Bielefeld. Ein Drittel des Verkehrsetats soll die Stadt im Schnitt in den Radverkehr investieren. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der ADFC in Auftrag gegeben hat und an der 1.000 Bielefelder teilgenommen haben. Im Jahr 2015 hat die Stadt nur einen Euro pro Bürger für den Radverkehr ausgegeben. Etwa 15 Euro erachtet der Nationale Radverkehrsplan der Bundesregierung (NVRP) hingegen als sinnvoll für eine Stadt der Größe Bielefelds. Für 2016 hat die Stadt rund 4,50 Euro pro Einwohner für den Radverkehr eingeplant, teilte der Fahrradbeauftragte vom Amt für Verkehr, Oliver Spree, mit. Im Vergleich dazu betragen die Ausgaben für den Kfz-Verkehr rund 30 Euro pro Einwohner und für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) 81 Euro pro Einwohner, wobei von dieser Summe Ausbauprojekte wie die Stadtbahnverlängerung Sennestadt ausgenommen sind.
Um den Radverkehr und die Sicherheit für Radfahrer zu verbessern, wurde in Bielefeld das BYPAD(Bicycle-Policy-Audit)-Verfahren durchgeführt, das die Radverkehrsförderung überprüfen soll. Eine der Empfehlungen ist, die Infrastruktur für Radfahrer auszubauen. Das bedeute, so Spree, vorhandene Netzlücken bei Radfahrstreifen, Schutzstreifen, Radwegen, Fahrradstraßen zu schließen, aber auch die bestehende Infrastruktur zu verbessern.
"Es entspricht kaum ein Radweg in Bielefeld den Standards, die heute gelten", sagt Bernd Küffner vom Kreisverband OWL des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Der VCD ist ebenfalls in der BYPAD-Gruppe aktiv. Beispielsweise müssten andere Fahrzeuge einen Abstand von mindestens 1,50 Meter zum Radfahrer einhalten. Weil zunehmend auch Pedelecs, also Fahrräder mit unterstützendem Elektroantrieb zum Einsatz kämen, habe die Geschwindigkeit der Radfahrer zugenommen. "Und die Radabstellanlagen platzen aus allen Nähten", kritisiert Küffner. Es gehe darum, ein Klima zu schaffen, in dem Radfahrer sich gut aufgehoben fühlen.
Das erste Ziel des BYPAD-Verfahrens sei, Unfälle mit Radfahrerbeteiligung zu reduzieren, sagt Oliver Spree. Als Unfallhäufungsstellen mit Radfahrern nennt er unter anderem die Einmündung Alfred-Bozi-Straße/Friedenstraße und die Kreuzung Artur-Ladebeck-Straße/Quellenhofweg/Friedrich-List-Straße.
Der zweite Aspekt ist der Umweltschutz, also mehr Einwohner zu motivieren, von anderen Verkehrsmitteln auf das Fahrrad umzusteigen. Das habe auch die Umfrage ergeben, sagt Thorsten Böhm vom ADFC Bielefeld. Demnach würden 60 Prozent der Befragten mehr Rad fahren, wenn die Infrastruktur besser wäre. Lediglich zehn Prozent würden immer Fahrrad fahren und 30 Prozent nie.
Über das "Handlungsprogramm Radverkehr" soll im September der Stadtentwicklungsausschuss und der Rat entscheiden. Erst dann sollen die Ergebnisse im Detail vorgestellt werden. Das Verfahren selbst hat 21.500 Euro gekostet.
BYPAD-Verfahren
- Das Verfahren wurde in fast 200 Städten und Gemeinden in 24 Ländern umgesetzt und wird von der Europäischen Kommission gefördert.
- In der Bielefelder BYPAD-Gruppe sind Vertreter der Ratsfraktionen und Institutionen, die sich mit den Belangen des Radverkehrs befassen, wie die Polizei, der ADFC, MoBiel und das Ordnungsamt.
- Beim ADFC-Fahrradklimatest 2014 platzierte sich Bielefeld im Mittelfeld. Die ersten drei Plätze belegten Münster, Karlsruhe und Freiburg.