Bielefeld Rätsel um die Schönschrift an der Fachhochschule ist gelöst

Bielefeld. Vor ein paar Tagen sind auf dem Weg hinter der Fachhochschule ominöse Botschaften in Schönschrift aufgetaucht. Die Schreiberlinge von der Fachhochschule haben sich als Urheber der schönen Worte auf dem Weg geoutet. Und sie geben zu, dass sie Wiederholungstäter sind, denn "es ist einfach unwiderstehlich". Zwei Tage lang hatten sich die Teilnehmer des Workshops "Love life – with or without serif" auf dem Asphaltweg, dem Außenbereich vor dem Eingang und den Scheiben des Foyers künstlerisch ausgetobt. Zu Gast war die Schriftmalerin Hannah Rabenstein aus Nürnberg. Ziel des zweitägigen Workshops war die analoge Arbeit mit Schrift in großen Formaten an Scheiben und Boden, schreibt uns Teilnehmerin Lisa Marie Pischel. "Auf dem Gehweg haben wir uns frei ausgetobt und geschrieben, was uns in den Kopf kam. Bepackt mit Schal, Mütze und Handschuhen im Nieselregen blieb mir quasi nichts anderes übrig, als den Wintereinbruch zu dokumentieren", so Schönschreiberin Pischel. Und wie lernt man in digitalen Zeiten, so schön zu schreiben? "Üben, üben, üben", rät Lisa Marie Pischel. "Das Schreiben auf der großen Fläche ist deutlich einfacher, als auf dem Papier – Schwünge kommen beinahe von ganz alleine aus der Bewegung von Arm und Körper, die Form des Pinsels gibt den Kontrast der Buchstaben vor." Sie übt seit zwei Jahren intensiv. Im Laufe des Grafik-Design-Studiums hat sich für sie herauskristallisiert, "dass ich analog mit Schrift arbeiten möchte – auch, um für einen Großteil der Zeit dem Computer den Rücken zu kehren". Wer wachen Auges durch die Stadt geht, wird auch im Sommer schon Pischels frohe Botschaften gelesen haben. "Kreidebotschaften habe ich im Sommer fleißig auf dem Kesselbrink, am Rathaus oder beim Café de María hinterlassen. Man schafft nichts für die Ewigkeit, aber für den einzelnen Moment – das macht es unwiderstehlich." Am Rathaus hat sie kleine Schmunzler für die Fußgänger hinterlassen: Von &bdquo;Schön, dass es dich gibt" bis hin zu &bdquo;Du siehst gut aus" war einiges dabei. "Nach dem Schreiben haben wir uns abseits am Rand mit einem Eis niedergelassen, um zu beobachten, was passiert. Wir sind aus der Freude über die Freude der anderen kaum heraus gekommen."