Karibik

Eine Insel zum Sauwohlfühlen

Von den spanischen Eroberern einst als nutzlose Insel abgestempelt, hat Curaçao heute eine ganze Menge mehr zu bieten als blauen Likör. Abenteuer warten zu Land und zu Wasser

Auf ins Abenteuer: Während Willi und Wood es sich am Strand bequem machen, gehen Aktivurlauber auf Erkundungstour. | © Jessica Weiser

12.05.2018 | 12.05.2018, 06:01

Willi und Wood haben in ihrem Leben alles richtig gemacht. Ihr Zuhause ist seit kurzem der Strand Porto Mari im Westen der Karibikinsel Curaçao, die rund 60 Kilometer vor der Küste Venezuelas liegt. Den lieben langen Tag verbringen sie am feinsandigen Strand mit Blick auf das türkis-blaue Wasser. Würde es sie interessieren, hätten Willi und Wood sogar ein einzigartiges Riff direkt vor der Nase – ein Paradies zum Schnorcheln und Tauchen. Aber die beiden fühlen sich an Land wohler. Sogar sauwohl – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Willi und Wood sind zwei Schweine.

Die beiden führen ein Vagabundenleben und haben den Strand zu ihrem Zuhause erkoren. Woher die Tiere kommen? So genau weiß das niemand. Da sich auf dem Gelände aber einst die Plantage Porto Mari befand, nimmt man an, dass die wilden Schweine Nachfahren der ehemaligen Plantagentiere sind. Etliche sollen auf dem Gebiet leben. Bisher hat es die Tiere jedoch noch nie ans Wasser gezogen. Die Strandbesucher freuen sich darüber, dass die beiden Sauen nun eine Ausnahme machen und sich dort regelmäßig zum Sonnenbaden blicken lassen.

Curaçao: Die Insel ist bunt und abwechslungsreich. - © Jessica Weiser
Curaçao: Die Insel ist bunt und abwechslungsreich. | © Jessica Weiser

Als Urlauber könnte man es Willi und Wood gleichtun und seine Zeit auf der Karibikinsel am Strand oder wahlweise im kristallklaren Wasser verbringen. Das würde allerdings auch bedeuten, dass man so manches Abenteuer verpasst. Denn wer behauptet, dass Urlaub auf Curaçao unglaublich abwechslungsreich sein kann, der verspricht nicht zu viel. Die Insel, die in etwa so groß ist wie Usedom, ist ein Paradies für alle, die in ihren Urlaub nicht nur faulenzen möchten.

Das krasse Gegenteil zum gemütlichen Badeurlaub sind Quad-Touren durch den wilden Osten der Insel. Schon der Crashkurs im Umgang mit dem motorisierten Gefährt hat einen hohen Unterhaltungsfaktor. Vor allem, wenn Flow und seine Kollegen Jerry und Angelo das Kommando übernehmen. „Die Bremse ist dein Freund", scherzt Flow und demonstriert deren Handhabung. „Mit dem Gas . . .", er legt eine theatralische Pause ein: „ . . . solltet ihr behutsam umgehen." Also Helm auf und schon heulen die Motoren. Ach ja, ein Tuch zum Schutz vor Staub sollte man bei diesen Touren auf gar keinen Fall vergessen, denn es wird schmutzig.

Street Art in Curaçao. - © Jessica Weiser
Street Art in Curaçao. | © Jessica Weiser

Zwar führt die Route zunächst über asphaltierte Straßen, doch die gehen spätestens kurz vor der Sint Joris-Bucht in staubige Schotterpisten über. Karibische Sandstrände sucht man hier vergebens. Dafür ist die Bucht ein Traum für Kitesurfer. Die Quadfahrer zieht es jedoch zu einem Höhenzug weiter nördlich. Gemeinsam mit den Guides geht es zur Höhle Kueba Koraal Tabak. Wo sich heute Fledermäuse heimisch fühlen, sollen einst Indianer gelebt haben. Die drei Guides führen durch die Räume im Berg – inklusive Präsentation des „Fruchtbarkeitssteins" und der „Dachterrasse" mit riesigen Kakteen und Panoramablick.

Wer Jerry schließlich noch an den Rand der Klippen folgt, der lernt noch etwas über den „Atem" der Insel. Den hört man nämlich an bestimmten Stellen. Natürlich ist es nur das Meer, das an der Ostküste mit gewaltiger Wucht gegen das Land und damit in unterirdische Höhlen im Korallengestein gedrückt wird. Bei jeder Welle klingt es aber tatsächlich ein bisschen so, als würde die Insel atmen. Da mag man fast glauben, dass der Name Curaçao auf das spanische Wort „corazón" (Herz) zurückzuführen ist. Entdeckt wurde die Insel nämlich 1499 vom spanischen Leutnant Alonso de Ojeda. Vielleicht wurde das Wort dann später von portugiesischen Kartographen als „curação" (Heilkunst) in ihre Sprache übernommen.

