Bielefelder ärgern sich über hohe Ticketpreise bei Bus und Bahn

Bielefeld. Die Stadt will den Autoanteil in den kommenden elf Jahren halbieren. Viele Bürger würden aber am liebsten schon jetzt auf Bus und Bahn umsteigen. Doch dafür reichen die aktuellen Verkehrsstrukturen nicht aus. Das bemängelten Bürger nicht zuletzt während einer Podiumsdiskussion am Mittwoch mit Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD). Ob Fahrradwege, Busanbindung oder E-Mobilität: Es hake an vielen Stellen. Auch Forderungen nach günstigeren Tickets wurden laut. Ein Dorn im Auge ist vielen Bielefeldern das schlechte Busangebot in den Randbezirken. &bdquo;Ich wünsche mir eine bessere Anbindung zum öffentlichen Nahverkehr mit engerer Taktung bis in den Abend hinein", sagt Perry Walczok aus Senne. Auch in Hillegossen werde es abends eng, wie Henry und Susanna Pietzsch berichten. Der letzte Bus aus der City fahre bereits gegen 20.30 Uhr zurück. Da es keinen Nachtbus gebe, müsse das Ehepaar häufig ein Taxi rufen. Manchmal sogar, um von der Arbeit nach Hause zu kommen. &bdquo;Die Kosten kommen auf unsere Monatstickets bei MoBiel noch oben drauf", sagt Susanna Pietzsch. Das sei für Geringverdiener eine enorme Belastung. Einige Bürger fordern deshalb günstigere Tickets für Bus und Bahn. Eine Busfahrt sei für zwei Personen am Wochenende von Jöllenbeck in die City teurer als eine Fahrt mit dem Auto, inklusive der Gebühren im Parkhaus, monierten einige Bürger. Auch für Quelle und Ummeln forderten sie ausgeweitete Fahrpläne. Der Stadt fehle schlichtweg das Geld Clausen erklärte während der Podiumsdiskussion, dass der Stadt schlichtweg das Geld fehle, um alle Wünsche zu erfüllen. So koste ein neuer Bus etwa 250.000 Euro. Für eine Linie benötige die Stadt rund vier bis fünf Busse, wodurch sie auf Kosten von über einer Million Euro komme, rechnete der Oberbürgermeister vor. &bdquo;Wenn wir alle Wünsche erfüllen wollen, brauchen wir 100 Millionen Euro." Kritisch äußert sich auch der 29-jährige Max T. aus Bielefeld. Er nutze fast täglich Bus und Bahn – und verzichte bewusst auf ein Auto, wie er sagt. Doch seine Geduld werde im Alltag oft auf eine harte Probe gestellt. Der Bus zur Fachhochschule komme häufig zu spät; manchmal bis zu zehn Minuten, sagt er. Und kürzlich sei an ihm ein Bus einfach vorbeigerauscht, weil dieser neuerdings etwas weiter weg hielt. &bdquo;Das wusste ich nicht und deshalb habe ich einen wichtigen Termin verpasst", moniert der Student. Dem zuständigen Busunternehmen BVO liegen keine Angaben wegen regelmäßiger Verspätungen vor, schreibt ein Sprecher. Busse könnten sich aber punktuell wegen des hohen Verkehrsaufkommen auf der Stapenhorststraße verspäten. E-Roller sind eine "nette Idee" Max T. glaubte, mit MoBiels neuem E-Roller &bdquo;flowBie" eine Alternative gefunden zu haben. Die halte er für eine &bdquo;total nette Idee". Doch schon mehrfach habe er auf dem Roller gesessen und nicht losfahren können, weil die Technik streikte. Die Roller-Flotte steht wegen einer unerwarteten technischen Störung aktuell nur bedingt zur Verfügung. Godehard Franzen von der Initiative &bdquo;Bielefeld pro Nahverkehr" kennt diese Fälle. &bdquo;Bei uns kommen immer wieder Beschwerden über den ÖPNV an." Oft handele es sich um Verspätungen und Busausfälle. &bdquo;Vor allem diese Kleinigkeiten summieren sich häufig und führen zu einem erheblichen Verdruss", sagt Franzen.Bleibt da noch das sauberste Verkehrsmittel: das Fahrrad. &bdquo;Das eignet sich für viele tägliche Strecken in der Stadt", sagt Bielefelds Nahmobilitätsbeauftragte Barbara Choryan. Straße biete nicht genug Platz für alle Verkehrsteilnehmer Doch auch am &bdquo;löchrigen Radwegenetz" üben Bürger Kritik. Probleme machten sich aktuell zum Beispiel an der frisch sanierten Jöllenbecker Straße bemerkbar. &bdquo;Für uns Fahrradfahrer ist es gefährlich, dort zu fahren. Autos parken auf dem Radstreifen", sagt Helga Reinisch. Die Straße biete nicht ausreichend Platz für alle Verkehrsteilnehmer. Clausen entgegnete, dass die Stadt die verschiedenen Interessen im Verkehrsraum berücksichtigen müsse. &bdquo;Wir müssen einen Ausgleich zwischen allen vorhandenen Verkehrsteilnehmern organisieren." Auch die Kritik am ÖPNV lässt er so nicht stehen – und verweist auf das ÖPNV-Kundenbarometer. Bei den offiziellen Auswertungen zur Zufriedenheit der Fahrgäste landete MoBiel kürzlich mit einem Gesamtwert von 2,4 bundesweit auf dem 5. Platz – und somit über dem Branchendurchschnitt.

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