Millionen-Projekt Almhalle immer noch ohne WLAN und Handyempfang

Bielefeld. Rund zehn Millionen Euro - soviel hat die neue Almhalle neben der Alm genannten Schüco-Arena gekostet. Im August 2018 wurde sie eröffnet und erfüllt seitdem mit Schwimmbad und mehreren abtrennbaren Einzelhallen Sportlerträume - die allermeisten zumindest. Denn im Gebäude gibt es - von einem internen WLAN abgesehen - kein WLAN und auch keinen Handyempfang. Zwei Vereine sind enttäuscht. "Wir haben hier diese hochmoderne Halle, die allen Anforderungen entspricht; doch bei der einfachsten Sache hapert es", sagt Wolfgang Stender, Vorsitzender des Telekom Post Sportvereins. "Will die Stadt das digitale Zeitalter verschlafen?", fragt Rolf Rixe, Vorstand des Vereins "Herzgruppe Bielefeld". In den Herzsportkursen soll die Herzleistung verbessert werden. Rixe: "Einige unserer Kursbesucher sind nach fünf Treppenstufen schon am pusten." Im Februar 2019 wollte Rixe Vereinsmitglieder im Umgang mit Tablet und EDV schulen lassen. Dafür gibt es in der Halle einen Unterrichtsraum. Doch WLAN, Beamer und Leinwand fehlen. "Wir sind deshalb in ein Pflegeheim ausgewichen." Vereine unter Druck Doch das ist nicht das einzige Problem. Die vier Herzsportgruppen mit je bis zu 20 Teilnehmern treffen sich für ihre verschriebenen Einheiten immer mittwochs. Die Teilnehmer tragen sich per digitaler Unterschrift auf Tablets in Anwesenheitslisten ein. Die muss Rixe an Krankenkassen und Rentenversicherungen zur Abrechnung übertragen. Ohne WLAN? Nicht möglich. Also zieht er die Daten auf USB-Sticks und hofft woanders auf WLAN. Mit Blick auf den Datenschutz sei das aber höchst kritisch. "Wir stehen unter Druck, weil der Behinderten- und Rehabilitationssportverband NRW, die Krankenkassen und die Rentenversicherungen immer mehr auf elektronische Datenübermittlung drängen." Strafen von bis zu 150 Euro Ähnlich die Lage beim Telekom PostSV, zu dem ein 308-köpfiges Volleyball-Team zählt. Verbandsauflage sei es, bei Punktspielen Wettkampfergebnisse in Echtzeit zu übertragen, sagt Stender. Weil das in der Almhalle nicht geht, bleibt den Sportlern dank Sondergenehmigung nach Spielende eine Stunde - spätestens dann müssen die Ergebnisse im Internet stehen. "Sonst drohen Strafen von bis zu 150 Euro", sagt der Vorsitzende. 2019 läpperte sich das laut Stender auf 600 Euro. Probleme gebe es auch bei der Ausbildung von Schiedsrichtern, die auch übers Internet laufe, so Rolf Hagen vom Telekom PostSV. Nächstes Manko aus Sicht der Sportler: Beim Gang ins Gebäudeinnere purzeln die Empfangsbalken auf dem Smartphone - es gibt keinen Handy-Empfang. "Es ist schon vorgekommen, dass ich für einen Notruf aus der Halle laufen musste", sagt Rixe. Es ging damals alles gut, aber: "Im Fall der Fälle zählt jede Sekunde." "Die Sache ist angestoßen" Seit Dezember 2018 hat sich Rixe an verschiedene städtische Stellen gewandt; an das Sportamt, das Bauamt und das Büro des Bürgermeisters. Befriedigende Antworten, geschweige denn Ansätze, das Problem zu lösen, seien bisher ausgeblieben. Auf Anfrage der Lokalredaktion baut Reinhold Peter vom Immobilien-Servicebetriebs (ISB) diese Brücke: "Zwischen uns und dem Amt für Schule gibt es eine Vereinbarung, die Sporthalle und den Schulungsraum für schulische Zwecke mit WLAN zu versorgen." Das könne auch von den Vereinen genutzt werden. Die Kosten übernehme das Amt für Schule. Die notwendigen Kabel seien verlegt. Wann die Router angebracht werden und die Arbeiten abgeschlossen sind, kann Peter nicht sagen. "Aber die Sache ist angestoßen und wird nach den Regeln der Auftragsvergabe der Stadt abgewickelt." Doch warum wurde nicht gleich beim Neubau WLAN eingerichtet? "Die Vereine sind im Vorfeld gefragt worden, welche Anforderungen sie an die Almhalle stellen. Die Einrichtung von WLAN wurde nicht verlangt", sagt Peter. Für Rixe und die Herzsportgruppe war es zu selbstverständlich: "Wer denkt daran, dass es in so einem Neubau kein WLAN gibt", erwidert Rixe. Er sei nicht davon ausgegangen, den Anspruch auf WLAN extra anmelden zu müssen. "Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden" Stender erinnert sich nicht mehr ganz genau, ob WLAN damals Thema war. Es sei bei der Planung allerdings einiges übersehen worden, was aber ausgebessert worden sei - wie die Kritikpunkte an Schall- und Sonnenschutz in der Halle sowie der Wassertiefe im Schwimmbecken. "Meiner Meinung nach ist es auch unerheblich, ob das Problem damals schon gesehen wurde", sagt er. "Doch heute ist WLAN erforderlich - und wir müssen gemeinsam eine Lösung finden." ISB-Mann Peter versucht, die anderen Kritikpunkte zu entkräften: Im Schulungsraum seien Daten- und Beameranschlüsse vorinstalliert, auch eine Leinwandfläche sei vorhanden. Das Mitbringen der Geräte liege aber bei den Vereinen. Und um einen Notruf abzusetzen, seien in der Halle Festnetztelefone installiert. Rixe dazu: "Wer denkt heute noch an Festnetz? In so einem Moment nimmt man das Nächstmögliche - man greift zum Handy." Übrigens: Auch in anderen städtischen Sporthallen bietet die Stadt laut Peter kein freies WLAN an. "Im Zuge der Digitalisierungsstrategie werden wir aber bei allen Schulen schauen, wo es notwendig ist." Das unterstützt auch der Telekom PostSV. Nicht in jeder Halle sei WLAN notwendig. "Vor allem in Wettkampfhallen und solchen mit Tribünen wäre es aber wünschenswert", sagt Hagen.

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