Bielefeld

Immer mehr Elektroautos in Bielefeld

Stadtwerke Bielefeld und Freie Scholle eröffnen erste gemeinsame Ladesäule

Glaubt an den Strom: Elektromobilist Roman Stahl (53) und seine Familie haben drei Elektroautos zu Hause. Am Standort seiner Firma an der Stralsunder Straße 62 betreibt er aus Überzeugung eine öffentliche Ladestation. | © FOTO: WOLFGANG RUDOLF

15.01.2015 | 15.01.2015, 15:45
Strom frei: Friedhelm Rieke (links) und Kai Schwartz. - © FOTO: MKP
Strom frei: Friedhelm Rieke (links) und Kai Schwartz. | © FOTO: MKP

Bielefeld. Die Stadtwerke Bielefeld und die Freie Scholle haben an der Albert-Schweitzer-Straße 9 eine neue Ladesäule für Elektroautos errichtet. Sie ist damit in Bielefeld die achte Möglichkeit, öffentlich an Strom für das umweltfreundliche Auto zu kommen. Die Anzahl der Elektromobilisten steigt - wenn auch nur langsam.

"Im Vergleich steht Bielefeld gar nicht so schlecht da", sagt Stephan Immen vom Kraftfahrtbundesamt. Eine Erhebung vom 1. Januar 2014 zeigt: 39 gemeldete Elektroautos in Bielefeld. Städte mit vergleichbaren Größen ließ Bielefeld hinter sich: In Wuppertal (340.000 Einwohner) waren zu dem Zeitpunkt 35, in Bonn (311.000 Einwohner) sogar nur 22 Elektroautos registriert.

Die Tendenz, sagt Friedhelm Rieke, Geschäftsführer der Stadtwerke, ist steigend: "Wir gehen heute von etwa 50 Stück aus." Allein die Firma "DMG Mori Seiki" hat im Oktober 2014 für ihren Standort in Bielefeld vier Elektroautos gekauft, insgesamt sind es nun sieben Stück.

Kostenlose Ladestation

Ein Großteil der Elektroautos ist im Besitz Bielefelder Firmen. "Viele Menschen", sagt Roman Stahl, Inhaber der Firma Compact, "scheinen der umweltfreundlichen Mobilität noch skeptisch gegenüberzustehen." Stahl selbst hat ein Elektroauto für die Firma und ein privates, außerdem sind Ehefrau und Tochter elektrisch unterwegs. Als "überzeugter Elektromobilist" stellt Stahl auch der Öffentlichkeit Ökostrom zu Verfügung: Vier Autos gleichzeitig können an seiner Ladestation an der Stralsunder Straße 62 geladen werden - kostenlos. "Genutzt", so der Mitgründer der Bielefelder Klimawoche, "wird die Anlage täglich".

Die Reichweite der Elektroautos von derzeit 100 bis 150 Kilometern gelte für Stahl nicht als Ausrede, um auf umweltfreundliche Mobilität zu verzichten: "Im Internet kann man sich auf lange Strecken genauestens vorbereiten."

Die Ladestation von Stahl sowie die vom Carl-Severing-Berufskolleg gehören beide zum Verbund "Park&Charge", einem Stromtankstellensystem für die Installation im privaten und öffentlichen Raum. Die RWE betreibt zwei Ladestationen in Bielefeld und die Stadtwerke mittlerweile vier. Die nun neu eingeweihte Station an der Albert-Schweitzer-Straße 9 ist eine Kooperation mit der Freien Scholle. Das heißt, die Stadtwerke stellen die Ladesäule vom Typ "Ladefoxx XL" - im Wert von etwa 10.000 Euro - zur Verfügung und die Wohnungsgenossenschaft zahlt Miete. Um die Ladesäule zu aktivieren, muss sich der Fahrer mit Hilfe einer App anmelden. "Der Bedarf", ist sich Rieke sicher, "wird wachsen." Allein an den Stationen am Niederwall 17 sei der Stromverbrauch mit dem eines Einfamilienhauses vergleichbar. "Der Durchbruch fehlt natürlich noch. Es bedarf eines langen Atems und einer einheitlichen Ladestruktur", so Rieke.

Die Freie Scholle selbst ist seit 2014 Besitzer eines Elektroautos. Man wolle beim Thema umweltfreundliche Mobilität ein Vorreiter sein. "Außerdem wollen wir unseren Mitgliedern qualitativ guten Wohnraum anbieten. Dazu gehört für uns, umweltschonende Mobilität zu unterstützen", sagt Vorstandsvorsitzender Kai Schwartz.

Bei der Stadt Bielefeld sind acht Elektroautos im Gebrauch: Umweltamt, Gesundheitsamt und Umweltbetriebe besitzen jeweils ein Fahrzeug. Fünf weitere werden als Schmalspurfahrzeuge im Tierpark und auf Friedhöfen eingesetzt - ihren Spaß haben alle damit. Und zehn sind zudem bei den Stadtwerken. "Dank guter Beschleunigung kann man manchen Mercedes an der Ampel zurücklassen", so Rieke.

Für das Deutsche Rote Kreuz sind für das Forschungsprojekt "Pflege!E-mobile" acht Flitzer unterwegs. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt unter anderem von Ansgar Ottensmann von der Fachhochschule Bielefeld. Er findet die Autos zwar teuer - die Batterie kann bis 10.000 Euro kosten -, "im städtischen Gebrauch haben sie aber Vorteile. Etwa durch die Fahrdynamik oder Beschleunigung." Das Problem sei, dass "viele bei dem Wort Elektroauto an die ersten Umbauversuche denken". Diese seien aber längst überholt.