Dänemark

Familienurlaub auf Bornholm

Was Erwachsene von einem Urlaub auf der dänischen Ostseeinsel denken, kann man im Internet zur Genüge lesen. Unser Autor lässt deshalb die neunjährige Hannah zu Wort kommen

Dunkle Wolken im Paradies? Die Strände von Dueodde lassen Karibik-Feeling aufkommen, auch wenn sich der Himmel manchmal verdunkelt. Genug zu erleben gibt es übrigens bei jedem Wetter. | © Michael Juhran

17.08.2019 | 17.08.2019, 06:00

Ferien auf Bornholm! Was haben sich meine Eltern bloß dabei gedacht? Auf einer Miniinsel inmitten der Ostsee, kleiner als Berlin. Wahrscheinlich leben dort nur ein paar Fischer und es gibt mittags und abends Meeresgetier. Dabei esse ich keinen Fisch. Das wissen Mama und Papa ganz genau. Mir wird heute noch schlecht, wenn ich an den gedünsteten Pappfisch aus der Schulmensa denke.

Zugegeben, ein wenig neugierig bin ich dennoch. Meine Eltern haben ein Ferienhaus mitten im Wald gemietet. Das kann ja vielleicht doch ganz nett werden, wenn, ja wenn es dort wenigstens Internet gibt.

Früh um sieben Uhr machen wir uns auf den Weg nach Sassnitz – und das in den Ferien. Ich verschlafe daher die Anreise und wache erst vor dem riesigen Fährschiff der Bornholmslijen wieder auf. Wow, so einen großen Pott habe ich noch nie betreten. Auf einem Deck gibt es ein Restaurant und einen kleinen Shop, zwei Decks höher sogar ein Schlafabteil. Mir gefällt es aber auf dem Außendeck am besten. Dicht ziehen wir an den Rügener Kreidefelsen und später an einem großen Windpark inmitten der See vorbei. Nach drei Stunden taucht Bornholm auf und scheint doch etwas größer zu sein als vermutet.

Kuschelige Rasenmäher: Schafe sorgen als Landschaftsgärtner für kurzes Gras. - © Michael Juhran
Kuschelige Rasenmäher: Schafe sorgen als Landschaftsgärtner für kurzes Gras. | © Michael Juhran

Die kleinen, bunt bemalten Häuser der Hafenstadt Rönne mit den vielen Malven könnten glatt aus Astrid Lindgrens Bullerbü stammen, auch wenn die Schriftstellerin aus dem 40 Kilometer weiter nördlich liegenden Schweden stammt. Schaut man während der Fahrt durch die Ortschaften auf die Hinweisschilder, so scheint Dänisch gar nicht so schwer zu sein. Vej ist ein Weg, Is ist Eis und wenn die Bauern Nye Kartofler anbieten, braucht man auch keine Übersetzungs-App. Nur das Bier fällt aus dem Rahmen. Das nennen sie Öl, wahrscheinlich, weil es im Sommer so schnell durch die Kehle rinnt. Nach dreißig Kilometern kommen wir in Dueodde an. Wie angekündigt steht unser Ferienhaus tatsächlich im Wald. Ich habe mein eigenes Zimmer und einen Dachboden, auf dem ich ungestört mit meinem Tablet und Handy spielen kann, denn das Internet ist so schnell wie zuhause. Auch der große Küchen- und Wohnbereich ist cool. Hier werde ich mit Papa mein Lieblingsgericht Spaghetti Carbonara kochen können. Die Eltern freuen sich über den riesigen Kühlschrank, in dem gleich eine Ladung dänisches Bier verschwindet.

Eilig entladen wir das Auto und verteilen die Klamotten auf die Zimmer, stellen die Liegestühle auf die Terrasse und los geht’s zum ersten Erkundungsgang. Der Kiefernwald rundum ist ganz anders, als ich ihn gewöhnt bin. Dicke Moosteppiche wie in einem Märchenwald, auf denen Hasen oder Kaninchen herumhoppeln. Ab und zu lässt sich ein Reh blicken, Krähen krächzen, Tauben gurren und es piepst aus jeder Richtung. Dann überqueren wir bewachsene Erdwälle und plötzlich breitet sich eine riesige Dünenlandschaft vor uns aus. Auf ihren Kämmen kann man Rad schlagen, sich ins Tal hinunter rollen lassen und wieder hi-
nauf stampfen, bis endlich der breite Strand vor uns liegt. Kein Mensch weit und breit. Wir wandern noch einige Kilometer am Wasser entlang, bis dunkle Wolken am Horizont auftauchen.

