Auch ein Rempler ist ein Unfall

Bielefeld. Parkplätze in der Stadt sind nicht nur selten, sie werden auch immer enger. Schnell ist beim Zurücksetzen der Hintermann touchiert. Polizisten und Juristen warnen dringend davor, sich dann einfach aus dem Staub zu machen: &bdquo;Auch ein kleiner Rempler ist ein Verkehrsunfall", betont Polizeisprecherin Hella Christoph. Wer das nicht beherzigt, nimmt empfindliche Strafen in Kauf – wegen Fahrerflucht. 2.100 solcher Unfallfluchten hat die Polizei 2015 registriert, 600 verursachte Sachschäden davon ereigneten sich nach Angaben der Verkehrskommissariate auf Parkplätzen oder beim Rangieren. Wer glaubt, dass man ihm sowieso nichts nachweisen kann, dürfte jetzt schlucken: Nach Angaben der Polizei Bielefeld klären die Verkehrsermittler nahezu die Hälfte der Fälle später auf. Werden sogar Personen dabei verletzt, liegt die Aufklärungsquote noch deutlich höher. Auch nach einem leichten Rempler ist es "Unerlaubtes Entfernen" &bdquo;Viele Autofahrer gehen mit ihren Verpflichtungen als Unfallverursacher nachlässig um", sagt auch Rechtsanwalt Siegfried Kammel. &bdquo;Gerade wenn es nur ein wenig gewackelt hat, unterschätzen die meisten die Brisanz eines solchen Vorfalls." Auch wenn die Polizei bei einem solchen Autorempler von einem Bagatellschaden spricht, ist das &bdquo;unerlaubte Entfernen vom Unfallort" trotzdem immer noch ein ernstzunehmendes Verkehrsdelikt, das bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe zur Folge haben kann. Ist der entstandene Schaden höher als 1.300 Euro, droht zumindest ein Führerscheinentzug. &bdquo;Und der Haftpflichtversicherer fordert die gezahlte Schadenssumme vom Versicherungsnehmer zurück, wenn eine Unfallflucht rechtskräftig festgestellt wurde", betont Kammel. &bdquo;Das wissen auch viele nicht." Bielefelderin fährt ohne schlechtes Gewissen und landet vor Gericht Genau das ist einer Mandantin von Siegfried Kammel passiert: Sie hatte ihren BMW an der Kreuzberger Straße zu weit zurückgesetzt und dabei am Kotflügel eines parkenden VW Golfs einen Schaden von gut 1.300 Euro brutto verursacht. Die Mandantin – laut Anwalt eine sehr korrekte Person – hatte sich daraufhin das anderen Auto angesehen, aber keinen Schaden entdeckt. &bdquo;Die Mandantin ist zu dem Schluss gekommen, dass die Erschütterung, die sie gespürt hat, auf eine Regenrinne oder Bodenwelle im Boden zurückzuführen war." Die Bielefelderin fuhr ohne schlechtes Gewissen davon. Nun hatte sich aber ein Zeuge das Kennzeichen der Verursacherin notiert, so dass die BMW-Fahrerin wenige Wochen später einen Strafbefehl über 2.000 Euro Geldstrafe erhielt. Zusätzlich sprach man ihr ein Fahrverbot von zwei Monaten aus. &bdquo;Vor allem das Fahrverbot war für meine Mandantin schmerzhaft, weil sie in einer ländlichen Kommune arbeitet und dort auf ihr Auto angewiesen ist." In der Berufungsverhandlung überzeugte ihr Rechtsanwalt das Gericht, dass die BMW-Fahrerin den Schaden tatsächlich nicht erkannt hat. Dass der Schaden am Golf erkennbar war, reichte der Strafkammer nicht aus. &bdquo;Sie hielt die Erklärung mit der Regenrinne für plausibel." Es war nicht nachzuweisen, dass die Frau den Schaden tatsächlich erkannt hat. Wer die Polizei verständigt, erhält in der Regel kein Bußgeld Trotz dieses juristischen Erfolgs rät Siegfried Kammel dringend: &bdquo;Auch wenn ich denke, da ist nichts beschädigt, sollte ich lieber bei der Polizei anrufen." Diese notiere sich dann den Vorgang. &bdquo;Falls sich ein Geschädigter meldet, kann mir nichts mehr passieren. Ein Bußgeld wegen der Unfallverursachung ist dann in der Regel nicht zu befürchten", sagt der Anwalt. Auch die Polizei warnt vor der vorschnellen Prüfung mit dem bloßen Auge: &bdquo;Auch wenn ich nichts sehe, kann ein Schaden etwa hinter der Stoßstange oder an den Parksensoren entstanden sein. Somit besteht eine Wartepflicht. &bdquo;Sicher ist auf jeden Fall, die Polizei anzurufen."

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