Bielefeld Warum hängen überall in Bielefeld Plakate mit Rechtschreibfehlern?

Bielefeld. In Bielefeld hängen seit kurzem Plakate, die sich vor allem durch eine fragwürdige Rechtschreibung auszeichnen. Und viele Bielefelder fragen: "Deutsche Sprache, schwere Sprache? Oder was soll das?" Mehrere Hinweise aus der Leserschaft zu den Plakaten haben die Lokalredaktion erreicht. Eines der Plakate hängt demnach an der Stadtbahn-Haltestelle Uni Bielefeld. "Wieso saugen Mücken Blut und kein Fett?" steht dort geschrieben. "Würden irgendwann Diabetis kriegen" Die Antwort lautet: "Weil Mücken Blutsauger sind, wenn sie Fettsauger währen würden sie irgendwann Diabetis kriegen und platzen ... Sonst würden sie selbst fett werden." Als Urheber wird ein Marc Kevin Beutel genannt, 22 Jahre alt. Daneben das Bild einer Mücke, im Stil der "naiven Kunst" gehalten. Was hier im ersten Augenblick als grammatikalischer Unfall daherkommt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als etwas Wunderbares: Die Plakatreihe ist Teil des Projektes "Fragen und Antworten". Der Bielefelder Verein "Die Wortfinder" hat von 2014 bis 2016 einen 3-teiligen Literatur- und Kunstwettbewerb unter dem Thema &bdquo;Fragen & Antworten" für Menschen mit einer geistigen Behinderung durchgeführt. "Zunächst konnten Fragen jedweder Art eingereicht werden. Insgesamt kamen dabei rund 2.500 Fragen zusammen. Eine Auswahl von rund 1000 Fragen – sie reichen von der großen Frage nach dem Sinn des Lebens über die Frage, warum das Reh im Wald steht bis hin zu Fragen nach der Existenz Gottes und der Herstellung von Gummibärchen – ging sodann in die zweite Runde", heißt es in der Projekt-Beschreibung. 300 Autoren zwischen 8 und 88 Jahren Dann wurden Antworten gesucht. Knapp 3.000 Texte seien eingereicht worden, aus denen eine 20-köpfige Jury diejenigen aussuchte, welche in einem Buch veröffentlicht werden sollten. Mehr als 300 Autoren zwischen acht und 88 Jahren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum seien vertreten. Im dritten Teil des Wettbewerbs konnten sich Künstlerinnen und Künstler mit einer geistigen Behinderung um die Illustration der Bücher bewerben. Aus 170 Bewerbungen wählte eine fachkundige Jury 20 Künstler aus Deutschland, der Schweiz und Österreich aus. Diese fertigten mehr als 500 Illustrationen zu den Texten an. Die zahlreichen Beiträge führen dazu, dass gleich eine vierteilige Buchreihe veröffentlicht wurde – die Wortfinder-Enzyklopädie. Die Bücher haben einen festen Einband, sind jeweils 200 bis 250 Seiten stark und jedes Buch ist mit mehr als 100 Zeichnungen illustriert. Jedes Buch hat thematisch andere Schwerpunkte. &bdquo;Meine Getanken sint wichtik" 2017 kam es zu einem ersten Kontakt zwischen dem Verein Die Wortfinder und dem Naturkunde-Museum Bielefeld (namu). Sehr schnell entstand dabei die Idee, die Plakatvitrinen des Fördervereins entlang der Stadtbahnlinien vom Museum (Adenauerplatz) zur Universität mit einer neuen Plakatserie zu bestücken. Aus der vierbändigen Wortfinder-Enzyklopädie &bdquo;Meine Getanken sint wichtik" wurden 13 Fragen und Antworten samt der zugehörigen Zeichnungen ausgewählt. Alle Menschen, die diese Plakate oder Postkarten sehen, sind aufgerufen, selber Antworten auf die gestellten Fragen zu geben. Über den aufgedruckten QR-Code gelangt man direkt auf die Homepage und kann seine eigene Antwort eingeben.