
Bielefeld. Viele leere Stuhlreihen und fluoreszentes Licht - der große Raum, in dem die Bewerber warten müssen, hat den Charakter eines Wartezimmers beim Arzt. Nur, dass in einer Arztpraxis in der Regel mehr los ist. Nur vereinzelt trudelten die Kandidaten beim Bielefelder Casting für die Fernsehshow "Das Supertalent" ein. Das liegt wohl auch daran, dass angemeldete Bewerber von 10 bis 20 Uhr, also fast den ganzen Tag, Zeit haben, um ihr Können unter Beweis zu stellen.
Von der Partystimmung, die die Zuschauer aus der Show kennen, ist im ParkInn-Hotel am Johannisberg noch keine Spur. Nachdem die Kandidaten sich registriert haben, heißt es für sie erst einmal warten. Mit einem glamourösen Leben als Popstar hat das alles bisher wenig zu tun. Aber das soll sich bald ändern.
"Ich bin seit einer Stunde hier", sagt Daniel Schmidt, der als Rapper unter dem Künstlernamen "Rappid" auftritt. Tätowierte Unterarme, eine Hip-Hop-Kappe, die er verkehrt herum trägt und seine schwarz-weißen Turnschuhe verraten, dass er nicht nur Hip Hop macht, sondern diese Kultur auch lebt. "Das Supertalent" habe er stärker verfolgt als "Deutschland sucht den Superstar", erzählt er. Beim "Supertalent" gefalle ihm, dass "auch tanzende Hunde gewinnen können".
"Bruce Darnell ist ein geiler Typ"
Von der Jury ist er auch begeistert: "Bruce Darnell ist ein geiler Typ", sagt er. Mit der Teilnahme an der Show möchte Schmidt vor allem auf sich als Künstler aufmerksam machen. In Bielefeld hatte er bereits Auftritte in verschiedenen Clubs und Kultureinrichtungen wie dem Bunker Ulmenwall, dem Elephant und dem Farinda-Club.
Der 27-Jährige ist in Bielefeld aufgewachsen und thematisiert das auch in seinen selbst geschriebenen Texten. "Man liebt jede Ecke, wenn man hier groß geworden ist", gesteht er seine Heimatliebe.
Mit gelber Sonnenbrille, rotem Ghettoblaster und weißem Hemd präsentiert sich Jörg Heitkamp aus Heepen, der die Jury mit seinem ausgefallenen Tanz mit Roboter- und Slow-Motion-Bewegungen begeistern will. "Ich bin null abhängig von irgendeiner Musikrichtung", sagt der 53-Jährige. Der ehemalige Bundesliga-Spieler im Billard, der auch schon mal mit einer Billard-Show auf der Bühne stand, zeigt sich selbstbewusst. "Ich bin kein Supertalent, aber ein Multitalent." Aufgeregt sei er vor Auftritten nicht.
Sein erstes Casting
Weiter hinten im Raum sitzt ein junger Mann mit seiner Gitarre. Kai Warkentin (17) ist sehr aufgeregt, denn es ist sein erstes Casting, wie er verrät. Seine ersten Auftritte hat er hingegen schon hinter sich, gemeinsam mit seiner Band "AnDaKa.Ver". Die Gruppe, eine ehemalige Schulband der Theodor-Heuss-Realschule, hatte schon Auftritte im "C.ult" in Schildesche und auf dem Weihnachtsmarkt in Sennestadt. "Ich finde Dieter Bohlen cool und schaue schon seit Jahren DSDS und Das Supertalent", erklärt der Gitarrist und Sänger seine Motivation, am Casting teilzunehmen.
Die Tür zum Wartesaal öffnet sich und zwei junge Teilnehmer treten ein. Die erst achtjährige Finia Kötter aus Sennestadt tanzt Hip Hop. Dilber Celik (11) wird den Popsong "Flashlight" von Jessie J singen. "Ich singe schon sehr lange, seit ich klein bin", verrät sie. Beide werden von ihren Eltern begleitet und sind aufgeregt. Doch bevor es zum Moment des Castings geht, heißt es erst einmal warten.
Wer es in die zweite Runde geschafft hat, wissen die Teilnehmer noch nicht. Jetzt heißt es abwarten. Sendestart soll im Herbst sein.