Legionellen-Bericht des Gesundheitsamtes bringt AWO in Bedrängnis

Bielefeld. Falsch eingebaute und damit wirkungslose Filter: Erstmals bestätigt das Gesundheitsamt, dass in der besonders kritischen Phase der Legionellen-Krise im AWO-Seniorenzentrum in Baumheide schützende Sterilfilter im ersten Versuch falsch eingebaut worden sind. Auf Anfrage der FDP schildert die Behörde das Dilemma in einem zehnseitigen Bericht so: &bdquo;Nach interner Analyse im Gesundheitsamt, wie es zu einem Legionellenbefall nach dem Einsatz der Filter kommen konnte, erfolgten am 06.08.2019 per E-Mail Nachfragen beim Betreiber zum fachgerechten Einsatz der Filter. Auf dieser Basis der Nachfragen und Hinweise teilte der Betreiber mit, dass die Mängel, die tatsächlich beim Einbau der Filter durch die Fachfirma entstanden seien, behoben werden." Als Betreiber des Seniorenzentrums fungiert der AWO Bezirksverband OWL. Die Krise begann am 23. April mit einer Routine-Beprobung auf Legionellen in dem Altenheim und ergab einen erhöhten Wert von 4.300 KBE / 100 ml, worauf die Verantwortlichen handeln mussten. Dieser Pflicht sei die AWO laut Gesundheitsamt auch mit &bdquo;geeigneten Maßnahmen" nachgekommen. Zwei Tote und zwei Erkrankte Trotzdem infizierten sich in den folgenden Wochen die ersten beiden Menschen in dem Haus mit den Bakterien und erkrankten an der lebensgefährlichen Legionellose – das Drama nahm seinen Lauf: Bis zur Schließung des Seniorenzentrums in dieser Woche starben ein Bewohner des Hauses sowie eine Pflegerin. Eine Mitarbeiterin des Sozialen Dienstes überlebte die Krankheit mit bleibenden Schäden. Und als die Betreiber nach weiteren Maßnahmen die Bewohner und Mitarbeiter in Sicherheit wähnten, steckte sich ein weitere Bewohner an. Der 91-Jährige überlebte ebenfalls, bleibt aber auf die künstliche Zufuhr von Sauerstoff angewiesen. Wie sich der Mann infizieren konnte? Ein Passus aus dem Protokoll auf Seite 9 könnte einen Hinweis geben: &bdquo;Bei einer weiteren Begehung am 30.10.2019 durch das Gesundheitsamt wurde festgestellt, dass noch nicht alle Waschtische einen Filter haben. Dies sollte aber als Vorsichtsmaßnahme umgesetzt werden, da nicht klar war, wie der vierte Erkrankungsfall entstehen konnte. Dies wurde vom Betreiber innerhalb von zwei Tagen nachgeholt." Gesundheitsamt gesteht Fehler ein Auf zehn Seiten erklärt das Gesundheitsamt der kommunalen Politik und der Öffentlichkeit, was die Behörde zwischen Frühjahr und Herbst dieses Jahres alles unternahm, um die Legionellen-Krise im AWO-Seniorenzentrum in Baumheide abzuwenden. Das Protokoll richtet sich primär an die Mitglieder des Sozial- und Gesundheitsausschusses des Bielefelder Rates und soll dort am kommenden Dienstag in öffentlicher Lesung diskutiert werden. Bisher gab es eine Chronologie der Ereignisse nur auf Basis der NW-Recherchen. Diese wird durch das Dokument der Behörde in allen Punkten bestätigt. Doch es Und gleichzeitig Anlass bietet für weitere Fragen. Denn laut der Informationsvorlage will das Gesundheitsamt von den beiden Todesfällen erst durch die Berichte in der NW erfahren haben. Eklatante Kommunikations-Pannen Diese Darstellung der Geschehnisse irritiert allerdings. Denn die NW hatte anonyme Hinweise auf die Todesfälle erhalten, die dann vom Gesundheitsamt auf Nachfrage bestätigt wurden. Sozialdezernent Ingo Nürnberger, in dessen Namen der Bericht verfasst wurde, kündigte zu dem offensichtlichen Widerspruch weitere Untersuchungen innerhalb der Behörde an. Mangelhafte Kommunikation sieht der Behördenchef in seiner Schlussfolgerung seines Berichtes auch als eine Ursache für die Krise von Baumheide. Um solche kritischen Situationen wie in Baumheide in der Zukunft besser zu managen, prüft das Gesundheitsamt &bdquo;... die eigenen Abläufe und Standards der Bearbeitung der Aufgaben im Zusammenhang mit der Trinkwasserverordnung. Dabei sollen auch die Kommunikationsstrukturen zwischen Gesundheitsamt und Betreiber mit auffälligen Befunden betrachtet werden." Und auch &bdquo;zwischen Gesundheitsamt und der Heimaufsicht sollen verbesserte Kommunikationsstrukturen erarbeitet werden." Der Dienstag wird zeigen, wie Politik und Öffentlichkeit auf das Dokument reagieren. Wenn das Gremium am Dienstag um 17 Uhr im Rathaus tagt, beantwortet der Sozialdezernent hoffentlich auch die vielen offenen Fragen.

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