Bielefeld

Schwerkranker Bielefelder startet als Influencer durch

Daniel Wehrmann ist seit zwölf Jahren an Multipler Sklerose erkrankt und will jetzt durch seinen Blog anderen helfen

Daniel Wehrmann und Daniela Schwarzer besprechen neue ideen und Inhalte für ihren Blog "Unheilbar genervt". | © Fabian Herbst

Fabian Herbst
30.05.2018 | 30.05.2018, 14:43

Bielefeld. Für die meisten Menschen dürfte Multiple Sklerose (MS) eine todbringende Nachricht sein. Doch das ist sie laut Daniel Wehrmann nicht. Ganz im Gegenteil. „Die Lebenserwartung ist nur kaum geringer als bei gesunden Menschen", sagt er.

In seinem Blog "Unheilbar genervt" möchte Wehrmann mit Vorurteilen aufräumen und anderen Erkrankten Mut machen. Denn er hat viele positive Erfahrungen gemacht. „Die meisten Menschen halten mir die Tür auf. Bei Konzerten kommen Leute und machen mir Platz", sagt er. Jedoch hat er auch negative Seiten kennengelernt. „Meine Arbeitskollegen hatten am Anfang kein Verständnis", sagt der gelernte Dachdecker. „Ich wurde gefragt, wann ich denn mal wieder arbeiten kommen würde."

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Wir bieten an dieser Stelle weitere externe Informationen zu dem Artikel an. Mit einem Klick können Sie sich diese anzeigen lassen und auch wieder ausblenden.
Wenn Sie sich externe Inhalte anzeigen lassen, erklären Sie sich damit ein-verstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden.
Weitere Hinweise dazu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

"Ich habe mich für meine Krankheit geschämt"

Das Problem sei kleingeredet worden. Die linke Körperseite des 41-Jährigen ist teilweise gelähmt. Zudem leidet er unter Fatigue, einem Erschöpfungssyndrom. Seinen Job als Dachdecker kann er nicht mehr ausüben. Das Haus kann er nur im Rollstuhl verlassen. Auch in seinem Freundeskreis stieß Wehrmann teilweise auf wenig Verständnis. „Mein bester Freund sagte zu mir, ich solle doch mal vorbeikommen", berichtet er. „Er wohnte aber im vierten Stock und ich sitze im Rollstuhl."

Sein Freundeskreis ist seit der Diagnose 2006 geschrumpft. Wehrmann kapselte sich ab. Auch die Beziehung zu seiner Freundin ging in die Brüche, er fiel in ein Loch. „Ich habe mich für meine Krankheit geschämt." Im vergangenen Jahr verschlechterte sich dann sein Zustand. „Ich hatte Angst, dass auch mein rechtes Bein gelähmt ist." Er hatte Glück, aber änderte sein Leben.

Durch MS-Blog 
ist er bekannt geworden

Er macht wieder konsequenter seine Sportübungen, sei ein anderer Mensch geworden. Als Selbsttherapie hat er dann vor zwei Monaten einen Internet-Blog gestartet. „Ich möchte anderen zeigen, dass das Leben nicht vorbei ist." Seinen Blog betreibt er zusammen mit der Grafikdesignerin Daniela Schwarzer. Rund zwölf Stunden pro Woche arbeiten die beiden an der Internetseite. Das macht sich bereits bezahlt. „In der kurzen Zeit haben wir viele positive Rückmeldungen bekommen", sagt Wehrmann.

Vor kurzem wurde er sogar zu einem Mutmacher-Kongress eingeladen. Der Kongress wird vom Bayer-Konzern gesponsort und fördert angehende Influencer-Talente.

Auch Einladungen zu Gastbeiträgen bei anderen Influencern habe er schon bekommen. Neben seinem Blog betreibt Wehrmann auch einen Account auf Instagram und Pinterest. Größere Unternehmen haben sich aber bislang noch nicht gemeldet. Menschen, die wie Wehrmann gegen eine schwere Krankheit kämpfen, will er jetzt weiter Mut machen.

Information

  • Laut dem Bundesverband „Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft" (DMSG) ist MS eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems.

  • Multiple Sklerose hat keinen Muskelschwund zur Folge. Darüber hinaus ist es nicht ansteckend und auch nicht zwangsläufig tödlich.

  • In Deutschland leben mehr als 200.000 MS-Erkrankte. Weltweit sind rund 2,5 Millionen Menschen von MS betroffen.

  • Die Ursache der Multiplen Sklerose ist noch nicht geklärt.