Bielefeld

Warum Bielefeld plötzlich voller Störche ist

Im Tierpark Olderdissen, in der Johannisbachaue und am Hof Quakernack in Brackwede haben sich drei Storch-Familien eingenistet. Nachdem es 100 Jahre lang keine Storchenbrut in Bielefeld gab, ist es nun fast ein Dutzend

Volle Nester: Vier Jungstörche halten in der Johannisbachaue die Schnäbel in die Sonne. Laut Umweltamt ist Bielefeld die einzige Großstadt in NRW, in der Störche nisten und brüten. | © Andreas Brand

Fabian Herbst
30.06.2018 | 30.06.2018, 06:00

Bielefeld. Nachdem sich 2015 das Storchenpaar Jo und Hanni an der Johannisbachaue eingenistet hat, gab es 2016 prompt Nachwuchs. Zum ersten Mal nach 100 Jahren. Mittlerweile hat sich die gute Lebensqualität in Bielefeld wohl herumgesprochen, sind es 2018 doch bereits drei Storchenfamilien, die ein Nest nach ihrem Winteraufenthalt in der Leineweberstadt beziehen. Sie sorgen auch schon ordentlich für Nachwuchs. Elf Jungtiere brachten die drei Storchenmamas 2018 zur Welt. Fünf im Tierpark, vier an der Johannisbachaue und zwei am Hof Quakernack. Warum Bielefeld als Brutplatz so beliebt ist, liege für Egbert Worms vom Umweltamt auf der Hand.

Weiße Farbpunkte machen die Nester für Störche attraktiver

"In Bielefeld gibt es ein gutes Angebot an Nistmöglichkeiten", sagt der Storchexperte. Die Stadt habe, insbesondre an der Johannisbachaue, viel unternommen, um es den Vögeln heimisch zu machen.

Die Aue wurde zum Naturschutzgebiet erklärt und renaturiert. Kleingewässer wurden angelegt, Grünflächen regelmäßig gepflegt. "Krötenfrösche sollen dort auch bald ein Zuhause finden", sagt Worms. Die gehören nämlich, genau wie Mäuse oder Regenwürmer, zum Beuteschema der Störche. Auch das Mähen zu einem bestimmten Zeitpunkt sei wichtig. "Frühestens zum 1. Juni darf gemäht werden", sagt Worms. Dadurch würde den Störchen die Möglichkeit gegeben, während ihrer Brutzeit einfacher auf Nahrungssuche zu gehen.

Zum zweiten Mal sind auch Herr und Frau Meier, benannt nach dem Meierhof gegenüber des Tierparks, Eltern geworden. Auch im Tierpark wird alles dafür getan, dass die Familie nach ihrer Winterreise im März wieder nach Olderdissen zurückkommt. Mitarbeiter des Tierparks haben das Dach, auf dem das Nest steht, mit weißen Punkten versehen. "Dadurch denken die Störche, es sei Kot aus dem letzten Jahr und nisten sich dort wieder ein", erklärt Chef-Tierpfleger Markus Hinker.

Auch ihr Fressen würden die Störche bequem von den Tierpflegern geliefert bekommen, wobei die Familie sich zum größten Teil selbst ernähre. Zudem sei der Hof Quakernack in Brackwede durch seine vielen Grünflächen für Störche interessant.

Insgesamt zehn Storchen-Nester gibt es in Bielefeld. Vier Stück sind an der Johannisbachaue vorhanden. Zwei Nester gibt es am Schelphof an der Wiesenstraße. Jeweils ein Brutplatz ist am Rieselfelder Windel, Tierpark, Hof Quaker-nack und am Halhof zu finden.

"Lediglich ein Nest am Tierpark, der Aue und Hof Quakernack sind besetzt", sagt Worms. "Bielefeld ist die einzige Großstadt in NRW, in der Störche nisten und brüten", betont er.

Wird Bielefeld nun als Storchenstadt deutschlandweit bekannt?

»Einzige Großstadt in NRW, in der Störche nisten und brüten«

"Ich bin davon überzeugt, dass in fünf Jahren die Anzahl der Storch-Familien auf fünf bis sechs steigt", sagt Dieter Prester von der Storchen-Initiative Bielefeld. Das ist laut Worms sogar wahrscheinlich. "Störche sind ihrem Brutplatz sehr loyal gegenüber", sagt er. "Im Durchschnitt bekommen Störche drei Jungtiere", sagt Prester. Maximal seien es fünf pro Brut. Nach rund drei Jahren werden die Jungstörche fruchtbar sein und ebenfalls ein Nest zum Brüten suchen. Dass Bielefeld bald ein traditioneller Brutort der Störche sein könnte, ist durchaus möglich.