01.10.2016 | 01.10.2016, 19:37
Bielefeld/Heidenheim
Experten fordern hartes Durchgreifen zur Abschreckung
Heidenheim/Bielefeld. Steinewerfer haben in den vergangenen Wochen gleich mehrfach schwerste Unfälle auf Autobahnen verursacht. Angesichts der Folgen solcher Taten fordert die Deutsche Polizeigewerkschaft hartes Durchgreifen: Wer so etwas mache, gehöre „mehrere Jahre ins Gefängnis", sagt Bundesvorsitzender Rainer Wendt – unabhängig davon, ob jemand verletzt werde oder nicht. Denn eine solche Tat sei versuchter Mord und der Abschreckungseffekt sei wichtig.
Statistisch ist eine Häufung nicht zu belegen, aber die jüngsten Vorfälle erschrecken: In Dänemark starb im August eine junge Mutter aus NRW, als ein Betonklotz von oben die Windschutzscheibe durchschlug; vor ein paar Tagen erst wurde eine vierköpfige Familie schwer verletzt, als ihr Auto auf der Autobahn 7 bei Heidenheim über einen Betonblock fuhr, der ebenfalls von einer Brücke kam.
Auch in Ostwestfalen-Lippe gab es mehrere Fälle: Am 22. September warfen Unbekannte einen schweren Gegenstand auf die A 2 bei Bielefeld, die Windschutzscheibe eines Audi A 3 splitterte. Nur eine Woche zuvor hatte ein angetrunkener Fußgänger in Bielefeld mehrere Fahrzeuge mit Steinen beworfen. Am 25. August fiel ein schwerer Ast von der Brücke auf den Ostwestfalendamm in Bielefeld, die Scheibe eines Lasters zersprang. Erheblichen Sachschaden gab es auch, als Kinder am 4. Juni in Schloß Holte-Stukenbrock einen Gegenstand auf die Autobahn 33 warfen.
In solchen Fällen setze die Polizei alles daran, die Täter schnellstmöglich zu ermitteln und weitere Taten zu verhindern, sagt Jan Schabacker, Sprecher des Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste. Zwar könne die Polizei nicht jede Brücke rund um die Uhr im Blick haben. Sobald etwas geschehen sei, gebe es aber „taktische Maßnahmen im Bereich von Autobahnbrücken" – sprich: Die Brücken werden observiert, um die Schuldigen zu finden und weitere Taten zu verhindern.
Mitunter hilft auch modernste Ermittlungstechnik: Der mutmaßliche Täter von Heidenheim (36) ist inzwischen gefasst. Spezialisten konnten DNA-Spuren auf dem Stein sichern. Wolfgang Beus vom NRW-Innenministerium versichert, die Taten würden „mit aller Konsequenz verfolgt". Auch wenn nichts passiere, sei so etwas „nicht nur eine Sachbeschädigung".
Wer so etwas tut? Meistens junge Männer, und zwar aus allen sozialen Schichten, sagt Sozialwissenschaftler Jonas Grutzpalk von der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW: „Die Täter denken sich dabei verblüffend wenig."
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