Griechenland

Von Kavala auf die grüne Insel

Griechenlands Norden ist bisher nur wenigen Touristen bekannt. Dabei liegt dort Kavala, eine der schönsten Städte des Landes. Von dort aus ist es nur ein Katzensprung nach Thassos, auch bekannt als die grüne Insel

14.09.2019 | 14.09.2019, 06:00
Sonnenuntergangs-Stimmung: So klingt ein erlebnisreicher Urlaubstag auf Thassos besonders schön aus. - © Renate Scheiper
Sonnenuntergangs-Stimmung: So klingt ein erlebnisreicher Urlaubstag auf Thassos besonders schön aus. | © Renate Scheiper

Sonnenblumenfelder so weit das Auge reicht. Im Hintergrund das geschwungene Massiv der bis 2.000 Meter hohen Pangeonberge nördlich der Stadt Kavala in Nordgriechenland. Wir sind auf dem Weg nach Philippi, der antiken Stätte mit den eindrucksvollen Resten von zwei großen Basiliken, einem römischen Theater, einem Markt. Es duftet nach Thymian und Minze. Die Rivalen Octavian und Marcus Antonius lieferten sich 42 vor Christus hier eine Entscheidungsschlacht um die Nachfolge Caesars. Apostel Paulus soll hier seine erste Christin, Lydia, getauft haben. Gold- und Silbervorkommen machten die Region reich.

Eine wichtige Handelsstraße führte vor 2.000 Jahren von hier bis nach Rom. Später wurde die nahe Hafenstadt Kavala reich durch Tabakanbau. Im dortigen, nach Tabak duftenden Museum wird diese Zeit zum Anfassen lebendig dargestellt. Kein Wunder, dass das schönste, venezianisch-gotische Haus in Kavala einem reichen ungarischen Tabakhändler gehörte, das heute als Rathaus fungiert. Auch das nahe Archäologische Museum mit seltenen Gefäßen und Goldschmuck aus der großen Vergangenheit lohnt einen Besuch.

Die geschwungene, von Palmen gesäumte Seepromenade und und weitere Sehenswürdigkeiten locken zu Unternehmungen. Zum Beispiel hinauf durch die Altstadt mit schönen Häusern aus osmanischer Zeit zum Kastell, dessen gezackte Mauern wie eine Krone über Kavala thronen. Vom hohen Festungsturm liegt einem die Stadt zu Füßen, und fast zum Greifen nah im Süden die gebirgige Insel Thassos, gesäumt von weißen Stränden.

Unglaublich, dass die emsige Stadt Kavala neben dem Fischerhafen ebenfalls feine Sandstrände hat mit Cafés und Restaurants wie dem Yalos dessen Slogan „reset your Soul" treffender nicht sein könnte. Zwischen frittiertem Oktopus, gegrillten Sardellen und Ouzo kann man schnell mal ins Wasser hüpfen vor den nächsten üppigen Mezedes. Unweit der Strände und direkt unterhalb des mächtigen Forts fährt mehrmals täglich die Autofähre hinüber nach Thassos, unserem nächsten Ziel. Doch erst muss noch der die Stadt durchquerende römische Aquädukt bestaunt werden, durch den die römische Handelsstraße Via Egnatia verlief.

Kein Stau am Kai. Ticket kaufen und schon rollen wir auf die Fähre. Ein letzter Blick auf Kavala. Rechts ragt eine Ölbohrplattform aus dem Wasser. Nach einer Stunde ist schon der winzige Hafen Skala Prinos in Sicht. Kein Gebäude auf Thassos darf höher sein als zwei Stockwerke. Gleich am nächsten Tag umrunden wir die mit einem Meer von Olivenhainen, Platanen, Pinien und Kiefern bedeckte, fast runde Insel entgegen dem Uhrzeigersinn. Natürlich mit Badesachen. Denn es wimmelt von Stränden. Erster Halt ist das zauberhafte Bergdorf Panagia mit schiefergedeckten Häuschen. Überall sprudelt Quellwasser. In der Ölmühle Sotirelis wird die früher mühsame Ölgewinnung aus Oliven vorgeführt. Weiter im Süden bei Aliki liegen zwischen zwei Stränden auf einer Halbinsel Reste zweier Basiliken und eines Tempels gleich neben einem antiken Marmorbruch. Dann ist hoch über Limenaria die (renovierungsbedürftige) Villa Hügel einschließlich Hochöfen über dem Strand ein Muss. Nach 1945 hatte die Firma Krupp hier eine Abbaukonzession.

Um alles Erlebte zu verdauen, fahren wir kurz vor unserem Hotel hinauf zu den sich in die Berge kuschelnden Dörfchen Klein- und Groß-Kazaviti mit idyllischem Kirchlein. Man glaubt, in einem Märchen zu sein. Auch das köstliche Essen in der kleinen Taverne Giannis mit Blick weit hi-nunter bis zum Meer bleibt unvergesslich. Nach jedem Tag ist eine Erholung am Strand unseres schönen Hotels dringend nötig.

Ehrensache, dass wir den höchsten Berg der Insel, den 1.206 Meter hohen Ypsarion erklimmen. Das geht nur bei einer Jeepsafari, am besten mit dem in Deutschland aufgewachsenen Griechen Lambros, der jeden Felsen kennt. Der Rundumblick vom Plateau auf Berge und Meer ist jede Mühe wert.

Letzter Höhepunkt ist eine Bootsfahrt um den Süden der Insel. Gewaltig wirken die Steilküsten aus dieser Perspektive. Hoch oben über dem Abhang balanciert das Nonnenkloster Archangelou mit unbehindertem Blick weit übers Meer zum Athos-Kloster Philotheou, dem es untersteht. Krönender Abschluss ist ein Essen am San Antonio Beach, wie immer mit prächtigem Sonnenuntergang.

INFORMATION


Gut zu wissen

Anreise
Aegean Air fliegt täglich von Düsseldorf nach Thessaloniki. www.aegeanair.com. Am Flughafen gibt es eine Hertz Autovermietung (am besten online im Voraus buchen). www.hertz.gr

Übernachten
Kavala: Airotel Galaxi, www.airotel.gr. Parkgarage in Hotelnähe. Schräg gegenüber Touristik Büro (Eleftherias Square) äußerst hilfsbereit, gute Infos und gutes Kartenmaterial.
Thassos: Vier-Sterne-Familienhotel „Alea Hotel und Suites" 3 Restaurants, Spa, www.aleahotel.com
Thessaloniki: In Flughafennähe liegt das Nikopolis Hotel.

Lieteratur
„Thassos & Samothraki" Michael Müller Verlag, 16,90 Euro.

Infos
www.kavalagreece.gr; www.thassos.gr; www.DiscoverGreece.com