Von
Monika Kophal
06.08.2016 | 06.08.2016, 10:00
Bielefeld
In den 80er Jahren entwickelt der ungarische Bauingenieur und Architekt Erno Rubik den gleichnamigen Zauberwürfel
Bielefeld. Herbert Wollziefer hat sich hohe Ziele gesteckt. Zehn Jahre lang bastelt er an dem beliebten Geduldsspiel "Zauberwürfel" herum. Mit Erfolg, wie er sagt, denn erst jetzt sei der Zauberwürfel optimal. Das nötige Wissen hat sich der 65-Jährige durch ausprobieren angeeignet. Das Internet war ihm keine Hilfe, darauf verzichtet der Rentner nämlich gänzlich.
In den 80er Jahren entwickelt der ungarische Bauingenieur und Architekt Erno Rubik den Zauberwürfel, um, wie Wollziefer sagt, seinen Studenten die Dreidimensionalität zu veranschaulichen. Dafür konzipiert er also einen Würfel, der in der Höhe, Breite und Tiefe in jeweils drei Lagen unterteilt ist, die sich durch 90-Grad-Drehungen um ihre jeweilige Achse in die Zielposition bringen lassen. Das heißt, jede Seite des Würfels hat eine einheitliche, aber von Seite zu Seite unterschiedliche Farbe. Nicht nur bei den Studenten kommt der Zauberwürfel gut an; er wird zum Verkaufsschlager.
Etwa 2006 macht sich wieder jemand an einem Zauberwürfel zu schaffen - und zwar in Bielefeld. Rubik nämlich, sagt Wollziefer, hat einen entscheidenden Fehler gemacht. "Er will die Dreidimensionalität erklären, arbeitet bei dem Würfel aber mit einer zweidimensionalen Farbgestaltung. Meine Kreation hat eine dreidimensionale Farbgestaltung, was logisch ist, da der Würfel ja auch dreidimensional ist."
Das soll heißen: In der herkömmlichen Version verteilt sich eine Farbe in der Zielposition nur über eine Seite, also zweidimensional. Bei Wollziefers Varianten verläuft eine Farbe über den gesamten Würfel, also dreidimensional. Damit schafft der Hobbyspielerfinder Raum für unterschiedliche Muster beziehungsweise Anordnungen. "Die Farben sind Tänzer, die über den Würfel hinweg ihre Figuren tanzen."
Insgesamt drei Prototypen in unterschiedlichen Größen hat Wollziefer in je 50 Stunden hergestellt. "Ich hab mir Rubik-Würfel gekauft, die Farben entfernt und dann meine eigenen Farbpunkte angebracht", sagt er.
Spaß hatte Wollziefer an Spielen immer schon. Bringt ein Hersteller eins auf den Markt, testet er es, um herauszufinden, wie es sich noch weiter optimieren lässt. Dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, den Zauberwürfel zu verbessern, kann Wollziefer kaum glauben. Auch ein Freund habe sich diese Frage gestellt und mal im Internet nachgeschaut, jedoch ohne Erfolg.
Gerne würde Wollziefer seine Idee nun an jemanden abgeben, umsonst. Auch Menschen, die wissen, wie man schnellstmöglich von einer zur anderen Farbanordnung kommt, sucht der 65-Jährige. "Ich selbst bin darin nämlich gar nicht so gut." Wollziefer, der seit sechs Jahren ohne Fernsehen, Radio und Internet lebt, glaubt, dass sein Würfel auch bei Wettkämpfen viel interessanter für das Publikum sei. Immerhin gebe es fürs Auge mehr zu sehen.
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