Liechtenstein

Wedeln wie die Fürsten

Obwohl Liechtenstein ein kleiner Staat mit kleinem Skigebiet ist, wird Wintersport hier groß geschrieben – mitunter sogar fürstlich

Ab auf die Piste: Das Skigebiet Malbun verfügt über 23 Kilometer Pisten mit einfachen bis anspruchsvollen Abfahrten. | © Liechtenstein Marketing/Walser

28.01.2017 | 28.01.2017, 06:00

Nach dem Gnalp-Tunnel öffnet sich plötzlich eine ganz neue, andere Welt, voller Berggipfel und weißer Pracht. Vorbei geht es an den malerischen Holzhäusern des Weilers Steg, während die Motorengeräusche wenige Kilometer weiter zunehmend verstummen. Die Stille wird von Lachen unterbrochen, aber auch vom Knarzen zahlloser Kanten. Der Talabschnitt ist klein und doch groß genug. Drangvolle Enge ist hier ein Fremdwort. Keine Frage, das Dörfchen Malbun im Fürstentum Liechtenstein gilt nicht von ungefähr als familiengerechte Wintersportregion abseits der Massen. Ein Skigebiet ohne Halligalli, ohne Schickimicki, ohne ausschweifende Après-Ski-Parties, dafür aber mit fürstlicher Note.

Bei jeder Biegung, auf der Piste und an der Gondeln liegt die Frage in der Luft: Sind sie das? Oder vielleicht die dort vorne? Fakt ist, die Neugier schwingt nicht nur beim Einkehrschwung mit. Schuld ist Brosi Stelzl vom einzigen Skiverleih des beschaulichen Wintersportortes mit seinen 100, vielleicht 120 Häusern auf 1.602 Metern über dem Meeresspiegel. Denn Stelzl hatte – vielleicht auch nur im Scherz – behauptet, dass Mitglieder der Fürstenfamilie heute einen Skitag in Malbun einlegen würden. Zugegeben, die Kenntnisse über das liechtensteinische Fürstenhaus sind rudimentär, wohl auch, weil die Familie eigentlich nie mit Skandalen und Skandälchen in den Klatschblättern auftaucht.

Vielleicht waren es die netten Menschen vorhin in der Gondel? Vielleicht die eleganten Skifahrer, die gerade talwärts sausen? Vielleicht ist es ein bisschen wie im Bestseller „Warten auf Godot" – die Familie war schon da, nur niemand hat sie erkannt. So oder so fällt die Fürstenfamilie hier eigentlich nicht auf. Wohl auch, weil ihre Mitglieder in Liechtenstein nicht wie Stars und Sternchen gefeiert werden, sondern sich überaus volksnah geben.

Information

Gut zu wissen

Lage
Das Fürstentum Liechtenstein, das viertkleinste Land Europas, liegt südlich des Bodensees in der Alpenregion zwischen Österreich und der Schweiz. Die südliche sowie östliche Staatsgrenze ist geprägt vom Alpen-Hochgebirge, dem Rätikon.

Skisaison
Die Skisaison geht bis zum 16. April 2017. Die Lifte sind täglich von 9 bis 16.15 Uhr in Betrieb. Die Tageskarte kostet Erwachsene etwas mehr als 27 Euro, Jugendliche 21,50 und Kinder 17,75 Euro; Bergbahnen Malbun, 9497 Triesenberg-Malbun, www.bergbahnen.li.

Skischule
Schneesportschule Malbun, Engelbert Bühler, Rotenbodenstr. 17, 9497 Triesenberg, Liechtenstein, www.schneesportschule.li

Langlauf
Verein Valünalopp, Lawenastr. 20, 9495 Triesen, Liechtenstein, Loipentel. www.valuenalopp.li

Essen & Trinken
Schlucher-Treff, Im Malbun 3, 9497-Triesenberg-Malbun, Liechtenstein, www.schlucher-treff.li; Restaurant Vögeli im Alpenhotel Malbun, 9497 Triesenberg-Malbun, www.alpenhotel.li.

Währung
Offizielles Zahlungsmittel ist der Schweizer Franken. Euros werden (nahezu) überall akzeptiert.

Buchtipp
Ulrike Katrin Peters: Liechtenstein – Reisehandbuch, Westflügel Verlag, ISBN 978-3-939408-05-5, 13,90 Euro.

