Warum Weihnachten im Krankenhaus besonders emotional ist

Bielefeld. Weihnachten im Krankenhaus? &bdquo;Das ist auf jeden Fall eine sehr emotionale Zeit", sagt Gabriela Salagean, Psychologin im Johannes-Krankenhaus. Hinter allem stehe letztendlich die große Frage: Wohin gehöre ich? Auch wenn's kein Weihnachtsabend ist wie sonst: &bdquo;Wenn Kinder und Enkel hierher kommen, dem Patienten zeigen: Mit dir zusammen zu sein ist mir wichtig, merkt man es ihnen bei der Visite am nächsten Tag an", berichtet Florian Weißinger, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Hämatologie/Onkologie und Palliativmedizin. &bdquo;Sie sind dann ganz erfüllt, können häufig auch einen Teil ihrer Trauer ablegen." Das sei eine sehr innige Zeit. Viele überlegten auch, ob es wohl das letzte Weihnachten ist. Engel seien da für die Patienten auch die Menschen, die ihre Familien zuhause ließen, um in der Klinik zu sein und zu helfen. "Hier gibt's viele Engel, die mich unterstützen" &bdquo;Es gibt aber auch Menschen, die einen Grund suchen, um sich zu Weihnachten ins Krankenhaus einweisen zu lassen", berichtet Annette Kerksiek, Krankenpflegerin mit 40 Jahren Berufserfahrung. &bdquo;Sie sind einsam und wollen nicht allein zuhause sein. Wir lesen am Heiligabend gemeinsam Geschichten und singen, zur Kaffeezeit werden alle Türen zu den Zimmern aufgemacht." Sehr feierlich sei, wenn um 18 Uhr das Glockengeläut mehrerer Kirchen in der Umgebung zu hören sei. Oder auch, wenn der Posaunenchor ums Haus zieht. &bdquo;Ich habe an Weihnachten immer gern gearbeitet." &bdquo;Hier gibt's viele Engel, die mich unterstützen, mir Kraft und Ruhe geben, damit ich gelassener weitergehen kann", sagt Irmhild Buchholz. Sie ist als Schmerzpatientin für 16 Tage im Krankenhaus, darf zu Weihnachten nach Hause. Ihr Krebs sei geheilt. Dafür sei sie sehr dankbar. &bdquo;Ich hatte viele Schutzengel und sehe nur noch das Positive", sagt sie. Jemand, der da ist, ein offenes Ohr hat: Das zu spüren, bedeute für Patienten gerade zu Weihnachten sehr viel. &bdquo;Manche nutzen die Zeit auch, um Bilanz zu ziehen, sich zu fragen, was man nicht mehr braucht und loslassen kann", sagt Psychologin Gabriela Salagean. Weihnachten geht es um Existenzfragen, ergänzt Pastor Philipp Kratzmann, Krankenhaus-Seelsorger. Und darum, was Heimat bedeute. Zeit und Raum für Gespräche seien gefragt. Beeindruckende Geschichten des Schüler &bdquo;Wo trifft man Engel, die Mut und Hoffnung schenken? Wer ist für mich ein Engel? Und: Kannst nicht auch du ein Engel sein?" Mit diesen Fragen haben sich die Siebtklässler am Bielefelder Ratsgymnasium im Religionsunterricht beschäftigt. Und beeindruckende Geschichten aufgeschrieben und gemalt. Ihre mutmachenden Werke haben sie jetzt ins Johannes-Krankenhaus gebracht. Auf verschiedenen Stationen bringen sie Patienten, Angehörigen, aber auch Pflegern und Ärzten Hoffnung und Zuversicht. Die Werke zeigen: Engel sind überall anzutreffen, wenn man sie sieht. Ein paar der Engel, die den Schülern in diesem Jahr begegnet sind: Mein kleiner Bruder, der mich getröstet hat, als ich traurig war. Eine Frau auf der Straße war ein Engel für mich, als ich 10 Euro verlor, rannte sie hinter mir her und gab mir das Geld. Kämpfen statt aufgeben Mein Trainer, weil er mich immer unterstützt und motiviert hat, als ich aufgrund einer Verletzung meine eigenen Erwartungen an die Wettkampfsaison nicht realisieren konnte. Er hat an mich geglaubt und mir geholfen, nicht aufzugeben, sondern zu kämpfen. Meine Mutter, weil sie mir immer Mut zuspricht und mir so viel ermöglicht. Sie bringt mich immer zum Lachen und macht aus einem schlechten Tag einen guten. Mein Freund hat mir, als ich krank war, die Hausaufgaben gebracht und mir alles, was ich noch nicht so richtig verstanden hatte, noch einmal erklärt. Ein Junge aus einer anderen Klasse, denn er hat mir gezeigt, dass es unwichtig ist, wie man aussieht. Die letzten Zeiten mit dem Opa Ein fremder Mann, als er mir gezeigt hat, wie die Türen in der Straßenbahn aufgehen, als ich das erste Mal alleine Bahn gefahren bin. Mein Lehrer, weil er mir geholfen und mir viel Mut zugesprochen hat. Mein Opa, als er mir gesagt hat, wie lieb er mich hat. Und als er mir gesagt hat, dass er sich immer so freut, mich zu sehen. Eine Bäckerin, der ich das fehlende Geld fürs Brot am nächsten Tag mitbringen konnte. Jemand aus meiner Klasse, der den Ordnungsdienst für mich übernommen hatte, als ich ganz schnell zum Bus musste. Menschen, die Flüchtlingen helfen. Die letzten Zeiten mit meinem Opa, der noch einmal mit mir Spaß hatte und seine letzte Zeit mit mir verbracht hat. Unser Freund, weil er nicht gestorben ist und halbwegs gesund durch das Jahr gehen konnte. Meine Patentante, weil sie mir sagt, dass ich wichtig für sie bin. Eine ältere Dame in der Bahn: Als ich mit meinen Krücken laufen musste, hat sie mir Platz gemacht, obwohl sie selber Rückenprobleme hatte. Mein Bruder: Er hat im Moment sehr viel Stress und nimmt sich trotzdem oft Zeit für mich. Maximilian bastelte aus einem Buchständer einen Engel mit einem Spiegel als Gesicht. Und fragt: &bdquo;Wann kannst du zu einem Engel werden?"

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