Oh Du voll verzuckerte Weihnachtszeit: Fröhlich geht anders, wie dieser Selbstversuch zeigt

Bielefeld. Weihnachtszeit – Zeit, die Teller zu füllen. Fürs Schlickern und Naschen. Eine Zeit, in der wir die kleinen Tierchen namens Kalorien, die nachts heimlich die Klamotten enger nähen, gerne verdrängen. Das Ergebnis zeigt sich dann im Frühjahr – und sorgt für alles, nur nicht Frühlingsgefühle. Der nachfolgende kleine Test soll kein Spaßverderber sein, er ist quasi eine Art Selbsttherapie des Autors; und ist leider bestens dafür geeignet, Depressionen aufkommen zu lassen. Der kleine Test kostet 40 Euro. Für jeweils 20 Euro fülle ich zwei Nasch-Teller – einen mit Obst, einen mit Süßigkeiten. Und wiege nach, rechne nach, denke nach. Wie viel bekomme ich für 20 Euro? Und wie viele Kalorien kann ich eigentlich für 20 Euro in meinen Körper pumpen? Ran ans Obst Also, ab in die Obstabteilung. Die ist in meinem Markt zur Weihnachtszeit nur noch unwesentlich größer als die Süßigkeitenfront. Ich bin auf jeden Fall perfekt vorbereitet: Vorher habe ich nachgelesen, welches Obst besonders wenig Kalorien hat. Bananen sind damit raus, Weintrauben und Feigen auch. Also: Ran an die Äpfel, an weihnachtliches Obst wie Clementinen und Orangen. Hinzu kommen drei Kiwis und eine Kaki, eine Mango und eine Ananas, eine Grapefruit und jahreszeitlich eher zweifelhaftes Obst wie Blaubeeren und ein Stück Wassermelone. Wow, da ist ja richtig was drin im Korb, das ist eine Menge für 20 Euro. Knapp zehn Kilo Obst (9.560 Gramm) habe ich für meinen Teller beieinander – bunt ist die Mischung, toll sieht sie aus, sie riecht sogar verdammt gut. Und nun die Rechnung: Kalorie um Kalorie kommt zusammen, am Ende sind es immerhin 4.660 Kalorien. Ziemlich exakt kommt eine Kalorie auf zwei Gramm Obst. Ab zur Zuckerfront Und nun ran an die fettige Zuckerfront, dahin, wo schon seit Monaten Weihnachten ist. Schokoküsse, einige Zuckerschaumwaffeln, Caramel-Popcorn, Zucker-Fondant, ein Schoko-Weihnachtsmann, dazu natürlich Marzipankartoffeln, Lebkuchen-Oblaten, Dominosteine sowie ein Marzipanbrot, noch einige Ferrero-Küsschen und noch zwei Tafeln Schokolade (weiße Crisp und Spekulatius-Geschmack, na klar). Am Ende habe ich für meine 20 Euro gut zwei Kilo Süßigkeiten bekommen. Und die Kalorien? Rechne, rechne – och, denke ich, das geht ja: Weniger als 10.000 – ganz genau sind es 9.900 Kalorien. Als ich aber ausrechne, was das pro Gramm Lebensmittel bedeutet, wird mir schnell das ganze Desaster auf dem Weihnachtsteller deutlich. Könnte ich beim Obst für eine Kalorie zwei Gramm Obst essen, ist es bei den Süßigkeiten mit 0,2 Gramm nur ein Zehntel davon. Zwei Ferrero-Küsschen oder die ganze Schale Blaubeeren - so sieht der Vergleich aus. Sechs Stück Butter am Körper Wie desaströs der Süßigkeitenteller für mich wäre, zeigen mir weitere Fakten: Ich brauche als Mann Anfang 50 etwa 2.500 Kalorien täglich – würde ich all das Süßkram zusätzlich in mich hineinstopfen (ja, das schaffe ich ... leider), wären das schlicht und einfach vier volle Tage pure extra-Kalorien. An jedem dieser Tage würde ich mir anderthalb Stück Butter auf die Rippen, naja, besser auf die Ringe draufpacken. Sechs Stück binnen vier Tagen. Und um das dann im Frühjahr wieder abzutrainieren, müsste ich fast 17 Stunden lang joggen. Oder mehr als 22 Stunden lang radeln. Oder 19 Stunden lang rudern. Auch das alles natürlich oben drauf auf mein sonstiges, eher überschaubares Bewegungsmuster. Frühlingsgefühle kommen da genauso wenig auf wie eine besinnliche Weihnachtsstimmung. Ich wusste gar nicht, dass 20 Euro so viel Frust auslösen können. Aber: nicht müssen. Und das ist eben auch eine Erkenntnis aus diesem kleinen Test. Zumal der Obstteller auch drastisch weniger Müll erzeugt.

Meistgelesen