Familienunternehmen JAB-Anstoetz international aufgestellt

Bielefeld. "Seide ist die Königin der Stoffe", sagt Ralph Anstoetz und weist auf die taubenblauen bodenlangen Vorhänge. "Bei keinem anderen Material kommt die Farbe so intensiv rüber", ergänzt der Firmenchef. Wie fast alle Bereiche des Unternehmens ist auch der Konferenzraum bei JAB-Anstoetz mit eigenen Erzeugnissen ausgestattet.Weltweit kaufen die Bielefelder ihre Stoffe ein. Ein wichtiger Markt ist Italien - für den Einkauf und Verkauf gleichermaßen. Wo auch immer JAB seine Produkte bezieht - jede Bestellung kommt zunächst nach Bielefeld.Rollen mit insgesamt 3,8 Millionen Metern Stoff stapeln sich in dem 35.000 Quadratmeter großen Zentrallager der Firma an der Potsdamer Straße. "Wir wollen in der Logistik nicht schlechter sein als unsere Mitbewerber", erklärt Ralph Anstoetz. 96 Prozent aller Aufträge könnten sofort ausgeliefert werden. "Innerhalb von drei Tagen ist eine Sendung in den USA."Die Muster der Dekostoffe entwickelt meist das zwölfköpfige Designteam im Haus. Vorhangstoffe werden mit Möbelbezügen abgestimmt, Teppiche zum Bodenbelag ausgewählt.Den unterschiedlichen Geschmack der Kundschaft gilt es dabei zu berücksichtigen. "30 Prozent unserer Kollektion ist so angelegt, dass sie international ankommt", sagt Anstoetz (56), der mit seinen Brüdern Claus und Stephan das Unternehmen führt. "Wir müssen Südeuropa genauso berücksichtigen wie Asien. Vor allem dort tickten die Menschen ganz anders. Viel Gold und Glanz sei dort beliebt. "Mit modernen Sachen tut man sich dort noch schwer." Zuletzt eröffnete JAB in Shanghai einen 1.000 Quadratmeter großen Showroom.Dem weltweit unterschiedlichen Geschmack will man auch mit der neuen Kollektion "White Passion" entgegenkommen. Neutrale Töne wie Weiß und Ecru bestimmen diese Serie, dazu Silber. "So etwas läuft in fast allen Ländern gut", weiß Anstoetz.Bei der Anschaffung neuer Vorhänge und Polstermöbel ginge die Kundschaft gern "auf Nummer sicher". Schließlich handele es sich um eine Kaufentscheidung für fünf bis sieben Jahre.Mit 1.500 Mitarbeitern weltweit, davon 630 am Standort Bielefeld, liegt der Jahresumsatz des Unternehmens aktuell bei 270 Millionen Euro, das Umsatzplus beträgt zwischen vier und fünf Prozent.Internationalität hin oder her. Der wichtigste Markt ist mit 50 Prozent immer noch Deutschland. Ein Grund, warum der global ausgerichtete Stoffverlag am Standort Bielefeld festhält. "Wir könnten unser Unternehmen überall auf der Welt führen", räumt Anstoetz zwar ein. Doch man denke ökonomisch und: "Meine Brüder und ich sind Bielefelder."Zuverlässig und treu seien die Menschen hier. Davon profitiere auch sein Unternehmen. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit betrage 18 Jahre. Für Speditionen sei man gut erreichbar, auf kurzen Wegen, mit meist wenigen Staus. Zudem sei Bielefeld (Anstoetz: "Eine traumhaft grüne Stadt") auch attraktiv für neue Mitarbeiter, die nicht aus der Region kommen.Die Verbundenheit mit Bielefeld wird zudem durch unterschiedliche Sponsoring-Aktivitäten deutlich. "Wo wir etwas tun können, machen wir das", sagt Anstoetz. Ob bei der Renovierung des Stadttheaters oder zur 800-Jahr-Feier der Stadt - JAB beteiligt sich. Unterstützt werden auch die Modestudenten der Fachhochschule und - "mit dem Herzen" - Arminia. Zudem gehen unterschiedliche Stiftungen für Mensch und Tier auf Initiative der Familie Anstoetz zurück. Eine enge Anbindung zum Golfsport gelang dem Unternehmen mit der JAB-Ladies-Cup-Turnierserie. Die Beziehung mündete schließlich in der Übernahme von Golfhouse. Der Sportfilialist gehörte zuvor zum Karstadt-Konzern. Der Blick durchs Fenster mit den Seidenvorhängen geht zur Baustelle auf der gegenüberliegenden Seite.Das neue Golfhouse wird Anfang Dezember eröffnet, mit 2.000 Quadratmetern Grundfläche und einer Indoor-Übungsanlage. Die Allianz zwischen Heimtextilien und Sport erläutert Anstoetz bündig: "Golfer sind auch die Zielgruppe unseres Unternehmens." Für die Zukunft wünscht sich der Firmenchef verkaufsstarke Produkte, die am Markt gefragt sind - und möglichst keine wirtschaftliche Krisen. "Wenn die Stimmung schlecht ist, kauft die Kundschaft unsere Produkte nicht." Keine Sorgen machen muss er sich um den Fortbestand von JAB Anstoetz als Familienunternehmen. Insgesamt neun Kinder haben die Anstoetz-Geschwister, einige studieren Betriebswirtschaft.Geschichte 1946 Gründung durch Josef Anstoetz 1956 Die Polstermöbelfabrik BW Bielefelder Werkstätten kommt hinzu 1959 Grundsteinlegung für den Neubau an der Potsdamer Straße 1981–1982 Kauf eines Hotels in Winterberg 1985 Eintritt von Ralph Anstoetz in die Firma. Belegschaft: 935 Mitarbeiter 2010 Übernahme von Golfhouse 2011 Gründung der internationalen Vertriebsmarke JAB Anstoetz 2012 Übernahme der Möbelmarke Hans Kaufeld

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