Maschinenbau

Bielefelder Konzern DMG Mori will ab 2020 CO2-neutral produzieren

Der Bielefelder Konzern DMG Mori will schon im nächsten Jahr Kohlendioxid-neutral sein. Kurzarbeit ist kein Thema für das Unternehmen. Wie DMG die heraufziehende Krise ohne Entlassungen bewältigen will

Identifiziert sich mit seiner Aufgabe: Christian Thönes, Vorstandsvorsitzender der DMG Mori AG. | © DMG Mori

Stefan Schelp
30.07.2019 | 31.07.2019, 08:17

Bielefeld. Wenn es einen Chef gibt, der von seinem Unternehmen zu 100 Prozent überzeugt ist, dann ist das ganz sicher Christian Thönes. „Wir haben das spannendste Produkt in ganz Bielefeld", sagt der Vorstandsvorsitzende der DMG Mori AG. „Und wir wollen der attraktivste Arbeitgeber sein."

Und weil das noch nicht reicht, gibt er für den Werkzeugmaschinenbauer das nächste hohe Ziel aus: Schon nächstes Jahr will der Konzern eine CO2-neutrale Bilanz vorlegen. „Das ist sehr ambitioniert", räumt Thönes ein. „Dieses Ziel steckt sich kein anderes Unternehmen. Damit sind wir zehn Jahre schneller als Siemens. Die wollen erst 2030 CO2-neutral sein."

50.000 Tonnen Kohlendioxid

50.000 Tonnen Kohlendioxid stößt der Konzern pro Jahr aus. Eine gigantische Menge. Als „Riesenschritt in die richtige Richtung" bezeichnet Thönes daher die Entscheidung, künftig nur noch „grünen Strom" zu beziehen. Der Rest-Ausstoß solle dann über den Kauf von sogenannten CO2-Zertifikaten abgedeckt werden.

Zwar produziert das Unternehmen am Bielefelder Standort selbst rund zehn Prozent des Stromverbrauchs über Photovoltaik und andere regenerative Energiequellen. Aber das allein reicht bei weitem nicht aus. „Wir brauchen den ganzheitlichen Ansatz und setzen damit ein Zeichen als moderner Arbeitgeber", sagt Thönes. Das sei ein wichtiges Signal in Richtung Mitarbeiter, Lieferanten, Kunden und Aktionäre.

Auftragseingang geht zurück

Die wirtschaftlichen Kennzahlen des Unternehmen stimmen ohnehin. Umsatz, Ergebnis, Marge – alle Werte zeigen nach oben

Dass der Auftragseingang – wie geplant – nach dem ersten Halbjahr um zehn Prozent hinter dem Vergleichszeitraum zurückbleibt, ficht Thönes nicht an. Andere Unternehmen seien von Rückgängen von bis zu 50 Prozent kalt erwischt worden. Nicht so DMG. „Wir bleiben auf dem Gas", versichert der Vorstandsvorsitzende. „Wir bespielen 42 Branchen. Dadurch sind wir nicht so stark abhängig von der Automobil-Industrie wie andere."

Dass die schlechten Nachrichten rundherum zahlreicher werden, lässt Thönes nicht zweifeln. Den möglichen Brexit, auch die Folgen eines Handelskriegs, seien bei den DMG-Planungen bereits eingepreist. Vielfach werde die Krise ohnehin nur herbeigeschrieben. Zu erwarten sei kein „Einbruch, sondern ein Umbruch", sagt Thönes.

Ohne große Entlassungen

Möglicherweise werde die wirtschaftliche Situation noch einige Quartale schwierig bleiben, glaubt allerdings auch er. Doch der Vorstandsvorsitzende verspricht: „Wir kommen ohne große Entlassungen da durch." Auch Kurzarbeit sei kein Thema.

Zehn Jahre lang habe DMG Mori gute Zahlen erreicht. Da sei es an der Zeit, den Mitarbeitern etwas zurück zu geben. „Sie haben für den Erfolg gearbeitet, jetzt haben sie Sicherheit und Stabilität verdient." Die Menschen wollten Orientierung. „Das müssen wir als Marktführer liefern."

Emo mit Feuerwerk der Innovationen

Orientierung soll darüber hinaus vor allem auch die größte Werkzeugmaschinen-Messe weltweit, die Emo in Hannover, liefern. „Ein Feuerwerk von Innovationen" werde DMG dort liefern, allein 30 neue digitale Lösungen werde man präsentieren. Unmittelbar vor der Messe hat Thönes außerdem 300 Top-Entwickler des Konzerns zum viertägigen Entwicklungs-Gipfel ins Mutterhaus nach Bielefeld eingeladen.

Zur Messe selbst kommen zudem 150 Top-Trainees aus dem japanischen Mori-Mutterkonzern, um sich einen Eindruck von der Innovationskraft des deutschen Konzerns zu machen.

INFORMATION


Halbjahresbilanz:


  • Umsatz: 1,28 Milliarden Euro (+5 Prozent)

  • Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT): 103,4 Millionen Euro (+11 Prozent)

  • Gewinn nach Steuern (EAT): 71,8 Millionen Euro (+11 Prozent)

  • Auftragseingang: 1,4 Milliarden Euro (+10 Prozent)

  • EBIT-Marge: 8,1 Prozent (Vorjahr: 7,7 Prozent)

  • Die Prognose für das Gesamtjahr 2019 hat DMG Mori bestätigt: Auftragseingang von rund 2,6 Milliarden Euro, Umsatz: rund 2,65 Milliarden Euro, EBIT: 200 Millionen Euro