Ralf Nettelstroth will Pit Clausen das Amt abjagen

Bielefeld. Beim &bdquo;politischen Veilchendienstag" der CDU geht es bei Sülze mit Bratkartoffeln, Blasmusik und Bier in der Regel deftig zu. Doch Ralf Nettelstroth schlug bei seinem ersten offiziellen Auftritt als Oberbürgermeister-Kandidat der Christdemokraten eher ruhige, wenn auch durchaus kämpferische Töne an. Kräftigen und spontanen Applaus der 350 Gäste in der Hechelei bekam er trotzdem. Vor allem als der 55-Jährige ankündigte: &bdquo;Ich trete nicht nur für eine, sondern auch für zwei Wahlperioden an." Bielefeld brauche den Wechsel und ein Ende der &bdquo;rot-rot-grünen Perspektivlosigkeit", so der langjährige CDU-Fraktionsvorsitzende im Rat, der erst am Montag vom Vorstand seiner Partei einstimmig als OB-Kandidat nominiert worden war. Die Stadt müsse zeigen, was sie könne: Stadtwerke, BGW, MoBiel und Unternehmen müssten ihre Kräfte bündeln, Bielefeld müsse zu einem &bdquo;Innovations-Campus in OWL" werden, sagte Nettelstroth. Dazu brauche es einen bürgerlichen Bürgermeister. Die Perspektive reicht bis 2050 Amtsinhaber Pit Clausen (57, SPD) erwähnte Nettelstroth nur am Rande. Clausen hatte den Wahlkampf bereits Anfang Januar beim Neujahrsempfang der SPD schwungvoll eröffnet und unter anderem Investitionen von 500 Millionen Euro in Schulen, Wohnraum, Feuerwehr, Breitbandausbau und Straßen bis 2025 angekündigt. Nettelstroths Perspektive reicht bis 2050. Er denke &bdquo;generationenübergreifend". Dabei setzt er auf die bekannten Themen der CDU. Gewerbe und Wohnbauflächen müssten geschaffen, die Verwaltung vereinfacht werden. Die Stadt müsse Ärzten Angebote machen, sich hier niederzulassen – und zwar jetzt. &bdquo;Denn die ersten Absolventen der medizinischen Fakultät an der Uni wird es erst in sechs bis sieben Jahren geben." Technische Lösungen für die Verkehrswende Sicherheit ist ein weiterer Schwerpunkt. &bdquo;Mein Anspruch ist es, dass man sich überall in der Stadt sicher fühlen kann – und zwar nicht nur als 1,93-Meter-Mann wie ich, der einmal Judo gelernt hat."In Sachen Verkehrswende setzt Nettelstroth auf technische Lösung wie selbstfahrende Autos, um individuellen Verkehr zu ermöglichen. Private Fahrzeuge aus der Stadt zu drängen, wie die Paprika-Koalition es wolle, sei der falsche Weg. &bdquo;Erst müssen Angebote gemacht werden, dann kann man über eine Reduzierung reden." Eine Zusammenarbeit mit den Linken kommt für ihn ebenso wenig in Frage wie eine mit der &bdquo;A-Partei": &bdquo;Eine faschistoide Partei braucht in einer Stadt, die 40 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund hat, niemand", stellte er klar. Karl-Josef Laumann unterstützt Laschet Etwas deutlicher positionierte sich am Abend NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann, der am Veilchendienstag in Bielefeld als Gastredner auftrat. Laschet habe gezeigt, wie man gut regieren und eine Regierung zusammenführen könne. Deshalb sei es richtig, dass Laschet in dieser Situation Verantwortung für die Bundes-CDU übernehme. Dadurch, dass Jens Spahn nun mit an Bord sei, werde das Spektrum breiter, so Laumann. &bdquo;Ich bin persönlich sehr entschieden, auf jeden Fall auch Laschet zu unterstützen und tue das aus vollem Herzen", sagte Laumann am Ende seiner einstündigen Rede, in der er zahlreiche Themen skizziert – und die Zuhörer mehrfach durch persönliche Anekdoten zum Lachen gebracht hatte. Über Friedrich Merz sagte er: &bdquo;Er ist vielleicht ein bisschen zu lange aus der Politik raus." Letztlich handele es sich aber um ein &bdquo;überzeugendes Personalangebot". Für die CDU sei es wichtiger denn je, eine ausgewogene Politik zu machen, die Heimat für Konservative, liberal Denkende und christlich-sozial Denkende biete. "Wir müssen dafür werben, Toleranz gegenüber Veränderungen in dieser Gesellschaft aufzubringen", so Laumann. Die jüngsten Ereignisse nach der Landtagswahl in Thüringen bezeichnete er als "unverzeihlichen Fehler", den die Thüringer CDU nur schwer wieder gut machen könne. Laumann: "Toleranz nach rechts bleibt für Christdemokraten bei Null!" Bei dieser Frage dürfe es kein "Zucken" geben. In die Richtung des neuen OB-Kandidaten Ralf Nettelstroth sagte Laumann am Ende seiner Rede: "Ich wünsche Dir viel Glück. Das Können hast Du."

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