Drogenprozess gegen Familienclan: Schwere Zeugen-Vorwürfe gegen die Polizei

Bielefeld. Zeugen spielten am neunten Verhandlungstag im Drogenprozess gegen vier Angeklagte vor dem Landgericht Bielefeld die Hauptrolle. Doch vor ihrer Vernehmung las der Strafverteidiger des Familienoberhauptes, der wie drei seiner Söhne seit März vergangenen Jahres in Untersuchungshaft sitzt, eine Erklärung seines Mandanten vor. &bdquo;Ich habe mit kriminell Geschäften nichts zu tun", lautete seine Einlassung. &bdquo;Wenn mir vorgeworfen wird, beratend tätig gewesen zu sein für meine Söhne, ist dies falsch. Keiner von ihnen hat mich je um Erlaubnis gefragt. Ich wusste nur, dass mein 33-jähriger Sohn kiffte. Er war völlig neben der Spur. Ich lebe seit Jahren in Angst um mein Leben. Vor Jahren wurde mir im Rahmen einer Blutfehde der Tod angedroht", ließ der Familienvater aus seiner Erklärung vorlesen. Brisantes Material in den Taschen verstaut Dann wurde der erste Zeuge vernommen, ein 54-jähriger Bielefelder, bei dem nach der Festnahme der vier Angeklagten Betäubungsmittel in seinem Keller gefunden wurden. Er gab an, in seiner Wohnung private Sachen für Taylan C., der mit dem Familienclan zusammenarbeitete und inzwischen wegen Rauschgifthandels verurteilt wurde, aufbewahrt zu haben. Er habe nicht gewusst, welch brisantes Material, nämlich Rauschgift, sich in den Taschen befunden habe. Von den anwesenden Angeklagten im Gerichtssaal sei ihm keiner bekannt. Beim Hinausgehen grüßte er Familienmitglieder des Clans, die auf der Besucherbank saßen, vielsagend.Der nächste Zeuge, ein 49-jähriger Postzusteller, gab an, seinen Kellerraum Taylan C. zur Verfügung gestellt zu haben. Taxifahrer kritisiert Einsatzkräfte Der habe dort, wie sich später bei einer Hausdurchsuchung herausstellte, Sporttaschen mit Betäubungsmitteln deponiert. Außer Taylan C. habe er nie einen der Angeklagten gesehen. Dann wurde es brisant. Ein 32-jähriger Taxifahrer nahm als Zeuge Platz. Er sagte aus, einen der Angeklagten sehr gut zu kennen. Mehrfach habe er den 33-Jährigen nach Spenge zum neuen Wohnsitz der Großfamilie gefahren und ihn von dort auch wieder zurück nach Bielefeld gebracht. Am 27. November 2018 habe er den Angeklagten morgens aus Spenge abgeholt. Der sei verärgert gewesen. Er hätte sich mit seinem Vater gestritten, der ihm vorwerfe, sich nicht um seine Frau zu kümmern und Drogen zu konsumieren. Große kriminelle Organisation? Die Abholaktion des Taxifahrers wurde von der Polizei observiert. Die präsentierte später ein Foto, auf dem schemenhaft zu sehen ist, wie der Angeklagte mit einer Tasche in das Taxi stieg. Kurze Zeit später wurde der Taxifahrer und jetzige Zeuge von der Bielefelder Polizei vernommen. Der Familienclan sei eine große kriminelle Organisation. Er wäre in Gefahr und solle aus dem Wege geräumt werden, hätten die Beamten eingangs der Vernehmung zum Zeugen gesagt. Das Familienoberhaupt würde alles leiten. Seine Söhne seien nur Marionetten. Er würde seine Taxilizenz und den Führerschein verlieren, wenn er nicht im Sinne der Polizei aussagen würde. &bdquo;Ich hatte in dieser Vernehmung", so der Zeuge weiter, &bdquo;das Gefühl, Fakten und Beweise schaffen zu müssen, die überhaupt nicht da waren." Ist die Aussage glaubwürdig? Interessant wird sein, wie das Gericht mit dieser Aussage umgeht und ob sie als glaubwürdig einzustufen ist. Die Strafverteidiger regten an zu prüfen, ob für das Familienoberhaupt noch Haftgründe vorliegen. Zeugen hätten für ihren Mandanten gesprochen. Es würde nunmehr keine Verdunklungsgefahr mehr vorliegen, da alle wichtigen Zeugen vernommen wären. Nächster Prozesstermin ist der 10. Februar, das Urteil ist für den 28. Mai vorgesehen.

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