Hier können Bielefelds Mountainbiker jetzt legal fahren

Bielefeld. Ein Elfjähriger darf als erster runter: Luca, in voller, grellgelber Montur und mit Go-Pro-Kamera auf dem Helm, stürzt sich vom Starthügel der ersten Bielefelder Mountainbikestrecke. Er lässt es krachen, zeigt nach wenigen Metern lässige Sprünge und hat die knapp 500 Meter durch den Wald flott absolviert. Auf diesen Tag haben viele Mountainbiker und die Naturfreunde als Pächter lange gewartet, fast ein Jahrzehnt. Nun ist es soweit. Und es ist, das sagen alle, nur ein erster Schritt. Jeder Akteur auf dem Monte Scherbelino genannten gut 20 Meter hohen Kriegsschuttberg weiß, dass die Konflikte zwischen Mountainbikern und anderen Waldnutzern bestehen bleiben werden. Eine kurze Strecke alleine reicht nicht aus, um die Sportler aus dem Wald zu holen. Hier, wo sie auf Wegen fahren dürfen und sich diese mit Wanderern und Joggern teilen müssen, sorgen wilde Pisten immer wieder für Ärger. &bdquo;Sie sind verboten", sagt Stadtförster Herbert Linnemann. Nicht umsonst gibt es einen runden Tisch, der versucht, das Klima aufzuhellen und Lösungen zu erarbeiten. Doch die sind nicht einmal am Horizont zu erkennen. &bdquo;Es muss ein Waldbesitzer gefunden werden, der eine Strecke erlaubt", sagt Umweltamtsleiter Martin Wörmann, &bdquo;und da ist keiner in Sichtweite." Viele Fragen spielen eine Rolle – neben dem grünen Licht eines Eigentümers auch naturschutzrechtliche, forstrechtliche und die der Verkehrssicherungspflicht. Die Naturfreunde, so ihr Vorsitzender Gerd Weichynik, bemühten sich aber weiter hartnäckig, hier voranzukommen. Bis vielleicht einmal eine Strecke erkennbar wird, arbeiten die Naturfreunde an kleineren Etappenzielen. So soll auf dem Plateau des Monte Scherbelino an der Brückenstraße ein Parcours entstehen, der kein Gefälle hat, aber viele Kurven und Hügel – in Form einer Acht. MTB-Experten sprechen von einer &bdquo;Pump Track". In Oerlinghausen sei auf 30.000 Quadratmetern, die dem Verein gehörten, ein Kurs denkbar. Und &bdquo;am Monte" soll eine zweite Piste bergab gestaltet werden – &bdquo;wenn alle wieder Lust haben, das arbeitsmäßig zu stemmen". Mehr als 1.000 Stunden haben die Vereinsmitglieder in die Strecke gesteckt – und es so geschafft, dass am Verein Kosten von &bdquo;nur 5.000 Euro" hängen- geblieben sind. Sponsoren kamen hinzu, so für die 50 bis 100 Lkw-Ladungen Erde. Weichynik: &bdquo;Alles zusammen hätte mehrere Zehntausend Euro gekostet." Ihm sei aber wichtig, dass die Jugendlichen auch lernten, selbst anzupacken für etwas, was sie selbst nutzen wollten. &bdquo;Sie sollen sich auch einmal selbst auf die Schulter klopfen können." Unter dem Strich ist eine kurze, von vielen vor Ort als &bdquo;cool" bezeichnete Piste entstanden – mit Steilkurven und Sprüngen. Dass weit mehr als 200 Menschen zur Eröffnung auf den Berg gekommen waren, freute und überraschte Weichynik und seine Mitstreiter Stephan Zöllner und Johannes Blomeyer. Die beiden letztgenannten sind in einer MTB-Initiative aktiv – sie kämpfen an vielen Fronten für ihren Sport: am Monte Scherbelino und im Teutoburger Wald. Zöllner: &bdquo;Wir hoffen, dass es bessere Debatten gibt; auch wenn das bisher nicht immer möglich war." Für Blomeyer ist die erste legale MTB-Strecke auch nur ein Anfang, &bdquo;sie ist natürlich zu klein und auch kein Kurs – das ändert nichts an der Situation im Wald", sagt er. Aber für Kinder und Jugendliche und die Ausbildung von Kursleitern sei die Strecke klasse. Blomeyer: &bdquo;Die Strecke soll Vorbild sein und helfen, nun weitere Türen zu öffnen." Zufrieden mit der Monte-Piste ist Bezirksbürgermeister Hans-Jürgen Franz. Es sei gut, dass es im Stadtbezirk Mitte nun zwei Rad-Strecken gebe – den BMX-Parcours an der Radrennbahn und die MTB-Piste am Monte Scherbelino. Sie sei eine &bdquo;konstruktive Nutzung alten Bauschutts". Naturfreunde-Chef Weichynik nutzt den Termin auch, um ein paar kritische Worte zu sagen: Es sei ärgerlich, dass es im Straßen- und Städtebau immer Geld gebe und den Willen zur Einigung, bei einer jungen Sportart wie dem Mountainbiken aber spürbar nicht.

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