Neue Polizeizellen für eine Million Euro

Bielefeld. Das Polizeigewahrsam ist der erste Anlaufpunkt, wenn Festgenommene hinter Gitter sollen: In diesen Zellen landen Betrunkene zur Ausnüchterung genauso wie Hooligans, Kleinkriminelle oder unter Terrorverdacht verhaftete IS-Kämpfer, wie jüngst Sebastian B. aus Herford. Im Bielefelder Präsidium an der Kurt-Schumacher-Straße wurde jetzt OWLs größtes Gewahrsam für eine Million Euro modernisiert.Polizeipräsidentin Katharina Giere sprach von einem Gewahrsam nach den allerneuesten Bestimmungen. Wachleiter Oliver Pohl-Schuleit, Chef des Gewahrsamstrakts im Innenhof des Polizeipräsidiums, bestätigt: &bdquo;Noch während der 18-monatigen Bauphase haben sich mehrfach die Bestimmungen und Bauauflagen geändert.“ 18 Zellen stehen für Gefangene nach Beendigung des dritten und letzten Bauabschnitts Ende März zur Verfügung. Vor dem Eintritt in die Zelle muss der Festgenommene neuerdings aber die neue Eingangsschleuse passieren: &bdquo;Hier marschiert keiner mehr einfach durch“, erklärt Hauptkommissar Detlef Fechner, erfahrenster der elf Beamten im Zellentrakt. &bdquo;Der Gewahrsamsbeamte entscheidet hier schon, ob der Betroffene zu betrunken oder aggressiv ist.“Beobachtung rund um die Uhr Besteht Gefahr, dass er sich oder anderen etwas antun könnte (durch Sturz, Randale oder Selbstverletzung), kommt er in eine von neun Beobachtungszellen. Die sind rund um die Uhr videoüberwacht und drinnen fehlt jegliches Mobiliar. Als Toilette steht lediglich ein Stehschacht aus Edelstahl zur Verfügung, als Liege eine ein mal zwei Meter große geflieste Fläche. &bdquo;Macht der Insasse trotzdem noch Probleme, müssen wir ihn mit Handschellen am Boden fixieren“, so Fechner. Zuerst nur die Arme, ändert das nichts: auch die Beine. Vieles hängt hier von der Erfahrung und der Einschätzung der Beamten ab: &bdquo;Wir wissen ja nicht, mit wem wir es zu tun haben.“ Der letzte, bereits 13 Jahre zurückliegende Suizid eines Gefangenen zeigt, dass das in Bielefeld funktioniert, an eine Flucht konnte sich Fechner gar nicht erinnern. Vor dem Umbau, der 2013 und 2014 während des laufenden Betriebs für rückläufige Zahlen gesorgt hatte, saßen hier 2.657 Personen im Jahr in Gewahrsam. Knapp zehn Prozent davon waren weiblich. Die Zahl der Gefesselten sei zuletzt zwar gestiegen, so Fechner, sei aber mit 145 noch überschaubar. Bis zu 48 Stunden dürfen Insassen eingesperrt bleiben, bevor sie entlassen oder zur U-Haft dem Richter vorgeführt werden. Mehr Zellen zur Ausnüchterung Die Modernisierung hat auch ein Platzproblem der Beamten gelöst: Zwei Drittel der Insassen sind in der Regel Betrunkene, nur ein Drittel Straftäter, so Fechner. Allerdings standen bisher nur fünf der Zellen zur Ausnüchterung zur Verfügung. Hier habe man nachgebessert, erklärt Florian Franke, Bauprojektleiter der Polizei: &bdquo;Die Zahl der Einzelzellen für Straftäter und der großen Sammelzellen wurde reduziert, dafür wurden die Beobachtungszellen auf neun aufgestockt“, so Franke. &bdquo;Das sollte jetzt selbst an wilden Wochenenden ausreichen.“ 875.000 Euro hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb in den Bau investiert, 145.000 Euro in technische Neuerungen wie Kameras, Kommunikationstechnik und Notfalltasten.

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