Von
Monika Kophal
22.04.2016 | 22.04.2016, 06:00
Bielefeld
Laut Stadtelternrat und Landeselternschaft der Gymnasien haben viele Schüler einen gekürzten Stundenplan. Bis zu sechs Prozent Unterrichtsausfall, Grund dafür ist Lehrermangel
Bielefeld. Laut der Landeselternschaft der Gymnasien fallen in den Klassen fünf bis neun mehr als sechs Prozent des Unterrichts aus. Der Stadtelternrat, der nach eigener Aussage die Stundenpläne mehrerer Bielefelder Gymnasien kontrolliert hat, kommt zu demselben Ergebnis.
Wie viel Wochenstunden Schüler unterrichtet werden müssen, legt das Schulgesetz fest. Und das besagt: In den Klassen fünf bis sieben stehen jeweils 30 bis 32 Schulstunden an, in den Klassen acht und neun 32 bis 34. Vergleicht man die gesetzlich vorgeschriebenen Stundentafeln mit den jeweiligen Stundenplänen, sagt Andreas Girnt, Vorstandsmitglied im Stadtelternrat, fällt auf, dass Unterricht auch in Bielefeld planmäßig ausfällt.
Am Ceciliengymnasium zum Beispiel hat sich der Stadtelternrat die aktuellen siebten und achten Klasse angeschaut. Dabei kam heraus, dass die Fünft- und Siebtklässler im zweiten Halbjahr nur 29 Wochenstunden und die Achtklässler 30 Stunden unterrichtet werden. Bis zu insgesamt 25 Wochenstunden fallen laut Girnt aus. "Das sind sechs Prozent des Unterrichts." Ärgern tut sich der Stadtelternrat vor allem darüber, dass Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) offiziell von 1,7 Prozent spricht.
Dieser Ausfall von zustehendem Fachunterricht, sagt Girnt, führt zu Lücken im Fach, die im Folgejahr gefüllt werden müssen, womit weniger Zeit für Neuvermittlung zur Verfügung steht. Und das sei in Zeiten von Turboabitur, Inklusion und Integration nicht tragbar.
Dass die Stundenpläne teilweise gekürzt werden müssen, ärgert auch Dorothea Bratvogel, Schulleiterin des Ceciliengymnasium und Sprecherin der Bielefelder Gymnasien. Viel daran ändern könne sie trotzdem nicht. Es ist das alte Problem: fächerspezifischer Personalmangel, nicht nur an ihrer Schule. Beim Ceciliengymnasium beispielsweise gibt es zu wenig Kunst- und Musiklehrer. Hinzu kommen drei Dauererkrankungen. "Teilweise musste das Kollegium 47 Stunden überbrücken", sagt Bratvogel. Das Ergebnis ist, dass Stundenpläne in der Sekundarstufe I vorübergehend gekürzt werden.
Stellen ausschreiben darf Bratvogel nicht, da die Schule offiziell einen Lehrerüberhang hat. Dieses Problem, sagt die Schulleiterin, stammt aus der Zeit der doppelten Jahrgänge. Deutschlehrer etwa, die damals eingestellt wurden, sind an der Schule geblieben. Hinzu komme, dass auf dem Personalmarkt manche Fächerkombinationen selten vertreten sind.
Andreas Moseke von der Bezirksregierung Detmold kann Schulleiter und Eltern nur dazu aufrufen, sich mit Problemen an die Bezirksregierung zu wenden. Grundsätzlich muss eine Schule zwar mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln eigenverantwortlich arbeiten, "in Ausnahmefällen jedoch können zeitweise zusätzliche Mittel beantragt werden", sagt Moseke. Zudem stehen Kollegen beratend zur Seite - zum Beispiel beim Thema Unterrichtsausfall. "Wir kontrollieren Schulen aber nicht."
Dass die Stundenzahl in einem Halbjahr reduziert und dafür im nächsten erhöht wird, ist laut Schulministerium nicht erlaubt. Nur einzelne Fächer dürfen umgeschichtet werden (siehe Grafiken). Und trotzdem, sagt Moseke, lässt sich ein gekürzter Stundenplan nicht immer vermeiden.
Wie hoch der Unterrichtausfall an den anderen Gymnasien ist, will der Stadtelternrat nun anhand von Stundenplänen überprüfen.
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