An den nächsten Tagen ist Strandurlaub angesagt. Wir verstecken uns zwischen den Dünen vor dem Wind. Papa will mit mir Drachen steigen lassen. Das hätte ihm schon als Kind Spaß gemacht, als er mit seinen Eltern hierher kam. Ich finde es nicht so toll. Erst braucht er eine halbe Stunde, um den Drachen aufzubauen und dann kracht er mit voller Wucht auf den Boden und zerschellt. Papa versucht es mit einem zweiten Drachen und steht bis zum Bauch im Wasser, um bessere Windbedingungen zu finden. Ich ziehe es vor, mich von Mama einbuddeln zu lassen, dass nur noch mein Kopf herausschaut. Der weiche Sand ist einfach krass. Mama meint, man hätte ihn früher für Sanduhren verwendet. Er ist so fein, dass ich ihn anfeuchten muss, um eine Sandburg bauen zu können.

Am nächsten Tag droht der Wetterbericht mit Regen. Wir fahren nach Norden und stoppen in Sandvig für eine Wanderung nach Hammeren. Es kommt mir vor, als seien wir auf einer anderen Insel gelandet. Gewaltige Granitfelsen so weit man blicken kann. An den Stränden nur Steine, aus denen Wanderer Hunderte Steinmännchen gebaut haben. An einem Leuchtturm klettere ich auf eine Kanone und wir kommen an einer alten Kapelle vorbei, an der sich einst die Fischer trafen, als es vor der Küste noch riesige Heringsschwärme gab. Unser Wanderpfad führt immer weiter bergauf – damit hatte ich auf einer dänischen Insel wirklich nicht gerechnet. Unterwegs weiße und schwarze Schafe, die hier als Landschaftsgärtner angestellt sind und Gräser und Büsche klein halten sollen.

Schließlich erreichen wir die Bergspitze mit einem weiteren Leuchtturm. Etwas hilflos blicken sich meine Eltern nach einem Pfad um, der uns auf der anderen Bergseite wieder hinab führen soll. Nach längeren Herumirren stehen wir vor einem beeindruckenden Abgrund. Weit unten leuchtet ein See, über den eine Zip-Line gespannt ist. Ein paar Jungen trauen sich die rasende Fahrt von den hohen Granitklippen, bis sie mit lautem Gekreische unten ins Wasser klatschen. Wir gönnen uns eine Pause und betrachten die nahe Hammershus-Festung. Papa erzählt, dass es dort blutige Kämpfe zwischen Dänen und Schweden um die Insel gab. Auch die deutsche Hanse hätte die Insel einst geplündert und die Lübecker zerstörten die Festung, um sie später wieder aufzubauen.

Wir sind froh, dass uns die Bornholmer trotzdem nett aufnehmen, als wir auf der Rückfahrt in Svaneke stoppen und es zu regnen beginnt. In einem kleinen Kunststudio versorgt uns eine Grafikerin mit Tee und Buntstiften. Meine Zeichnung von meinen Eltern hängt jetzt an ihrer Wandtafel. Svaneke ist meine Welt. Daheim übe ich mich in einem Töpferkurs. Hier gibt es eine ganze Straße mit Glasbläsereien und Glasstudios, in denen ich meine eigene Glasschale für das morgendliche Müsli-Frühstück anfertigen kann. Daneben eine Bonbonfabrik und viele Eisläden.

Irgendwann meldet sich mein Magen und ich lasse mich von meinen Eltern überreden, die älteste Fischräucherei der Insel zu besuchen. Überraschenderweise riecht es drinnen recht angenehm. Am Nachbartisch verzehrt ein gleichaltriges Mädchen gerade mit offensichtlichem Appetit eine Fischportion. Ich bestelle dasselbe und kann es kaum fassen – etwas derart Leckeres hatte ich nicht erwartet. Mama bekommt mit ihrem Smartphone he-
raus, dass ich gerade ein Schollenfilet verspeist habe. Das würde ich jederzeit wieder essen – aber nur auf Bornholm!

INFORMATION


Gut zu wissen

Fähre
Mit Bornholmslinjen ab Fährhafen Sassnitz-Mukran nach Rönne ab 69 Euro eine Richtung für 1 Auto mit bis zu 5 Personen. Weitere Informationen unter 
www.bornholmslinjen.de

Ferienhäuser
Zum Beispiel über Novasol Deutschland:
Tel. (0 40) 6 88 71 51 00,
www.novasol.de

Infos

www.bornholm.info