Brandstifter gesucht: Bielefelder Kripo jagt mysteriösen Feuerteufel

Bielefeld. Die Brandermittler der Bielefelder Kripo haben aktuell alle Hände voll zu tun. Bei mindestens fünf der sechs jüngsten Brände in den vergangenen viereinhalb Wochen ist von Brandstiftung auszugehen. Ist ein neuer Feuerteufel in Bielefeld unterwegs? Für den Laien macht es den Anschein. Doch Polizeisprecher Michael Kötter ist mit solchen Rückschlüssen noch sehr vorsichtig: "Wir müssen erst einmal genügend Fakten sammeln, um sicher sagen zu können, dass hier der oder die gleichen Täter aktiv waren." Wie berichtet, hat die Kripo inzwischen die "Ermittlungskommission Flamme" eingerichtet, um schneller Ergebnisse liefern zu können. Doch die sind bisher dürftig: Am Montag inspizierte ein Brandsachverständiger die Tatorte vom Wochenende. Gutachter kann technischen Defekt als Ursache nicht ausschließen Bei dem Feuer vor einem Mehrfamilienhaus am Fritz-Meister-Weg, bei dem Samstagfrüh eine Wohnung durch die Flammen auf einer Terrasse unbewohnbar wurde und eine Nachbarin eine Rauchvergiftung erlitt, kann "der Gutachter einen technischen Defekt bisher nicht ausschließen", erklärt Polizeisprecherin Hella Christoph. Das heißt, im Umkehrschluss eigentlich nur, dass hier nicht nur eine Brandstiftung in Frage kommt. Bei dem Feuer auf dem Baumarkt-Außengelände an der Beckhausstraße, das keine zwei Stunde später nur wenige hundert Meter vom ersten Brand entfernt ausbrach, liege bisher noch kein Ergebnis vor. Nach Informationen der Lokalredaktion soll am Tatort aber Brandbeschleuniger gefunden worden sein. Polizeisprecher Kötter kann das nicht bestätigen: "In beiden Fällen haben wir den Verdacht auf Brandstiftung. Doch die Auswertung der Spuren dauert weiter an. Noch können wir keine Aussagen dazu treffen." Entscheidend ist der "Modus Operandi" Für die Ermittler der "EK Flamme" ist für die Aufklärung der "Modus Operandi" eines Brandstifters ein wichtiges Indiz. Es geht also um die Frage, ob die Brandlegung immer auf dieselbe Art und Weise passierte. Ist dies der Fall, ist die Wahrscheinlichkeit für nur einen Täter besonders groß. Weil aber genau diese Details wichtiges Täterwissen sind, geht die Polizei damit nicht an die Öffentlichkeit. Kriminologen wissen, dass Serienbrandstifter im Verlauf der Zeit immer häufiger zur Tat schreiten. Es könne also sein, dass zunächst lange Zeiträume zwischen den ersten Brandlegungen liegen. Später nehmen die Abstände spürbar ab. Die jüngste Serie unaufgeklärter Taten in Bielefeld weist theoretisch eine solche Eskalation auf. Nachdem am 1. Dezember 2018 an der Stadtheider Straße zahlreiche Spraydosen auf einem brennenden Sattelauflieger explodierten, war lange Ruhe. Im Juli dann zwei Brandstiftungen, die auf den ersten Blick wenig Gemeinsamkeiten aufweisen. Am 10. Juli brennen Paletten auf einem Firmengelände, am 24. Juli versucht jemand im Dürkopp-Viertel einen Mercedes abzufackeln. Nur zwei Tage später brennt es gleich zwei Mal Eineinhalb Wochen später gelingt dieses Vorhaben: Am 4. August brennen dort sechs Fahrzeuge und ein kompletter Carport ab. Vier Tage später brennen zwei Lastwagen an der Wilhelm-Bertelsmann-Straße. Es dauert anschließend nur zwei Tage, bis es wieder brennt. Diesmal gleich zweimal in unmittelbarer Nähe - am Fritz-Meister-Weg und auf dem Baumarkt-Gelände. Ist das ein Zufall oder die Serie eines Serienbrandstifters? Samstag, 1. Dezember 2018, 3.15 Uhr, Stadtheider Straße: Auf dem Gelände einer Spedition explodieren zahlreiche Spraydosen, die auf einem abgestellten Sattelauflieger in Brand geraten sind. Zwei weitere Lastwagen dort brennen aus. Die Kripo geht später von Brandstiftung aus. Der Täter bleibt unbekannt. Mittwoch, 10. Juli, 1.45 Uhr, Sudbrackstraße: Brand einiger Paletten auf dem Gelände der Firma Gehring (Alba Gewürze). Die Kripo geht von Brandstiftung aus. Der Täter wurde nicht ermittelt. Mittwoch, 24. Juli, kurz vor Mitternacht, Dürkopp-Viertel: Brandanschlag auf einen Mercedes B-Klasse. Vermutlich ließ der Täter einen Grillanzünder auf einem Vorderrad liegen. Es entstand ein Schaden von einigen 1.000 Euro. Sonntag, 4. August, 0.30 Uhr, Dürkopp-Viertel: Unbekannte zünden unter einem Carport an der Hermann-Kleinewächter-Straße sechs Fahrzeuge an, der Carport brennt ab, das benachbarte Gebäude wird beschädigt. Ein Gutachter bestätigte schnell den Verdacht der Kripo: Brandstiftung. Donnerstag, 8. August, 22.50 Uhr, Wilhelm-Bertelsmann-Straße: Auf einem Abstellplatz geht das Heck zweier Lastwagen in Flammen auf. Die Feuerwehr kann ein Übergreifen auf weitere sieben Sattelzüge verhindern. Sachschaden: 50.000 bis 80.000 Euro. Die Kripo vermutet Brandstiftung. Samstag, 10. August, 1.10 Uhr, Fritz-Meister-Weg: Auf der Terrasse eines Mehrfamilienhauses bricht ein Feuer aus, das auf die Wohnung einer fünfköpfigen Familie übergreift, die im Urlaub weilt. Die Wohnung ist nicht mehr bewohnbar. Zwei Nachbarn erleiden Rauchvergiftungen. Ein Gutachter kann als Brandursache einen technischen Defekt nicht ausschließen. Samstag, 10. August, 2.55 Uhr, Beckhausstraße: Auf dem Außengelände eines Baumarktes geht Kaminholz in Flammen auf. Sprinkleranlage und Feuerwehr verhindern einen Großbrand. Die Brandursache ist laut Kripo noch unklar. Nach NW-Informationen soll hier Brandbeschleuniger gefunden worden sein.

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