Infos
www.tourismus.li
www.malbun.li

Unabhängig davon fällt es nicht schwer, sich im Malbuner Skigebiet mit gerade einmal 23 gut präparierten, leichten bis anspruchsvollen Pistenkilometern, die bis auf 2.000 Höhenmeter führen, wohlzufühlen und zu orientieren. Die geschützte Lage und eine Beschneiungsanlage machen es zu einem der schneesichersten in den nördlichen Alpen. Drei Sesselbahnen und ein Doppelschlepplift sorgen für komfortable Bergfahrten. Die Sechser-Sesselbahn mit beheizten Sitzen und Windschutzhauben bringt Skifahrer und Snowboarder in knapp sechs Minuten trocken und warm zum „Vaduzer Täli". Die Abfahrt, ob leicht oder anspruchsvoll, endet an der Malbuner Talstation. Von dort führt die Vierersesselbahn in knapp vier Minuten auf das Hochegg, wo sportliche Skifahrer und Boarder auf ihre Kosten kommen.

Großer Beliebtheit bei den kleinen Wintersportenthusiasten erfreut sich der „Malbi-Park" im Herzen Malbuns. Auf 3.600 Qua-
dratmetern Schneefläche wird unter den aufmunternden Blicken des allgegenwärtigen Maskottchens „Malbi" das Skivergnügen zum Erlebnis. Die ersten Gleitversuche auf den Brettern wagen künftige Pistenkönige mit dem „Malbi-Rondo". In dem Karussell lernen sie, behutsam Kurven zu ziehen, bevor sie am Übungslift ihre ersten Fahrversuche starten. Auf dem „Malbi-Teppich", einem Förderband der neuesten Generation, geht es langsam und sicher 40 Meter in die Höhe. Im Zentrum des Kinderparks steht der „Malbi-Hort". Dort treffen sich Groß und Klein zum Aufwärmen, zu einem kleinen Lunch oder zu einer kurzen Pause.

Nur drei Kilometer von Malbun entfernt breitet sich im Nachbartal zwischen Steg und der Alpe Valüna ein kleines, verwunschenes Langlaufparadies aus. Dort führen 15 Kilometer gespurte Loipen durch die idyllische Abgeschiedenheit einer abwechslungsreichen, herrlich ruhigen Naturlandschaft. Diese eignet sich sowohl für den klassischen Langlauf wie für die Skating-Variante. Ungestört von Trubel oder Verkehrslärm geht es über verschneite Wiesen, durch dichte Fichtenwälder, am Valünerbach entlang, über zahlreiche Brücken hinweg. Wer nicht genug vom weiß glitzernden Schnee bekommen kann, der hat auch nach Einbruch der Dunkelheit noch Gelegenheit, entspannt zu gleiten oder ambitioniert zu trainieren: Drei Loipenkilometer sind abends bis 21.30 Uhr beleuchtet.

Wer lieber auf flotten Kufen durch die Winterlandschaft düst, der erobert eine der zwei 1.000 Meter langen Rodelbahnen im Fürstentum. Volle Fahrt voraus heißt es dabei auf dem Rodelweg von Turna nach Malbun. Die abends beleuchtete Naturbahn führt von der Alpe Sücka ins idyllische Maiensäss-Steg am Eingang des Saminatals. Kleine Rodler fühlen sich hingegen auf dem Schlittelweg bei der Malbuner Friedenskappelle gut aufgehoben. Alle, die das Gleiten auf kleinen Kufen bevorzugen, bietet der Kunsteisplatz im Zentrum Malbuns Gelegenheit. Bis in die Abendstunden drehen dort Schlittschuhläufer ihre Runden und wagen manche Pirouette, nach Einbruch der Dunkelheit auch romantisch ausgeleuchtet.

Schneeschuhtouren mit oder ohne Führung durch die winterliche Landschaft sind auf den präparierten Winterwanderwegen des Fürstentums möglich. Der Schwemmiweg führt als fünf Kilometer langer Rundweg von Steg aus vorbei an einem Stausee und durch den Winterwald zur Alpe Sücka. Von dort gelangt man auf dem Gehweg für Rodler zurück zum Ausgangspunkt. Wer vom Schneestapfen bereits genug hat, der saust mit dem Schlitten talwärts. Ab Malbun schlängelt sich der zweistündige Sassweg durch hohe Schneemauern, Legföhre und besonnte Schneemulden. Ausgangspunkt ist die Malbuner Friedenskapelle. Der höchste Punkt auf 1.725 Metern über dem Meeresspiegel wird in gut einer Stunde erreicht. Gemütlich geht es dann über die Alpe Sass hinunter zum Schneefluchtlift und von dort zurück nach Malbun. Der Wintersporttag klingt beim dezenten, individuellen Apres-Ski stilecht mit einem Gläschen „Vaduzer Beerli", dem Pinot Noir der fürstlichen Weinkellerei, aus.