Bielefeld. "Alles Große in unserer Welt geschieht nur, weil jemand mehr tut, als er muss", zitierte Oberbürgermeister Pit Clausen am Dienstag den Gründer der SOS-Kinderdörfer Hermann Gmeiner, bevor er Michael Eisenmeier das Verdienstkreuz am Band des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ans Revers steckte. Mit dieser hohen Auszeichnung des Staats wurde der Bielefelder für sein soziales Engagement geehrt.
"Stechen Sie sich nicht", sagte der frisch-ernannte Ordensträger eher schüchtern wirkend zu Pit Clausen, als dieser ihm gerade das Bundesverdienstkreuz anstecken wollte. Aber der Bielefelder Oberbürgermeister hat mittlerweile Übung in diesen Dingen - mit persönlichen Worten ergänzt er dabei immer wieder seine eigentlichen Rede und verleiht der Ordensübergabe so eine persönliche Note.
"Neun der hier anwesenden Personen, so wurde mir berichtet, seien allein ihre Kinder. Desto erfreulicher ist es, dass ich Ihnen Ihren Orden in solch einem Rahmen überreichen darf", sagte der Oberbürgermeister und schaute dabei noch einmal in die Runde, die die Enkelkinder derweil etwas aufwirbelten. Michael Eisenmeier setzt als Träger des Bundesverdienstkreuzes quasi eine Familientradition fort und tritt nun als Ordensträger in die Fußstapfen seines Großvaters und seiner Eltern, Doris und Kurt, die im Jahr 2010 für ihr Projekt "Hofgut Sassen" im hessischen Schlitz ausgezeichnet wurden.
Eisenmeier gründet Merkur-Therapeutikum
"Ich hatte den Ansporn, es dem Vater ähnlich zu tun", erklärte Eisenmeier. Dabei hätte er mit der Gründung seiner Stiftungen und Projekte aber nie das Ziel verfolgt, eines Tages auch das Bundesverdienstkreuz tragen zu wollen. "Ich habe für das Geld, das meine Eltern hinterlassen haben, nichts getan. Also wollte ich es weitergeben." Und so verzichtete er bereits im Alter von 18 Jahren auf einen Teil seines Erbes zu Gunsten der Merkur-Stiftung, die seine Eltern 1983 gründet hatten.
"Ich war ein schwieriges Kind und hatte arge Differenzen mit meinem Vater", begann Eisenmeier seine Dankesrede. Nicht zuletzt, da dieser sein Vorhaben, Arzt werden zu wollen, als "Spirenzchen" abtat. Fünf Jahre lang habe er auf einen Studienplatz für Medizin warten müssen. Aber er ist seinen Weg gegangen.
Im Alter von 32 Jahren sei er nach Bielefeld gekommen und habe neben mehreren weiteren Praxen unter anderem eine für Osteopathie an der Welle eröffnet. Außerdem gründete er den gemeinnützigen Verein Merkur-Therapeutikum, der Bedürftigen Kunsttherapien und Heil-Eurhythmie finanziert. Später folgte die Gründung des Vereins "Merkur-Kultur", einem Pflegedienst, der auf Grundlage des anthroposophischen Menschenbildes arbeitet.
"Wir sind stolz auf dich"
Zu seinem 60. Geburtstag rief Eisenmeier die Aktion "Spenden-Welle" ins Leben. "Aber die Leute hatten nicht verstanden, was ich ihnen mit der Goethe-Pflanze, auch Wunderblatt genannt, als Geschenk sagen wollte - nämlich das Prinzip des Weitergebens." Da aus ihr pro Blatt sieben bis zehn Pflänzchen sprießen, sei sie für ihn das Bild der Hilfe. Vor zwei Jahren dann, zu seinem 65. Geburtstag, bat er seine Gäste anstatt von Geschenken um Spenden für seine "Aurora-Stiftung", die im afrikanischen Benin Projekte unterstützt.
Mit Recht sagte daher eines seiner Kinder am Dienstag im Nahariya-Raum: "Wir sind stolz auf dich."