Bielefeld

Warum der Willy-Brandt-Platz auch "Düppelplatz" genannt wurde

Ein Verkehrsknotenpunkt war der zentrale Platz schon immer - nur wechselte sein Name mehrfach

2017 | © Stadtarchiv Bielefeld

08.11.2017 | 08.11.2017, 15:31
1920 - © Stadtarchiv Bielefeld
1920 | © Stadtarchiv Bielefeld

Mitte. Neben Jahn- und Adenauerplatz ist der Willy-Brandt-Platz ein markanter Verkehrsknotenpunkt in Bielefeld. Am Zusammentreffen von Herforder Straße, Feilenstraße und Paulusstraße - dem Willy-Brandt-Platz - stieß früher noch die Düppelstraße hinzu. Sie sollte im Volksmund für den Begriff "Düppelplatz" sorgen. Der Name erinnerte an die Schlacht bei den Düppelner Schanzen, die im deutsch-dänischen Krieg 1864 eine zentrale Rolle spielte. Heute heißt die Düppelstraße Herbert-Hinnendahl-Straße - sie erinnert an den SPD-Oberbürgermeister.

Am Düppelplatz

Direkt am "Düppelplatz" lagen die Eilers-Werke. Fritz Eilers junior gründete sie 1900. Erstes Aufgabenfeld: die "Geschäftsbücherfabrikation und Buchdruckerei". Bald kam die Herstellung von Kalendern hinzu. Da der Platz in der Innenstadt nicht mehr ausreichte, zogen die Eilers-Werke 1971 nach Sennestadt um. Der ehemalige Firmensitz an der Feilenstraße und am Willy-Brandt-Platz befindet sich seit 1991 in "Umnutzung". Ladenlokale, Praxen, Wohn- und Geschäftsräume haben sich hier etabliert.

1956 - © Stadtarchiv Bielefeld
1956 | © Stadtarchiv Bielefeld

Auch am Düppelplatz hatte die Disconto-Gesellschaft ihren Sitz, eine Bank. In dem Gebäude residierten später die IHK, die Iduna-Versicherung und das Kartoffelhaus.

Markant ist heute noch der Dornbusch-Turm. Er steht an der Feilenstraße, ist zwischen 1901 und 1906 errichtet worden - genauer lässt es sich nicht mehr sagen. Er gehörte, wie die umliegenden Gebäude, zur Firma Dornbusch, die für ihre Herrenhemden berühmt war. Es handelte sich um eines jener Unternehmen, die "Bielefelder Wäsche" zu einem Synonym für höchste Qualität machten. Sogar Konrad Adenauer orderte hier für seinen persönlichen Bedarf.

1982 - © Stadtarchiv Bielefeld
1982 | © Stadtarchiv Bielefeld

Seit 1990 steht auf dem ehemaligen Gelände der Firma Gildemeister die Stadthalle. Sie wird als "Dampfer" bezeichnet, da ihre weiße Optik mit der runden Front an die Aufbauten eines Kreuzfahrtschiffes erinnert. Gildemeister lieferte Werkzeugmaschinen, Drehbänke, Bohr- und Fräsmaschinen. Fritz Gildemeister (1837-1915) betätigte sich als Maschinenbauer. In unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofes gründete er 1870 seine Firma "Gildemeister & Comp". Die Werkshallen wurden ab 1965 nach und nach in die Sennestadt verlegt, der Expansion wegen.

"Berliner Platz"

1955 bis 1957 erfolgten der Umbau des Jahnplatzes und die Neugestaltung der Streckenführung der Straßenbahn in der Innenstadt - damit auch des Düppelplatzes. Der Straßenbahn-Betrieb wurde aus der Bahnhofstraße herausgenommen. Der Düppelplatz erfuhr eine Aufwertung zum zentralen Umsteigepunkt aller Straßenbahn-Linien. Die Linie 1 wurde ab Jahnplatz hierüber zum Hauptbahnhof geführt, ebenso die Linie 2. Die Linie 3 fuhr ab Kesselbrink über Friedrich-Ebert-Straße und Düppelplatz zum Hauptbahnhof. Ab August 1961 fand der offizielle Name "Berliner Platz" seinen Eingang. Ein Stein mit dem Berliner Bären und der Kilometerangabe "397" wurde aufgestellt.

"Willy-Brandt-Platz"

Nach dem Tod des früheren Bundeskanzlers und SPD-Politikers Willy Brandt wurde der Berliner Platz nach ihm benannt - sicherlich auch mit Blick auf den bereits existierenden Adenauer-Platz. Der Willy-Brandt-Platz stellt einen "ampelgesteuerten Kreisverkehr" dar. Die aus der Innenstadt in Richtung Norden führende Herforder Straße kreuzt dort die Feilenstraße, die Paulusstraße und die zum Hauptbahnhof führende Herbert-Hinnendahl-Straße. Die Verkehrsführung im Kreisverkehr ist aufgrund zahlreicher Unfälle - 2005 waren es 126 - ein ständiger Diskussionspunkt. Zuletzt wurde im Mai 2006 versucht, durch neue Markierungen den Unfallschwerpunkt zu entschärfen.

Auf der Rasenfläche des Kreisverkehrs finden sich einige Masten, die bei aktuellen Anlässen mit passenden Fahnen beflaggt werden, etwa mit der von Arminia Bielefeld oder jenen der Partnerstädte. Am Willy-Brandt-Platz befindet sich vor der Stadthalle der von der Künstlerin Isa Genzken geschaffene Spiegel, eine 30 mal 20 Meter hohe Stahlkonstruktion. Das Kunstwerk soll der Architektur der Stadthalle von der Innenstadt aus gesehen einen Rahmen geben.