Gefährliche Bakterien: AWO-Seniorenheim in Bielefeld wird geräumt

Bielefeld. Das wegen zweier Legionellen-Toter bereits in den Fokus der Justiz geratene Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Baumheide wird so schnell wie möglich für noch ungewisse Zeit geschlossen. Allerdings müssen zuerst noch Heimplätze für die aktuell 100 Bewohner gefunden werden. Ursache für die Schließung ist die Legionellen-Erkrankung eines weiteren Heim-Bewohners: Als Siegfried B. (Name von der Redaktion geändert) im Juni diesen Jahres auf seinen Wunsch hin endlich in sein neues Domizil in Baumheide einziehen konnte, da kämpften die Betreiber der Einrichtung bereits gegen die lebensgefährlichen Legionellen (siehe Chronik). Die Freude an seinem neuen Heim währte allerdings nur kurz, denn seit vierzehn Tagen kämpft der 91-jährige Senior in einem Bielefelder Krankenhaus um sein Leben. Nachdem die Klinik die meldepflichtige Infektion dem Gesundheitsamt mitgeteilt hatte, habe die Behörde heute die AWO informiert. AWO und Stadt stehen vor einem Rätsel In einer Stellungnahme äußert die AWO ihre Ratlosigkeit darüber, wie es zu der abermaligen Erkrankung eines Bewohners kommen konnte: &bdquo;Nach menschlichem Ermessen haben wir das nicht für möglich gehalten, da wir in den vergangenen Monaten nach Bekanntwerden des Legionellenbefalls in enger Absprache mit dem Gesundheitsamt alle nach dem Stand der Technik erforderlichen und auch darüber hinausgehenden Maßnahmen ergriffen hatten, um Erkrankungsrisiken auszuschließen. Wir haben mehrfach thermisch desinfiziert, weiterhin die Wasserleitungen beprobt, Filter an allen Abnahmestellen eingebaut und eine Gefährdungsanalyse erstellen lassen. Aufgrund dieser getroffenen Maßnahmen können wir uns diese Erkrankung eines Bewohners nicht erklären", heißt es. Auch die Stadt Bielefeld kann sich den erneuten Legionellenfall in Baumheide nicht erklären: &bdquo;Nach Augenscheinnahme durch das Gesundheitsamt wurden keine Fehler in der Handhabung der Filter festgestellt. Auch die Umsetzung des Sanierungsplans verlief bislang wie vereinbart." Zufall rettet Patient das Leben Ute B., Tochter des jüngsten Legionellen-Opfers, erhebt schwere Vorwürfe gegen die Heimleitung: &bdquo;Wieso informierte niemand aus dem Heim die Ärzte über die Legionellen-Historie des Hauses?" Wie der behandelnde Mediziner gegenüber der Familie erklärt habe, sei es einem glücklichen Umstand zu verdanken, dass der Patient überhaupt noch lebe: Weil das klassische Antibiotikum nicht wirkte, das bei typischen Lungenentzündungen gegeben werde, wählten die Ärzte die härtere Variante, die auch gegen Legionellen zum Einsatz komme, sagt Ute B. Das habe ihrem Vater bisher das Leben gerettet. Während die AWO der Klinik offenbar keine Infos zukommen ließ, so informierte sie am Montagmittag in einer Personalversammlung ihre Mitarbeiter über die neue Situation. Dazu heißt es in der Presseerklärung, dass ein Konzept zum vorübergehenden Einsatz der Beschäftigten in den anderen Häusern der AWO erarbeitet werde. Wie Angehörige gegenüber der NW mitteilten, sollte am Montagabend das erste Gespräch mit den Bewohnern sowie deren gesetzlichen Vertretern stattfinden. Krisen-Sitzung zum Betten-Engpass Wie die Stadt ihrerseits mitteilte, hält das Sozialdezernat die Schließung der Einrichtung für angemessen und geboten, auch wenn sie für die Bewohner und ihre Angehörigen eine erhebliche Belastung darstelle. Weil die Seniorenheime der AWO nicht über genügend leere Betten verfügen, soll am Mittwoch ein Meeting mit den Betreibern von weiteren Seniorenheimen die Situation über den temporären Verbleib der betroffenen Menschen klären. Inzwischen kämpft der vierte Erkrankte aus der Einrichtung in Baumheide um sein Leben: &bdquo;Darüber sind wir tief betroffen", teilt die AWO mit. Währenddessen besteht bis zum vollständigen Vollzug der vorübergehenden Betriebseinstellung erneut ein Duschverbot." Die Stadt präzisiert diese Info in ihrer Stellungnahme mit einem &bdquo;absoluten Duschverbot".

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