Fridays for Future in Bielefeld kündigt "radikale Schritte" an

Bielefeld. Ruhig ist es zuletzt um den Bielefelder Ableger von Fridays for Future (FFF) geworden. Ist den jungen Demonstranten etwa die Luft ausgegangen? David Nalimov lacht, als er davon hört. &bdquo;Wir werden nicht leise und ruhen uns nicht aus. Wir werden unbequemer", kündigt der 15-Jährige an. Auftakt bildet eine Doppel-Demonstration am Freitag, 29. November. Dann soll sich zusätzlich zum traditionellen Demo-Zug erstmals auch eine Fahrrad-Demo in Bewegung setzen. Mehr als 1.000 Teilnehmer werden erwartet. Nalimov und die weiteren Organisatoren glauben: &bdquo;An dem Tag werden wir wahrscheinlich die ganze Stadt blockieren." Radikale Schritte wie diese seien nötig. Die Klima-Protestler fühlen sich hingehalten und vertröstet. Der im Sommer ausgerufene Klimanotstand für Bielefeld sei nichts weiter als Symbolpolitik. &bdquo;Es ist peinlich, dass seitdem nichts passiert ist", sagt Nalimov. Deshalb müsse die Bewegung unbequemer werden. Was das konkret bedeutet, lassen die Bielefelder Organisatoren offen. Das müsse jede Stadt für sich entscheiden. Doch die Doppel-Demo Ende November sei ein erster Schritt. Ihre konkreten Forderungen an die Stadt wollen die Aktivisten am Tag der Demo vortragen. &bdquo;Wir fordern einen Ausbau des ÖPNV, mehr Radwege, den Ausbau der Erneuerbaren Energien und wenn möglich einen kostenlosen Nahverkehr", sagt Lina Strotmann. Auf die Anmerkung, dass das aber Zeit brauche, antworten die jungen Aktivisten fast gebetsmühlenartig: &bdquo;Wir haben aber keine Zeit mehr. Wir müssen jetzt handeln." Die Klimakrise sei nicht irgendeine Krise. Nalimov: &bdquo;Es geht um Leben und Tod." Und wieder: &bdquo;Wir haben keine Zeit mehr." Vom geplanten Fahrrad-Parkhaus haben sie noch nichts mitbekommen Dass sich der Bielefelder Ableger von Fridays for Future als Teil einer internationalen Bewegung versteht, zeigt auch ein Blick hinter die Kulissen. Vom derzeit heiß diskutierten Fahrrad-Parkhaus unter dem Jahnplatz hatten die Aktivisten noch nichts mitbekommen. Ebenso wenig von hitzigen Diskussionen um ein aktuelles Expertengutachten, welches Bedenken an den Mobilitätsplänen der Stadt äußert. Stattdessen berichtet Nalimov von einem Treffen in Lausanne in der Schweiz. Bei dem waren im August FFF-Vertreter aus 40 Ländern zusammengekommen. &bdquo;Das war ein tolles Erlebnis und super, um sich zu vernetzen", sagt der Schüler. Die Bewegung habe ihre Forderungen damals kritisch hinterfragt. Sind sie angemessen? Verlangen wir zu viel? Mit dem Ergebnis: &bdquo;Nee, wir müssen jetzt sogar richtig Gas geben." Fast jeden Sonntag nimmt Nalimov als Bielefelder FFF-Delegierter an einer bundesweiten Telefonkonferenz teil. Dann ist er Vertretern aus 150 Städten und Wissenschaftlern zugeschaltet. Die Konferenz dauere bis zu vier Stunden. Die Themen seien verschieden. Auch auf eine riesige interne Datenbank habe er Zugriff. &bdquo;Ich kann mit Experten und Wissenschaftlern aus verschiedenen Ländern in Kontakt treten. Das ist super." &bdquo;Wir machen quasi den Weg frei" Diese Zusammenarbeit halten die jungen Aktivisten für wichtig. &bdquo;Wir wissen ja nicht viel über den Klimawandel. Aber wird sind das Mundwerk der Experten, die seit Jahren ignoriert wurden." Nalimov: &bdquo;Wir machen den Weg frei." Dabei blickt er stolz auf die Demo Ende September zurück, bei der fast 12.000 Bielefelder auf die Straße gegangen waren. &bdquo;Wir haben innerhalb eines Jahres viel erreicht, ohne selber in der Politik zu sein." Die Bewegung habe die Macht, Druck zu erzeugen – und dadurch Dinge zu verändern. Ein Anbiedern an politische Parteien wollen die Aktivisten vermeiden – und sich klar abgrenzen. Sie verstehen sich als &bdquo;überparteiliche Opposition" und wollen das auch nach außen hin zeigen. So seien zum Beispiel Parteiflaggen während der Demos nicht erwünscht. Wie schwer das ist, bekamen die jungen Aktivisten kürzlich während des Grünen-Parteitags in Bielefeld zu spüren. &bdquo;Einige unserer Vertreter durften eine Rede halten. In einigen Medien wurden sie leider als die ’Grüne Jugend’ betitelt", sagt Lina Strotmann. &bdquo;Das sind wir definitiv nicht." "Wir werden richtig laut sein" Stattdessen durchmische sich die Bewegung. Eine FFF-Hochschulgruppe an der Uni wachse rasant, auch der Ableger Scientists for Future (Wissenschaftler) gehe in Bielefeld in einigen Wochen an den Start. 15 Aktivisten bereiten aktuell die anstehende Doppel-Demo vor. &bdquo;Ein krasser Aufwand", wie Nalimov sagt. Allein über ihre Whats-App-Gruppen erreichten sie 1.000 Menschen. Bei ihrer jüngsten Demo durch die City kamen nur rund 30. Ein Ausrutscher. &bdquo;Am Freitag werden es richtig viele. Wir werden richtig laut sein, damit jeder mitbekommt, dass die Klima-Krise real ist."

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