Streit über Asphalt und Tanzschritte am Bielefelder Neumarkt

Bielefeld. Trotz einer Pannenserie bei der Neugestaltung des Neumarkts ist der Platz inzwischen weitestgehend fertiggestellt. Im Oktober musste noch der zu weich geratene Asphalt auf vier Flächen zwischen Stadtbibliothek und Légère-Hotel ausgetauscht werden. Doch der neue schwarze Asphalt wirkt grob und deplatziert, sagen Passanten. Noch ein Fehler? Wir haben den Faktencheck gemacht: ASPHALT Der sogenannte &bdquo;Gussasphalt", der im Sommer für diese quadratischen Flächen ausgewählt wurde, erwies als zu weich. Wie berichtet, hatte ein Lastwagen in dem Asphalt Reifenspuren hinterlassen und auch die khaki-grüngraue Beschichtung hatte schon nach kurzer Zeit Risse gezeigt. Ende Oktober wurde die Asphaltierung ausgetauscht, sagt Winfried Dörner, zuständiger Bauleiter vom Amt für Verkehr: &bdquo;Jetzt wurde ein härterer Asphaltbeton gegossen – wie auf einem Straßenbelag." Passanten sprechen von unansehnlichen Flächen. Bei einem für 1,5 Millionen Euro neu gestaltetem Platz hätte man mehr &bdquo;Aufenthaltsqualität" erwartet, sagt ein Bielefelder. Bleibt das so? &bdquo;Nein, so bleibt es nicht", erklärt Hans-Jürgen Franz (SPD), Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks Mitte. &bdquo;Aktuell haben wir hier ein Provisorium." Wie Bauleiter Dörner erklärt sei das Aufbringen der Spezialfarbe, die nun statt der Beschichtung auf dem Asphalt geplant sei, witterungsbedingt nicht mehr möglich. Außerdem müsse noch eine politische Entscheidung her – und die ist erst im Frühjahr zu erwarten. STREIT UM TANZSCHRITTE Denn die drei quadratischen Asphaltstücke auf dem Platz haben nachträglich für eine politische Kontroverse gesorgt. In die Flächen sollten laut Plan des bundesweit tätigen Landschaftsarchitekturbüros &bdquo;Lützow 7", das in Bielefeld bereits den Kesselbrink entworfen hat, Tanzschritte für Tango, Rumba und Cha-Cha-Cha aufgeklebt werden. Ein Gestaltungselement. Doch das Thema Tanzen stieß bei den direkten Anliegern auf Widerstand. Ein Schreiben des Légère-Hotels, das bei Baudezernent Gregor Moss einging, machte deutlich, dass man dadurch Musik auf dem Platz befürchte. Hotel-Manager Marco Wehmeier sagt: &bdquo;Wir haben die Sorge, dass die Tanzschritte von Leuten genutzt werden und dabei Musik abgespielt wird." Tatsächlich tanze derzeit wöchentlich eine Gruppe mit Musik auf dem Rathausplatz. &bdquo;Wenn auf dem Neumarkt mit Musik getanzt werden sollte", so Wehmeier, &bdquo;eventuell auch abends, dann passt das nicht zu zwei Hotels und den Wohnungen, die dort liegen." KURIOS Zu allem Ungemach soll Tanzlehrer Peter Wolff (BfB) auf der Skizze einer der Tänze sogar falsche Fußfolgen erkannt haben. &bdquo;Das wäre natürlich peinlich", sagt Franz. Die Stadt prüfe das aktuell. POLITIK ENTSCHEIDET NEU Bezirksbürgermeister Franz betont: &bdquo;Die Bedenken in diesem Kontext kamen von den Hotelbetreibern und den Anliegern." Offenbar sei nicht unbedingt gewünscht, dass große Gruppen sich hier aufhalten." Franz spricht von den Folgen erhöhter Aufenthaltsqualität: &bdquo;Die Anwohner sorgen sich, wer dann künftig alles den Platz nutzen könnte." Die Politik wolle die Sorgen der Anlieger ernstnehmen, deshalb werde im Frühjahr neu über die Tanzschritte und die kritisierte Farbwahl entschieden. &bdquo;Ob die Tanzschritte kommen und in welcher Farbe oder doch andere Elemente, das muss noch abgestimmt werden." Dennoch will Franz eines betonen: &bdquo;Dieser neue Platz ist trotz der letzten Detailfragen ein Fortschritt gegenüber dem, was hier noch vor zwei bis drei Jahren war. Hier wurde wirklich eine Aufwertung erreicht." WARUM KEINE WIESE? Trotzdem sind viele Bielefelder nicht zufrieden mit der bisherigen Aufenthaltsqualität des Platzes: &bdquo;Warum wird auch dieser Bielefelder Platz fast nur mit Steinen und Asphalt gestaltet?", kritisiert ein Bürger. Zumindest zwei Hochbeete und mehrere zusätzliche Bäume sind dazugekommen. &bdquo;Wie anziehend wäre doch eine Wiese mit Blumen gewesen", fragt eine Leserin. Der Altstädter Kirchplatz gehöre mit dieser Kombination aus Großstadt und Natur zu den beliebtesten Plätzen der Stadt. Bauleiter Dörner: &bdquo;Bei schlechtem Wetter wäre so eine Wiese schnell matschig, außerdem liegt unter dem Platz eine Tiefgarage." Und dass das ein Problem für Rasen ist, habe schon der Kesselbrink gezeigt. Hier sei der Rasen trotz mehrmaliger Versuche immer wieder eingegangen. Für die Hochbeete und die Bäume am Neumarkt sei eigens eine Bewässerungsanlage nötig. Auch Franz betont: &bdquo;Eine Begrünung ist auf so einer Tiefgarage nicht möglich. 30 bis 40 Zentimeter unter dem Platz liegen bereits Betondecke und Versorgungsleitungen. Lediglich für die Bäume seien zusätzliche Erddepots geschaffen worden. AUTOVERKEHR Ungeklärt bleibt zudem die Frage nach dem Verkehr auf dem Platz. Gastronomie, Hotels und Anwohner sind auf den taxi- und Lieferverkehr angewiesen. Doch viele Parkende auf dem Neumarkt haben dazu gar keine Berechtigung. Die Idee einer Schranke, die die Zufahrt beschränken soll, wird von den Betroffenen skeptisch gesehen: &bdquo;Es sind zu viele Nutzer, die nichts miteinander zu tun haben", heißt es dort. Niemand will die Zufahrtkontrolle zentral übernehmen. Auch hier soll noch eine Lösung gefunden werden.

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