Bernhard blitzt mehr als alle Bielefelder Starenkästen zusammen

Bielefeld. 14,3 Millionen Euro hat die Stadt Bielefeld durch Blitzer und Parkknöllchen im vergangenen Jahr eingenommen. Das ist ein Rückgang von knapp 600.000 Euro. Dass das Minus im Eingangskonto des Ordnungsamtes nicht noch größer geworden ist, liegt an Blitzer Bernhard und seinen halbstationären Laser-Kollegen. Zusammen erfassten sie in zehn Monaten mehr Temposünder als alle Starenkästen der Stadt Bielefeld zusammen. GESAMTZAHL 397.307 Verkehrsordnungswidrigkeiten (Vorjahr: 407.843) ahndete das Ordnungsamt 2019. Die Betroffenen mussten dafür Verwarn- und Bußgelder in Höhe von 14,33 Millionen Euro berappen. 2,94 Millionen Euro kamen durch 179.533 Parkverstöße in der Stadt zusammen, 2,9 Millionen Euro kamen durch die kommunalen Tempo- und Rotlichtüberwachungen rein. 1,92 Millionen Euro brachten Polizei-Anzeigen (Unfälle, Handy-, Gurt- und Tempoverstöße) ein und 6,57 Millionen Euro sammelte Deutschlands bekanntester Blitzer auf der Autobahn 2. AUTOBAHN-BLITZER Das Messgerät am Bielefelder Berg erfasste 115.388 verwertbare Tempoverstöße. Nach dem Rekord von 133.245 Vorgängen 2018, fiel die Zahl nun deutlich unter den Schnitt der letzten Jahre von knapp 120.000 Vorgängen. &bdquo;Warum es diese Schwankungen gibt, wissen wir nicht“, sagte Ordnungsamtsleiter Friedhelm Feldmann. 2018 hatte die Behörde den langen Sommer als Grund für das hohe Geschwindigkeitsniveau angeführt. Warum die Zahlen diesmal niedriger liegen, vermochte Norman Rosenland, Leiter der Abteilung Verkehrsordnungswidrigkeiten, nicht zu sagen. Seit der Installation am 11. Dezember 2008 hat das A 2-Gerät 2,03 Millionen Verstöße registriert und 76 Millionen Euro in die Stadtkasse gespült. STADTBLITZER Auch im Stadtgebiet ist die Zahl der Ertappten durch stationäre Blitzer unisono zurückgegangen. Die meisten der Temposünder gingen auf dem Ostwestfalendamm (OWD) in die Falle des stadteinwärts führenden Messgerätes: 3.855. Nur unwesentlich kleiner ist die Zahl an der Gütersloher Straße (3.317) sowie auf dem OWD auf der Gegenfahrbahn (3.028). Lediglich der enorme Rückgang von 3.370 auf 1.739 Fotos im Ostwestfalen-Tunnel ist für die Behörden schlüssig: &bdquo;Hier fiel die Überwachung fünf Monate lang wegen einer Baustelle aus“, so Rosenland. BLITZER BERNHARD Dass das neu angeschaffte Lasermessgerät namens &bdquo;Bernhard“ so viel Arbeit haben würde, damit hatten selbst die Verantwortlichen im Ordnungsamt nicht gerechnet. 20.000 Tempoverstöße hatten sie pro Jahr erwartet. Bernhard übertraf aber diese Messlatte bereits nach sieben Monaten. Da Testblitzer Esther im Januar noch drei Wochen im Einsatz war und Leihgerät Peter im April, zählte Rosenland jetzt schon 23.333 Verstöße, die durch halbstationäre Blitzer erfasst wurden. Das ist deutlich mehr als die Fotos aller Starenkästen zusammen: 20.934. PANNEN Dabei gab es auch einige Pannen. Nur wenige Tage nach der Premiere von Bernhard im Mai hatte ein Bagger das entscheidende Verkehrsschild an der Ravensberger Straße zugeparkt. Die Fotos an jenem Tag waren dadurch alle ungültig. Im Juli hatte plötzlich der OWD-Starenkasten auf Dauerfeuer geschaltet. Durch einen technischen Fehler hatte das Gerät morgens nicht von Tempo 80 auf 100 km/h umgeschaltet. Kürzlich sorgte ein Bedienfehler an der Theesener Straße dazu, dass Bernhard abends nicht – wie vorgesehen – von Tempo 30 auf 50 wechselte. Hier mussten 218 Fotos annulliert werden. ATTACKEN Nicht immer war es die Technik. An der Carl-Severing-Straße versuchte im Juni ein Unbekannter, nachträglich sein Knöllchen anzufechten, in dem er Zusatzschilder unter die Tempolimits schraubte. Bernhard hatte vor der Grundschule Quelle 1.500 Fotos gemacht – viele davon nachts. Der Unbekannte schraubte also kurzerhand Zusatzschilder an der Buschkampstraße ab, die das Tempolimit auf die Tagesstunden beschränken. Das Ordnungsamt konnte aber nachweisen, dass die falschen Schilder erst nach Bernhards Aufenthalt montiert wurden. Der Täter blieb genauso unbekannt wie die Sprayer, die Ende des Jahres sowohl das Kamerafenster von Bernhard als auch von Schwester Esther zugesprüht hatten. HÖCHSTTEMPO Nicht weniger kriminell sind die Raser zu bezeichnen, die jedes Maß verloren haben. 208 km/h fuhr der Schnellste, der auf der Autobahn 2 fotografiert wurde (Tempolimit: 100 km/h). Ein Autofahrer auf dem OWD am Johannistal hatte 201 Sachen drauf (tagsüber 100, nachts 80 km/h). Ein anderer erreichte 133 km/h, als er durch den verschwenkten Ostwestfalentunnel schoss (dort gilt Tempo 60): &bdquo;Diese Messungen machen deutlich, mit welch hohen Geschwindigkeiten zum Teil gerast wird“, betont Feldmann. &bdquo;Das ist nicht hinnehmbar. Damit rechnet kein anderer Verkehrsteilnehmer.“

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