Im TV: Wilsberg gerät in den Strudel der Bielefelder Korruption

Bielefeld. Wieder müssen die Bielefelder genau hinschauen, wenn am Samstag (ZDF, 20.15 Uhr) der zweite in der Leineweberstadt gedrehte &bdquo;Wilsberg" über die Mattscheiben flimmert. Nach &bdquo;Face 23" im November 2019 liefern sich die bekannten Akteure um den Münsteraner Privatdetektiv mit Antiquariats-Nebenbeschäftigung mal kluge, mal flapsige verbale Schlagabtausche im Bielefelder Ambiente. Bekannte Schauplätze sind diesmal die Sparrenburg, Neustädter Marienkirche und Neustädter Straße mit Hochbunker, Goldbeck-Forum, Haus des Handwerks und Altes Rathaus. Auch gibt es wieder hübsche Panoramen der Stadt, von einer Drohne gefilmt. Bielefeld-Bezüge als Running Gag Im Herbst 2018 hatte ein 40-köpfiges Produktionsteam seinen Krimi-Drehort an den Teuto verlegt und die Bielefeld-Anteile beider Folgen in einem Rutsch gedreht. Weitere sieben Wochen folgten in Köln und Münster. Rund 100 Komparsen kamen zum Einsatz. Der verantwortliche Redakteur des Formats, Martin R. Neumann, ist ein waschechter Bielefelder und hatte in den 24 Jahren des Dauerbrenners ohnehin immer wieder Bielefeld-Bezüge in die Folgen stricken lassen, die Bielefeld-Verschwörung inklusive. &bdquo;Wilsberg" mit Leonard Lansink in der Rolle des Namensgebers ist ein Phänomen: Obgleich der Münsteraner Detektiv immer etwas lethargisch und gegenüber moderner Technik eher kritisch eingestellt daherkommt, ist die Reihe besonders bei jungen Leuten beliebt und fährt regelmäßig hohe Einschaltquoten ein. In &bdquo;Bielefeld 23" geht es, anders als im Vorgänger &bdquo;Face 23", um ein eher analoges Thema: Die vermeintliche Korruption eines städtischen Bediensteten im Zuge eines großen Bauvorhabens. Im Drogenwahn den Hausmeister attackiert Ausgerechnet Manni Höch (Heinrich Schafmeister), Wilsbergs Freund aus alten Münsteraner Tagen, soll darin eine Schlüsselrolle spielen. Von Münster aus hatte es ihn vor Jahren nach Bielefeld gezogen – an sich schon ein Sakrileg, denn die Rivalität der beiden Städte ist ja legendär. Manni hat es hier zum Bauamtsleiter gebracht. Jetzt ist er in Schwierigkeiten. Als sich Wilsberg mit Ekki (Oliver Korittke) aufmacht, den alten Kumpel rauszuhauen, sitzt dieser bereits zur Ausnüchterung in Polizeigewahrsam. Im Drogenwahn hatte er den Hausmeister des Bauamts attackiert, außerdem sind auf seinem Konto 200.000 Euro unbekannter Herkunft entdeckt worden, ein Flugticket nach Buenos Aires läuft auf seinen Namen. Höch forciert das umstrittene Bauprojekt &bdquo;Bielefeld 23", das Gerüchten zufolge wegen seiner Dimension eine benachbarte Einrichtung für behinderte Menschen gefährdet, und er hat viele Gegner. Er gerät in Verdacht, Schmiergelder vom ebenso schmierigen Bauunternehmer Helbarth angenommen zu haben. Ein Vorwurf, den der treuherzige Amtsleiter vehement bestreitet. Die Geschichte nimmt dann etwas verschwurbelt ihren Lauf: Heimliche Liebschaften kommen ans Licht, Bauamtsmitarbeiterin Becker schießt gegen den Chef. Zu allem Überfluss taucht auch noch der eitle Münsteraner Kriminalhauptkommissar und Möchtegern-007 Overbeck (Roland Jankowsky) in Bielefeld auf. Mancher Nebenstrang wirkt weit hergeholt Auf Geheiß seiner Chefin soll er ein Auge auf deren querschnittsgelähmte Patentochter Merle (Janina Fautz) haben, die in Bielefeld Psychologie studiert. Overbeck ist bald ebenfalls an dem Fall interessiert. Ein dubioser Journalist macht Stimmung gegen den Bauamtsleiter und Overbecks Bielefelder Gegenspieler, Kommissar Harald Drechshage (Stefan Haschke), liefert sich verbale Scharmützel mit dem Münsteraner Kollegen. Lustig wird’s zum Beispiel, als beide sich über die Merkmale eines echten &bdquo;Provinznests" kabbeln. Und Drechshages karatekundige Kollegin Nguyen (Mai Duong Kieu) hat ihre eigenen schlagkräftigen Argumente. Die flotten Sprüche sind ein deutliches Plus angesichts einer mitunter arg verschachtelten Handlung, deren dramaturgische Funktion sich nicht immer erschließt. Mancher Nebenstrang wirkt weit hergeholt, mancher Einfall realitätsfern: etwa die Studentin, die gleich das heißeste Eisen als freie Mitarbeiterin einer Zeitung beackern soll. Auch hätte der Folge ein weniger rasanter Szenenwechsel gut getan. Freude hingegen machen die kantigen Figuren. Und – natürlich – die in mildes Herbstlicht getauchten Locations von Bielefeld.

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