Graffiti-Sprayer kämpfen in Bielefeld um ihren Ruf

Bielefeld. &bdquo;In Bielefeld ist die Wahrnehmung von Graffiti in den 90er Jahren hängen geblieben", sagt Frederik Brockmeyer und fällt ein ernüchterndes Urteil. In keiner anderen Großstadt gebe es so wenige legale Graffiti-Flächen wie in Bielefeld. Dafür aber seien die Vorurteile groß, meint der Künstler. Sprayer in der Stadt haben einen schweren Stand. Veranstaltungen wie jetzt auf dem Kesselbrink sollen Abhilfe schaffen. Der Bielefelder Verein &bdquo;hoch2" hatte am Wochenende zum Graffiti-Festival geladen. Künstler zeigten ihr Können aus nächster Nähe. Und auch Laien durften sich an der Dose ausprobieren. Damit wollen die Veranstalter Einblicke in eine noch immer oftmals verrufene Kunst geben. Teile der Bevölkerung assoziieren mit Graffiti nach wie vor illegalen Schmierereien und Straftaten in Nacht- und Nebelaktionen. Künstler wie Frederik Brockmeyer zeigen sich davon sichtbar genervt. Längst sei das Sprayen akzeptiert – nur eben in Bielefeld noch nicht so wirklich. Bielefelder Sprayer üben lieber in Gütersloh Das liegt auch daran, dass immer wieder Vorfälle die Runde machen, in denen zum Beispiel Häuserwände oder Stromkästen illegal beschmiert werden. Der &bdquo;Entfernungstrupp" der Stadt hat im Jahr bis zu 300 Aufträge. Brockmeyer distanziert sich davon, sagt: &bdquo;Man darf doch nicht alle in einen Topf schmeißen. Das ist aber leider oft so." Er glaubt: Gebe es mehr legale Flächen in der Stadt, wäre das Problem illegaler Schmierereien geringer. Denn wie überall gelte natürlich auch in der Graffiti-Szene: Künstler müssen üben – und brauchen Möglichkeiten dafür. Doch da das Thema ein &bdquo;heißes Eisen" sei, fühle sich bei der Stadt niemand so recht dafür verantwortlich. Deshalb würden viele Sprayer nach Gütersloh und Werther fahren. Dort gebe es mehr Möglichkeiten. Dass es auch anders geht, zeigte jetzt das Festival auf dem Kesselbrink. Es ist eines der Siegerprojekte von &bdquo;Deine Fan-Aktion für Bielefeld", ins Leben gerufen von &bdquo;Bielefeld Marketing". Auch finanziell wurde es gefördert. Entsprechend dankbar sind die Organisatoren. Sie durften 24 Holzwände auf dem Platz aufbauen, die dann drei Tage lang besprüht wurden. Auch Künstler finden lobende Worte: &bdquo;Viele Städte haben auf solche Aktionen keine Lust. Respekt Bielefeld", sagt ein Sprayer, schüttelt die Farbdose – und macht sich mit Mundschutz wieder an die Arbeit. Internationale Künstler Vor allem am Samstag nutzten Kinder die Gelegenheit, eigene kleine Werke auf die Wände zu sprühen. Außerdem konnten sie Beutel mit dem Bielefeld-Logo verzieren. Direkt nebenan: Dröhnende Boxen und tanzende Menschen. &bdquo;Auf dem Kesselbrink verteilt es sich ziemlich, aber mit der Besucherzahl sind wir zufrieden", sagt Brockmeyer. Mit dabei waren auch vier international bekannte Künstler, die an vier Stellen in der Stadt sprühten. Einer davon war &bdquo;Gamo" aus Marseille. Er verzierte seit Freitag die Hauswand des Kommunikationsunternehmens &bdquo;Wörtersee" – direkt am Kesselbrink. Das Ergebnis: Wo bislang eine weiße Wand war, ist nun ein riesiges Krokodil zu sehen. 100 Dosen gingen dafür drauf. &bdquo;Hier am Kesselbrink ist alles relativ grau, trist und langweilig. Ein bisschen mehr Farbe kann nicht schaden", sagt Inhaberin Petra Koslowski. Der Verein &bdquo;hoch2" habe bereits vor einem Jahr angefragt, ob er die 18 Meter breite Hauswand besprühen dürfe. Mit Erfolg. &bdquo;Wir wussten nicht, für welches Motiv sich der Künstler entscheidet, aber jetzt sind wir begeistert", sagt Geschäftsführer Christian Handschell. &bdquo;Wir freuen uns, dass wir so mutige Hausbesitzer gefunden haben", entgegnet Vereinsmitglied Christian Müller. &bdquo;Das ist selten. Wir müssen viele Klinken putzen." Und Petra Koslowski schlägt vor: &bdquo;Als nächstes könnte doch das große graue Parkhaus am Kesselbrink folgen."

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