
Bielefeld. Bei der größten deutschen Spielemesse Gamescom in Köln ist auch eine Gruppe Jugendlicher aus der Region zu Gast gewesen. Die Mehrheit der 17 jungen Besucher kommt aus Bielefeld und nimmt am Projekt „Minecraft-Server Dampfhammer" teil.
Es richtet sich an Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren, die derzeit keiner Beschäftigung nachgehen. Indem sie die Aufgabe von Moderatoren im Videospiel „Minecraft" übernehmen, sollen sie ihre soziale Fähigkeiten trainieren und verbessern.
Das Projekt wird als Teil der Initiative „Beatz4OWL" vom Bundesministerium für Arbeit gefördert. Zielgruppe seien junge Leute, denen durch Standardmaßnahmen der Arbeitsagentur oft nicht geholfen werden kann, erklärt Medienpädagogin Juliane Otto. Die sogenannten „Digital Natives", also Jugendliche, die mit digitalen Medien aufgewachsen sind, fühlten sich durch das populäre Videospiel schneller angesprochen.
„Spielebasiertes, informelles Lernen ist seit Jahrzehnten Praxis"
Computerspiele haben meist ein schlechtes Image. Sie werden oftmals mit negativen Aspekten wie Zeitverschwendung oder Gewaltverherrlichung in Verbindung gebracht. Das Projekt „MC-Dampfhammer" möchte das Gegenteil beweisen: Virtuelle Spiele können durchaus digitale Kompetenz und Kreativität fördern, wenn sie richtig eingesetzt werden, so die Meinung der Bielefelder Initiatoren.
„Spielebasiertes, informelles Lernen ist seit Jahrzehnten Praxis", sagt Projektleiter Olaf Seeliger. „Hätten wir einen Schachclub aufgemacht, würden wir die Diskussion nicht führen."
Im Spiel „Minecraft" müssen die Spieler aus virtuellen Legosteinen eine fiktive Welt zusammenbauen. Ähnlich wie ein Architekt müssen sie planen, Rohstoffe abbauen und den Überblick in einer komplexen digitalen Umgebung behalten. Das erfordert unter anderem Fantasie und die Fähigkeit zu organisieren.
Das Spiel ist bei Jugendlichen im Trend. Mehr als 100 Millionen registrierte Nutzer spielen „Minecraft" auf dem Computer, Smartphone, Tablet oder an der Spielekonsole. „Es ist ein Kulturproblem, wenn die Älteren nicht verstehen, was die Jüngeren machen", sagt Fachinformatiker Maik Zemann. Gemeinsam mit seinem Team der Firma Creos Lernideen und Beratung hat er einen Minecraft-Server in Bielefeld aufgebaut. „Wir betreiben den Server, auf dem die Spieldaten gespeichert werden", erklärt Zemann.
„Der richtige Umgang ist eine Kompetenz, die junge Leute erlernen müssen."
Den Suchtfaktor von Computerspielen sieht Medienpädagogin Juliane Otto differenziert: „Viele PC-Spiele haben einen Suchtfaktor, doch der richtige Umgang ist auch eine Kompetenz, die junge Leute erlernen müssen." Das Projekt legt Wert darauf, dass die Teilnehmer nicht nur online von zu Hause aus als Moderatoren arbeiten, sondern auch zu persönlichen Treffen bei der Firma Creos an der Herforder Straße erscheinen.
Weil das Projekt erst vor wenigen Monaten gestartet ist, werden weitere Teilnehmer gesucht. Mitspielen kann jeder, der sich an die Regeln hält. Für das Spiel muss einmalig eine Lizenz erworben werden. Kostenlos ist die Teilnahme für Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren, die aus Ostwestfalen kommen und derzeit ohne Beschäftigung sind.
Weitere Informationen unter www.mc-dampfhammer.de oder per E-Mail an info@mc-dampfhammer.de und Tel. (05 21) 30 41 00.
Das Spiel „Minecraft"
- Sandkasten-Prinzip: Die Spieler bauen Konstruktionen aus würfelförmigen Blöcken in einer virtuellen, dreidimensionalen Welt.
- Architekten der Zukunft sind in der Lage, digital ganze Städte mit Infrastruktur zu erschaffen.
- Das Videospiel wurde von der schwedischen Firma Mojang entwickelt, die 2014 von Microsoft aufgekauft wurde.
- Die Minecraft-Version Education (Bildung) wird bereits an mehr als zehntausend Schulen in über 40 Ländern eingesetzt.
- Ein Update für die Datenbrille Oculus Rift ist wenige Tage vor Beginn der Spielemesse Gamescom erschienen.