Eine andere Theorie für den Namen der Insel, die seit 2010 innerhalb des Königreichs der Niederlande unabhängig ist, hat Reiseführerin Bigala. „Man erzählt, dass das Wort in der Sprache eines ausgestorbenen Indianerstamms ’Gebratener Priester’ bedeutet." Sie lacht. Niemand wisse wirklich, woher der Name stammt. Indianer, Holländer, Briten, Portugiesen und Piraten – Sie alle haben ihre Spuren hinterlassen. Bigala führt Besucher aber nicht nur durch die bewegte Geschichte ihrer Insel und die Hauptstadt Willemstad, sondern regelmäßig auch durch die Natur Curaçaos. Denn Wandern ist noch so eine Sache, die man auf der Insel ziemlich gut machen kann. Ambitionierte Urlauber zieht es auf den Christoffelberg. Mit seinen 375 Metern ist er die höchste Erhebung der Insel. Wer es gemütlicher mag, der wandert entlang der Küste, zum Beispiel rund um den Kokomo Beach. Hier gibt es zahlreiche ausgeschilderte Wege, die unter anderem auch zu ehemaligen Salzfeldern führen. Es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass man dort auf wilde Flamingos trifft.

Wer sich statt zu Fuß eher auf zwei Rädern sieht, der sollte an einer etwas anderen Stadtbesichtigung teilnehmen. Die Künstlerin Avantia Damberg bietet Radtouren zu den schönsten Street-Art-Werken in Otrobanda an, einem Bezirk Willemstads. Avantia kennt die Künstler und weiß um die Geschichten hinter den farbenfrohen Wandmalereien. Von Otrobanda, was übersetzt „die andere Seite" bedeutet, hat man außerdem einen guten Blick auf die bunten Kaufmannshäuser an der Handelskade von Punda, einem weiteren Stadtteil der Hauptstadt. Verbunden sind die beiden Bezirke, die unter Denkmalschutz stehen und zum UNESCO-Welterbe gehören, über eine schwimmende Fußgängerbrücke. Die Besonderheit: Die „Swinging Old Lady", wie die Königin Emma-Brücke auch liebevoll genannt wird, kann geöffnet werden, wenn Schiffe in den Hafen einfahren. Der ist neben Tourismus und Erdöl eine wichtige Einnahmequelle für die Insulaner, die übrigens alle einen niederländischen Pass besitzen.

Wer nach so viel Action Zeit zum Durchatmen braucht, dem sei eine Yoga-Klasse auf dem Bio-Landgut „Hofi Cas Cora" empfohlen. Nach einer Stunde Atem- und Dehnübungen unter einem großen, grünen Tamarinden-Baum fühlt man sich vollkommen tiefenentspannt. Die Szenerie perfekt machen die warmen Sonnenstrahlen und die kleinen Kolibris, die munter umherflattern.

Und wer sich doch nicht so weit vom Meer entfernen möchte, dem sei ein Schnorchelausflug empfohlen. Immerhin bietet Curacao 40 verschiedene Tauchgebiete und über 65 Einzeltauchplätze. Der 34-jährige Myrond kennt sie vermutlich alle. Er zeigt Touristen die schönsten Spots. Zum Beispiel den „Blue Room" (Blauer Raum), eine Höhle, die ihrem Namen alle Ehre macht und die auch unerfahrene Höhlentaucher mit ein wenig Hilfe entdecken können. Ein Highlight ist auch der Stop am Playa Piscado ganz im Westen der Insel. Hier tummeln sich in unmittelbarer Nähe zum Strand zahlreiche Schildkröten, für die hier dank der vielen Fischer immer ein Leckerbissen abfällt. Wer genau hinschaut, der trifft hier auch auf Neptun. Eine Statue des Wassergottes wurde dort 1997 in acht Metern Tiefe versenkt. Wer lange genug die Luft anhalten kann, sollte ihn sich aus der Nähe ansehen. Was von weitem wirkt wie seine Krone sind nämlich bei genauerer Betrachtung Korallen, die sich auf seinem Kopf angesiedelt haben. Auch Porto Mari gehört zu den Stopps auf Myronds Liste. Mit etwas Glück laufen einem hier auch wieder Willi und Wood über den Weg.

INFORMATION


Gut zu wissen

An- und Einreise
KLM fliegt von Amsterdam nach Curaçao. Zubringerflüge zum Beispiel ab Düsseldorf und Hannover. www.klm.de
Ab Winter 2018 nimmt Condor Kurs auf die Insel. Direktflüge werden ab Frankfurt angeboten. www.condor.de
Besucher müssen bei Einreise eine ED-Card vorzeigen. Sie kann im Flugzeug oder vor der Abreise zu Hause ausgefüllt werden. www.curacao.com

Übernachten
Papagayo Beach Hotel & Resort: Am Strand von Jan Thiel, mit Infinity Pool direkt am Meer. Das Resort mit unterschiedlichen Villen liegt ganz in der Nähe. www.papagayo.com
Livingstone Jan Thiel Resort: Hotelzimmer, Appartements und Villen, wenige Gehminuten vom Jan Thiel Beach entfernt. www.janthielresort.com
Oasis Coral Estate Beach, Dive & Wellness Resort: Luxuriöses Resort 30 Minuten von Willemstad entfernt. www.oasisparcs.de

Beste Reisezeit
Aufgrund der Lage nahe des Äquators ist Curaçao ein Ganzjahresziel. Im August und September ist es jedoch besonders heiß. Die Insel liegt außerhalb des Hurrikangürtels.

Essen
Karakter, Max & Bees, Scuba Lodge, Hofi Cas Cora, BijBlauw, Mood Beach Club, De Gouverneur, Pop’s Place

Erleben
Schnorcheln: myronchitrip.com,
Quad-Touren: www.curacao-atv.com, Street-Art: www.avantiadamberg.com

Infos
www.curacao.com