Bielefeld

Alfred Oetker steigt auf

Erste Einigung im jahrelangen Familienstreit

Andrea Frühauf
29.01.2015 | 29.01.2015, 15:07

Bielefeld. Es war die dürrste Pressemitteilung, die der Oetker-Konzern bisher herausgegeben hat. In nur einem Satz teilte das Familienunternehmen mit, dass der Beirat Alfred Oetker zum stellvertretenden Beiratsvorsitzenden gewählt hat. Kein Wort dazu, ob damit der jahrelange Familienstreit um die Führung der Oetker-Gruppe beendet ist.

Noch vor wenigen Tagen hatte das Manager-Magazin berichtet, dass August Oetker (70), Beiratsvorsitzender und Halbbruder von Alfred Oetker (47), einen Friedensschluss in der Familie blockiert habe. Bereits in einer Beiratssitzung am 12. Dezember hätte Alfred Oetker zum Vizechef im Kontrollgremium gewählt werden sollen. August Oetker habe die Personalie aber kurzfristig von der Tagesordnung gestrichen.

Doch offenbar war alles anders: Dem Vernehmen nach soll es August Oetker gewesen sein, der den Vorschlag machte, dass Alfred Oetker, bisher einfaches Beiratsmitglied, in dem Gremium zum stellvertretenden Vorsitzenden aufsteigen sollte. Die Regelung gilt ab sofort. Und sie soll einstimmig von den Familienstämmen getroffen worden sein. Danach dürften die (Halb-)Geschwister also zumindest wieder miteinander sprechen.

Streit unter Geschwistern

Der Streit der acht Kinder aus drei Ehen des verstorbenen Patriarchen Rudolf August Oetker um die Macht im Unternehmen war so groß gewesen, dass sogar ein Schiedsgericht bemüht wurde. Das soll seine Arbeit bereits eingestellt haben. Die Beförderung von Alfred, der eigentlich die Unternehmensgruppe operativ leiten wollte, könnte ein Signal zur Entspannung im Familienkonflikt sein.
Information
Vita

Alfred Oetker wurde 1967 geboren. Er ist der älteste Sohn von Rudolf August Oetker und seiner dritten Frau, Maja.

Er machte eine Ausbildung als Bankkaufmann und studierte Betriebswirtschaft. Seine Promotionsarbeit schrieb er über "Stakeholderkonflikte in Familienunternehmen".

Alfred Oetker ist Mitglied des Präsidiums des Industrie- und Handelsclubs OWL.

Den Streit hatte die ältere Generation, die beiden Brüder Richard (heutiger Konzernchef) und August Oetker, ausgelöst, weil sie einen familienfremden Manager bevorzugen, der das Familienunternehmen erstmals leiten und Konzernchef Richard Oetker mit Ende seiner Amtszeit (Ende 2016) ablösen soll. Als Kandidat gilt Finanzchef Albert Christmann, der das Unternehmen als "Oetker-Gewächs" bestens kennt und dem gute Managerqualitäten nachgesagt werden.

Alfred Oetker, der als einziger der (Halb-)Geschwister einen echten Doktortitel (in BWL) hat, lebt noch heute mit seiner Frau Prinzessin Elvira Grimaldi in Holland. Die Leitung der Oetker-Nahrungsmittelsparte in Holland hatte er mit seinem Wechsel in den Beirat 2011 aufgegeben. Mit seiner jetzigen Beförderung agiert Alfred Oetker quasi auf Augenhöhe mit August Oetker, der den Vorsitz noch bis zum Ende seines 75. Lebensjahres führen wird, wie es der Vater Rudolf August Oetker testamentarisch verfügt hat.

Zeichen stehen auf Frieden

Theoretisch könnte Alfred Oetker weiterhin auf die Konzernführung pochen und aus dem Beirat wieder ausscheiden. Aber damit würde der Streit weiter andauern. Ein Indiz, dass die Zeichen eher auf Frieden stehen, könnte auch sein, dass Alfred Oetkers Bruder Ferdinand Oetker kürzlich das Bankhaus Lampe verlassen hat, um eigenen Geschäften nachzugehen.