Bielefeld

Das sind die größten Funklöcher von Vodafone und O2 in Bielefeld

Die Anbieter Telekom, Telefónica und Vodafone betreiben nach eigenen Angaben ein flächendeckendes Netz in Bielefeld. Dennoch gibt es an bestimmten Stellen immer wieder keinen Empfang. Warum?

Symbolfoto | © Susanne Barth

Fabian Herbst
18.07.2018 | 18.07.2018, 06:43

Bielefeld. Unterwegs im Tierpark - und von jetzt auf gleich ist der Empfang weg. Vor allem Mobilfunkanbieter, die das Netz von Telefónica (O2 und Eplus) und Vodafone beziehen, kennen dieses Problem. Doch wie kann das sein? Welche Stellen sind besonders betroffen - und was kann helfen?

Nach Angaben der drei Mobilfunknetz-Betreiber Telekom, Vodafone und Telefónica ist das Mobilfunknetz in Bielefeld nahezu flächendeckend ausgelastet. Laut Vodafone erreiche das Unternehmen besiedelte Gebiete zu 99,9 Prozent. In Gebäuden könnten sogar 99,1 Prozent der Einwohner in Bielefeld telefonieren. Auch das Netz der neuesten Generation (4G) erreiche 96,4 Prozent der Bürger. Und bei der Telekom und Telefónica sind es nahezu 100 Prozent.

Bereiche ohne Mobilfunkstandard LTE: Die farblich markierten Felder zeigen die Funklöcher in Bielefeld. - © Jürgen Schultheiß
Bereiche ohne Mobilfunkstandard LTE: Die farblich markierten Felder zeigen die Funklöcher in Bielefeld. | © Jürgen Schultheiß

Dennoch kommt es immer wieder zu Problemen. Eine Erklärung dafür hat Florian Streicher: "Funklöcher in den Mobilfunknetzen aller Betreiber haben zumeist physikalische oder ökonomische Gründe", sagt der Pressesprecher von Telefónica. Demnach sorgen zum Beispiel Gebäude für eine schwierige Versorgungslage, erklärt Streicher. Konkret: Dicke Betonwände dämpfen die Funkverbreitung der Sendemasten. Ein weiterer Grund seien schlichtweg die Kosten: Dort, wo weniger Menschen leben, mache es auch weniger Sinn, ein flächendeckendes Mobilfunknetz anzubieten. Dünn besiedelte Gebiete haben also das Nachsehen.

Bei O2- und Eplus-Kunden habe schlechter Empfang noch einen weiteren Grund. Das Unternehmen arbeitet daran, die Netze von O2 und Eplus zusammenzuführen - mit Folgen. "Dieser Zusammenschluss ist in Bielefeld noch nicht beendet", sagt Streicher. Zur Zeit werden neue LTE-Masten errichtet und bestehende Stationen mit neuer Technik modernisiert. Der Zusammenschluss soll laut Streicher bis Ende 2018 beendet sein. Bis dahin könne es immer wieder zu Störungen kommen.

»Nicht alle Bielefelder können gleichzeitig Empfang haben«

"Auch Witterung und Vegetation setzen dem Wirkungsradius der Mobilfunktechnik physikalische Grenzen", sagt Vodafone-Sprecher Volker Petendorf. Mobilfunkwellen reichten im Winter beispielsweise weiter als im Sommer. Denn blühende Bäume und Pflanzen können die Wellen beeinträchtigen.

Auch Vodafone will sein Netz verbessern. "Wir haben bereits über 20 Millionen Euro in den Ausbau des Mobilfunknetzes in Bielefeld investiert", sagt Petendorf. Zudem wurde die Zahl der Mobilfunk-Basisstationen auf 61 Standorte gesteigert. Für die nächsten 12 Monate habe das Unternehmen vier Bauvorhaben in Bielefeld geplant. "Darunter ist der Neubau einer Mobilfunkstation und die Installation von LTE an drei bestehenden Standorten", erklärt der Pressesprecher.

Telekom-Sprecher Andrè Hofmann: "Wir haben in Bielefeld eine sehr gute Versorgung". Aber auch das Telekom-Netz unterliege den physikalischen und ökonomischen Begebenheiten.

In Bielefeld sei besonders der Mobilfunkstandard (2G) bei allen drei Anbietern gut ausgebaut. Funklöcher gibt es lediglich in dünn besiedelten Gebieten wie am Teutoburger Wald. Wesentlich größere Lücken weisen die UMTS (3G)- und LTE (4G)-Netze auf. Dort gebe es auch im Stadtgebiet Löcher (siehe Infokasten).

Um die Empfangsprobleme zu minimieren, müssten weitere Funkmasten errichtet werden. Im Stadtgebiet steht alle 200 bis 500 Meter ein Funkmast, so Streicher. Außerhalb könnten es bis zu zwei Kilometer sein. Aber auch eine größere Anzahl an Masten könnte die Probleme der Topographie, Witterung und Vegetation nicht komplett ausschließen. "Das würde ökonomisch auch keinen Sinn machen", sagt Streicher. Daher sei es nicht möglich, allen Kunden in Bielefeld zu jeder Zeit Handy-Empfang zu garantieren, sagt Petendorf.

Schlechten Empfang wird es in der Stadt an einigen Stellen also auch weiterhin geben.

KOMMENTAR DER REDAKTION


Die Digitalisierung hinkt hinterher

Die Betreiber der Mobilfunknetze Telekom, Telefónica und Vodafone loben ihre gute Versorgung in Bielefeld und klopfen sich selbst auf die Schulter. Doch dabei lassen sie außer Acht, dass insbesondere die Versorgung des LTE-Netzes noch große Lücken aufweist. Für das Jahr 2018 ist das alles andere als zeitgemäß.

Die Digitalisierung hinkt an dieser Stelle hinterher. Nicht nur hier in der Stadt, sondern deutschlandweit. Zusätzliche Funkmasten kosten Geld und machen wenig Sinn, sagen die Netzbetreiber. Andere Lösungswege werden dabei nicht berücksichtigt. Das gilt vor allem für Bielefeld. Kleinere Funkzentren und der Ausbau von kostenlosem Wlan in der Stadt könnten Abhilfe schaffen und den Zugang zum mobilen Internet verbessern. Andere Städte wie Hannover machen es erfolgreich vor. Dort gibt es flächendeckendes Wlan auf speziell beschilderten Flächen. Die Stadt Bielefeld hat bereits versucht, ein kostenloses Wlan-Netz zu integrieren. Das ist bislang aber nur an vereinzelten Plätzen verfügbar, wie zum Beispiel am Rathaus oder Kesselbrink. Ein flächendeckender Ausbau muss der nächste Schritt sein.

Die Stadt hat im Digitalisierungs-Marathon an diesem Punkt einen Fehlstart hingelegt und läuft nun hinterher. Um zu anderen Städten aufzuschließen, muss sie dringend einen Spurt einlegen – und ihr Netz ausbauen.