Paris. Künstliche Intelligenz (KI) erleichtert schon jetzt Verbrauchern in vielen Bereichen den Alltag. Dass KI auch für das Finanzamt hilfreich sein kann, das hat sich bereits im vergangenen Jahr in neun Départements in Frankreich bestätigt. Zahlreiche Pools, die Besitzer auf ihren Grundstücken errichtet, aber nicht angegeben hatten, wurden entdeckt. Nun soll das System auf ganz Frankreich angewendet werden.
Rund zehn Millionen Euro hat das Finanzamt in Frankreich 2022 zusätzlich eingenommen. Seit 2021 läuft das Projekt "innovativer Grundbesitz" in den Départements Alpes-Maritimes, Var, Bouches-du-Rhône, Ardèche, Rhône, Haute-Savoie, Morbihan, Maine-et-Loire, Vendée. Steuerfahnder nutzen Luftbilder des nationalen geografischen Instituts (IGN) und KI, um zu prüfen, ob auf Grundstücken Swimmingpools errichtet worden sind, die Hausbesitzer dem Finanzamt verschwiegen haben. Wie die Behörde darlegt, helfen Algorithmen dabei, Gebäude auf den Aufnahmen genau zu identifizieren. Für die Gemeinden in Frankreich ist die Grundsteuer auf bebaute Grundstücke eine wesentliche Einnahmequelle. Anbauten und Pools erhöhen den Wert des Grundstücks. Eigentümer müssten somit auch höhere Abgaben entrichten.
Zehntausende Pools steuerlich relevant
In seiner Bilanz zu dem Experiment stellt die Generaldirektion für öffentliche Finanzen (DGFiP) fest, dass die Prüfungen in den neun Départements mehr als 20.000 Schwimmbecken ergeben haben, die nicht steuerlich erfasst waren. 94 Prozent der Besitzer gaben auf Nachfrage der Steuerfahnder zu, dass ihre Swimmingpools für die Grundsteuer zu berücksichtigen seien. Bei dem Testlauf ging es allein darum, Pools festzustellen. Tatsächlich sei das System aber auch geeignet, andere Anbauten wie zum Beispiel Verandas, die bisher verschwiegen worden sind, festzustellen. 24 Millionen Euro musste der Staat in das neue System investieren. Allein die Prüfung auf Schwimmbecken hin ergebe aber bereits Einnahmen von fast 40 Millionen Euro im Jahr 2023.
Klar ist für die DGFIP somit: "Diese Maßnahme wird allgemein in ganz Frankreich eingeführt." Der Fiskus rechne damit, zwischen 80.000 und 100.000 Pools zu entdecken. Ab 2023 kann es für Grundstücksbesitzer deutlich teurer werden, wenn sie Bebauungen nicht korrekt angegeben hatten. "Die zu leistende Grundsteuer kann bis zu viermal höher ausfallen, je nachdem, wann ein Pool gebaut oder das Eigentum gekauft worden ist", führt die Behörde aus.