Wie Experten Gemälde glänzen lassen

Bielefeld. Susanne Albrecht hat in der Brockensammlung ein zunächst "etwas kitschiges Gemälde" mit mehreren Elfen beim Tanz entdeckt, wie sie selbst sagt. Doch als sie auf der rechten Seite des Ölbildes drei Voyeure im Unterholz erblickte - drei Waldfaune -, "da hat es mich gepackt". Für 70 Euro erstand sie das unbekannte Kunstwerk. Am Samstag ergriff sie bei den 1. Bielefelder Restauratorentagen die Gelegenheit, mehr über den Elfentanz zu erfahren.Der Bielefelder Stephan Kokerbeck sieht sich mit seinem Kunst- und Rahmengeschäft seit Generationen als Dienstleister in Sachen Gemälde. Seit einem Monat bietet er mittels einer Kooperation mit der Düsseldorfer Rahmenmanufaktur Conzen und des Kölner Werkladens noch mehr Service an. Am Samstag standen im Lessinghaus die Diplom-Restauratoren von "Ars Servandi" im Mittelpunkt.Die Elfen von Susanne Albrecht sorgen gleich für Interesse bei Friedrich Conzen: "Die Kundin hat ein Gemälde dabei, das dem Elfenreigen des österreichischen Malers Hans Zatzka sogar in den Farbgebungen gleicht." Susanne Albrechts Gemälde könnte möglicherweise ein Schüler von ihm gemalt haben. Zusätzlich zu dem Elfenreigen hat dieser aber noch die voyeuristischen Faune ergänzt, glaubt Conzen. 300 bis 500 Euro könnte das Schnäppchen aus der Brockensammlung wert sein, glauben die Kunstexperten. Allerdings ist das Bild schon etwas alt und dunkel.Hier kommt Diplom-Restaurator Oliver Stahlmann ins Spiel: "Oft sagen die Besitzer, im Haus wurde viel geraucht und gehen davon aus, dass ein altes Bild nun einmal vergilbt aussieht." Aber meistens sei es nicht der Rauch, sondern die Harzschicht, die zum Schutz der Bilder aufgetragen wurde - "Firnis" genannt - , die sich durch UV-Einfluss gelblich verfärbt. "Und diese Schicht lässt sich mit unterschiedlichen Lösungsmitteln, die auf das Öl des Gemäldes nicht ansprechen, lösen." Mit einem Wattestäbchen, das in eine Aceton-Mischung getränkt war, wischt Stahlmann über den Mond des Gemäldes. Es ist, als ob die Sonne aufgeht.Susanne Albrecht ist begeistert. "Es lohnt sich zwar finanziell nicht. Aber so ein Kunstwerk soll doch gefallen." Die Restaurierung kostet 700 bis 800 Euro, dafür wäre das Bild bis Weihnachten wieder frisch. "Wenn nach der Entfernung der alten Schutzschicht die Farben wieder glänzen sind, dann bin ich sehr zufrieden. Das ist ein lustiges Bild, was sehr gut an meine Wand passt", sagt die Besitzerin des überraschend interessanten Kunstwerks.Deutlich aufwendiger war die Restaurierung eines Ölgemäldes auf Leinwand von Lisa Gentz: "Das Eheversprechen" habe bei einer Kundin eingerollt auf dem Dachboden gelegen, so Stahlmann. Er zeigt ein Foto vom ursprünglichen Zustand des Kunstwerks. Durch das Einrollen waren große Partien abgeblättert. Neben sich auf einem Stuhl im Lessinghaus steht genau das Gemälde, inzwischen ohne jeden Makel. "Das hat vier Wochen gedauert", sagt der Restaurator. Auch bei Grafiken und Arbeiten auf Papier lässt sich oft noch viel machen, betont Maja Bienicki, die Expertin für Papier- und Pappeträger. "Ein versäuertes Passepartout lässt alles gelblich werden. Viele denken: das ist alt, das muss so sein." Doch die Experten können durch Bleichen viel ermöglichen. Friedrich Conzen, Geschäftsführer der Werkladen Conzen Kunst Service GmbH, betont: "Viele waschen regelmäßig ihre Gardinen, aber die Bilder bleiben hängen. Auch Kunst muss gepflegt werden."Interessante Geschichten hinter alten Gemälden, die unbeachtet an der Wand hingen oder sogar auf dem Dachboden verlotterten, können die Experten häufiger erzählen. So gebe es sehr hilfreiche Internetdatenbanken, erzählt Conzen. "Und wenn die nicht weiterhelfen, dann haben wir noch Nachschlagewerke der alten Art. Viele Kunden wollen etwas über die Künstler wissen - und natürlich über den Wert." Immer wieder seien kleine Vermögen darunter.

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