Neue Whatsapp-Funktion: So müssen Sie nie wieder Sprachnachrichten abhören

Der Messengerdienst Whatsapp hat eine neue Funktion. Mit ihr lassen sich Sprachnachrichten in Text umwandeln. Gute Neuigkeiten also für alle, denen das Abhören der Audio-Dateien ein Graus ist. Andererseits hat die Soziologin Heike Greschke schlechte Nachrichten für diese Menschen. Sie forscht nämlich an der Uni Bielefeld dazu, wie Medien unsere Gesellschaft verändern und weiß: Gesellschaftshistorisch könnte die Schrift bereits auf dem absteigenden Ast sein. Doch die wichtigste Frage zuerst: Warum gibt es überhaupt so starke Zu- und Abneigungen zur Sprachnachricht? Denn das Thema spaltet die Nutzer. Laut einer Umfrage eines Schweizer Onlinehändlers auch unter deutschen Nutzern im November 2023 sind Textnachrichten immer noch die mit Abstand häufigste Form der Kommunikation unter Freunden. Mehr als die Hälfte der Deutschen nutzt sie. Nur jeder Vierte (28 Prozent) führt persönliche Telefonate. Und die Sprachnachricht ist auf Platz drei (sieben Prozent). Lesen Sie auch: Whatsapp-Emojis verwirren oft Doch gerade Letztere, auch das zeigt die Umfrage, wird sehr unterschiedlich bewertet. Jeder Dritte verschickt und erhält demnach gerne Sprachnachrichten, die Mehrheit jedoch (38 Prozent) kann sie nicht leiden. 50 Prozent in dieser Kategorie gaben als Grund an, nicht sofort sehen zu können, worum es geht. 44 Prozent kritisierten, dass die Absender nicht auf den Punkt kämen. Und 36 Prozent bemängelten die Sprachnachrichten als grundsätzlich zu lang. &bdquo;Gesprochene Sprache bedeutet mehr Nähe“ Auch in den Augen von Heike Greschke spielen diese Punkte eine Rolle. &bdquo;Das Abhören von Sprachnachrichten bedeutet gegenüber verschriftlichten Nachrichten für viele den Verlust von Selbstbestimmung. Ein Text ist schnell gelesen, die wichtigen Infos sind zügig herausgefiltert, das kann ich als Empfänger oder Empfängerin selbst steuern. Mit einer Sprachnachricht geht genau das nicht so einfach.“ Auf der anderen Seite sei das Aufnehmen und Verschicken einer Audio-Datei schlichtweg praktisch, weil man es nebenher erledigen könne. &bdquo;Hinzu kommt die emotionale Komponente: Gesprochene Sprache bedeutet natürlich mehr Nähe.“ Lesen Sie auch: Emoji-Reaktionen: Wie Whatsapp unsere Kommunikation verändert Doch genau diese Nähe ist anscheinend auch ein Grund für viele, doch auf Sprachnachrichten zu setzen. Denn laut einer Umfrage des britischen Vergleichportals &bdquo;USwitch“ geht ein Viertel aller 18- bis 34-Jährigen bei Anrufen niemals ans Telefon – aufgrund von sozialen Ängsten, wie der Angst vor Bewertung, oder schlichtweg, weil sie sich vor einer schlechten Nachricht fürchten. Bielefelder Soziologin: Müssen unsere Verfügbarkeit managen Soziologin Heike Greschke vermutet aber noch weitreichendere Gründe für die Abneigung vieler gegen das Telefonieren. &bdquo;Durch das Handy hat gesellschaftlich eine große Mobilisierung von Kommunikation stattgefunden. Theoretisch sind wir zeitlich und räumlich immer erreichbar.“ Der Druck und die Erwartungen, dies auch praktisch zu sein, seien hoch. Gleichzeitig wisse man nie, in was für einer Situation man jemanden, den man kontaktiert, gerade antreffe. &bdquo;Aus all dem ergibt sich aber die Notwendigkeit, unsere Mehrfach-Anwesenheiten und unsere Verfügbarkeit zu managen und zu organisieren. Text und Sprachnachrichten sind an dieser Stelle für viele eine gute Möglichkeit.“ Grundsätzlich befänden wir uns in einer Phase, in der im Bereich Digitalisierung und Kommunikation wahnsinnig viel passiere. &bdquo;Eine große Aufgabe ist, Regeln und Übereinkünfte zu finden, welche Art der Kommunikation wann angemessen ist und festzulegen, wie das Verhältnis von Schriftlichkeit und Mündlichkeit sein soll.“ Denn so in Stein gemeißelt, wie wir heute denken, ist auch die Schrift nicht. &bdquo;Bis ins Mittelalter gab es sie als eigenständiges Medium gar nicht.“ Entsprechend groß sei die Skepsis auch schon lange vorher gewesen. &bdquo;Schon Platon regte sich darüber auf, was die Schrift mit dem Lernen mache. Und wir kommen jetzt gerade eben dahin, dass sie wieder weniger prominent wird im Kommunikationsgefüge.“ Angst vor dem Verkümmern menschlicher Fähigkeiten Angesichts dieser Entwicklung in Sorge oder Angst über den Zustand zu verfallen, sei ebenfalls ein altes Phänomen. &bdquo;Mit dem Aufkommen neuer Medien ging immer schon die Angst einher, dass etwas verloren geht, menschliche Fähigkeiten verkümmern könnten“, so Heike Greschke. Lesen Sie auch: Whatsapp – so schützen Sie Ihre Daten

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