebuch (7): Corona-schulfrei: "Langsam wird es echt langweilig" Bielefeld schreibt Tagebuch (6): "Jede Krise bietet auch Chancen" - für Mila (5), einen Touristiker und eine Hochschule Bielefeld schreibt Tagebuch (5): Eventmanagerin "Gefühl völliger Ohnmacht" Bielefeld schreibt Tagebuch (4): Das sagt Arminia-Präsident Laufer Bielefeld schreibt Tagebuch (3): So erleben diese Menschen die Corona-Krise Bielefeld schreibt Tagebuch (2): So erleben diese Menschen die Corona-Krise Eine Stadt schreibt Tagebuch (1): So erleben sechs Bielefelder die Corona-Krise Alle aktuellen Entwicklungen in der Corona-Krise in Bielefeld im Liveblog der Lokalredaktion

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