Von
Tobias Schreiner
14.04.2015 | 14.04.2015, 20:36
Bielefeld
14-Jähriger ist zum ersten Mal bei Bundesrunde dabei
Mitte. Taschenrechner, Geodreieck, Zirkel - was für viele Menschen Relikte aus der schlimmsten Periode ihrer Schulzeit sind - sind für Zijian Wang so alltäglich wie Stift und Notizblock. Der 14-Jährige mit chinesischen Wurzeln besucht die achte Klasse des Helmholtz-Gymnasiums und rockt seit der zweiten Klasse jeden Mathewettbewerb. In diesem Jahr reist er zum ersten Mal zur Bundesrunde der Mathematik-Olympiade nach Cottbus - als einziger Bielefelder.
Wenn anderen Schülern vor Matheklausuren die Zähne klappern, dreht Zijian Wang erst so richtig auf. Seit er mit seinen Eltern als Zweitklässler aus Peking nach Deutschland kam, erledigt er jede Mathearbeit mit links. Die Wettbewerbe in der Schule sind längst keine Herausforderung mehr für ihn. Die Bezirksrunden, bei denen die besten Matheschüler aus Bielefeld gesucht werden, kennt er in und auswendig. In der Landesrunde der Mathematik-Olympiade liegt er seit drei Jahren stets unter den besten drei Schülern seines Jahrgangs.
Gleichungen-, Geometrie- und Textaufgaben mussten die 350 Teilnehmer von Klasse fünf bis zwölf der Landesrunde lösen. Zijian setzte sich gegen 54 Achtklässler durch - und kann nun zum ersten Mal bei der Bundesrunde der Mathe-Olympiade mitmischen. Als Drittbester wurde er bei der Siegerehrung in Solingen von Schulministerin Sylvia Löhrmann geehrt. Das freut auch Zijians Eltern: "Wir sind sehr stolz auf ihn", lobt Vater Qing Wang.
Doch damit will sich Zijian nicht zufrieden geben. Sein Traum: die Internationale Mathematik-Olympiade (IMO). Die Sieger der Bundesrunde der Mathe-Olympiade treten anschließend in zwei Runden gegen die Sieger des Bundeswettbewerbs Mathematik an. Die Endauswahl darf dann in diesem Jahr zur IMO nach Thailand. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. "Klar würde ich da gerne mitmachen", sagt Zijian. "Aber ich will nicht den ganzen Tag nur Mathe büffeln um dort hinzukommen."
Manchmal lässt ihn seine Lehrerin sogar vorne an der Tafel Themen oder Aufgaben erklären. Denn einen Großteil des Stoffes der kommenden Klassen kennt er durch die Förderung des Bildungsministeriums bereits. Als Streber werde er nie bezeichnet - und wenn, würde ihm das nichts ausmachen: "Ich gebe zu, ich bin ein Streber. Aber daran ist auch gar nichts schlimm. Denn ein Streber ist ja einfach nur jemand mit Ehrgeiz, der Leistung bringen will."
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