
Ein dürrer Hinweis in einer Präsentation der Firma Take-Two hat gereicht, um eine ganze Branche in Aufregung zu versetzen. Im gerade vorgelegten Geschäftsbericht des US-Spielekonzerns heißt es: „Veröffentlichung Herbst 2025?. Gemeint ist damit die sechste Version von „Grand Theft Auto“ (GTA). Die Ankündigung setzt einen Markstein für die gesamte Spielebranche, die gerade arg gebeutelt wird. Fans hatten auf einen früheren Start gehofft.
Die aktuelle Version von GTA datiert aus dem Jahr 2013. Das Computerspiel ist mit zahlreichen Superlativen verknüpft. Es gilt als das erfolgreichste Produkt in der Geschichte der Unterhaltungsindustrie – inklusive aller Filmproduktionen. Take-Two-Chef Strauss Zelnick erläuterte bei der Präsentation des Geschäftsberichts, dass bislang mehr als 200 Millionen Exemplare des digitalen Spiels verkauft worden seien. Und noch immer kämen in jedem Quartal weitere fünf Millionen hinzu. Das ist erheblich mehr, als der größte Teil der Computerspiele während ihres gesamten Lebenszyklus schafft.
Bei Grand Theft Auto (auf Deutsch: „Der große Autodiebstahl“) schlüpft der Spieler in die Rolle eines Gangsters, der für seine Auftraggeber diverse illegale Jobs erledigen muss. Das allein macht aber nicht das Spiel aus. Vielmehr haben die Macher eine komplette virtuelle Welt erschaffen, in der die Gamer alles Mögliche erleben können. Sie können übrigens auch im Spiel selbst wiederum GTA spielen – das Spiel ist voller solcher ironischer Einsprengsel, aber es hat auch einige Kontroversen ausgelöst: So wurde den Machern unter anderem Sexismus und die Diskriminierung von Minderheiten vorgeworfen.
Fans warten seit zehn Jahren auf den Nachfolger
Indes warten die Fans seit einem Jahrzehnt auf die sechste Version. Schon lange vor ihrem Erscheinen hat sie für Schlagzeilen gesorgt. Einer Hackergruppe gelangt es 2022, eine größere Zahl von Videoschnipseln aus der Werkstatt der Take-Two-Tochter Rockstar zu stehlen. Im Dezember vorigen Jahres veröffentlichte das Unternehmen dann ganz offiziell einen ersten kurzen Trailer, der auf Youtube binnen 24 Stunden fast 100 Millionen Mal geklickt wurde. Der 90 Sekunden lange Zusammenschnitt aus filmischen Szenen gilt als der am meisten angeschaute Trailer überhaupt.
Das Szenario von GTA VI ist im fiktiven US-Bundesstaat „Leonida“ (gemeint ist Florida) mit der Metropole Vice City (Anspielung auf die TV-Serie „Miami Vice“) angesiedelt. Zu sehen sind nicht nur Flamingos, Strände und schnelle Motorboote, sondern auch eine Frau namens Lucia und ihr Partner – das deutet darauf hin, dass es um etwas im Stil von Bonnie und Clyde gehen könnte. Immerhin sind die beiden bei einem gemeinsamen Raubüberfall zu sehen. Seinerzeit ließ Take-Two wissen, dass das Spiel 2025 auf den Markt komme. Die Fan-Community hoffte, dass damit das Frühjahr gemeint war.
Doch schon vor Wochen berichtete der US-Gamingdienst Kotaku, dass die Veröffentlichung später kommt. Hintergrund seien auch Konflikte mit der Belegschaft: Das Management wolle die Beschäftigen aus ihren Homeoffices wieder in die Büros holen, was auf heftigen Widerstand treffe. Auch eine hohe Arbeitsbelastung sei ein Thema, berichten US-Medien. Bei den finalen Programmierarbeiten für die aktuelle Version des Rockstar-Spiels „Red Dead Redemption“ sollen Mitarbeiter bis zu 100 Stunden pro Woche geschuftet haben. Die Kotaku-Experten mutmaßen nun, dass der geplante Start im Herbst 2025 auch damit zusammenhängt, dass solche Engpässe vermieden werden sollen.
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Von Take-Two kommen derweil keine weiteren Details. Das Unternehmen teilt lediglich mit: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass Rockstar Games ein unvergleichliches Unterhaltungserlebnis liefern wird, und unsere Erwartungen an die kommerzielle Wirkung des Titels steigen weiter“.
Die Nachfrage wird gigantisch sein
Die Veröffentlichung im Herbst zielt offenbar auch darauf ab, im dann bevorstehenden Weihnachtsgeschäft schnell hohe Umsätze zu machen. Dass die Nachfrage gigantisch sein wird, gilt als sicher. So hat denn auch Zelnick gerade ein massives Umsatzplus für die Monate nach dem Start von GTA VI angekündigt. Gut möglich auch, dass der Start anderer Computerspiele, der für diesen Zeitraum geplant war, vorgezogen oder auf später verlegt ist.
Zugleich hofft die Branche auf neue Impulse. So gehen Analysten davon aus, dass der Absatz von Spielekonsolen angekurbelt werden könnte. GTA VI wird nämlich zunächst nur auf der Playstation und der Xbox laufen, eine PC-Version wurde bislang nicht angekündigt. Auf diese Weise könnten andere Gaming-Firmen indirekt von GTA VI profitieren, sofern sie Spiele für die beiden Konsolen anbieten.
Neuen Schwung können die Spielemacher gut gebrauchen. Nach Angaben der Internetplattform GameStar wurden zu Beginn des Jahres innerhalb von nur 38 Tagen fast 6.500 Jobs bei großen Studios und wichtigten Publishern gestrichen. Als Ursache für die Krise werden ein Überangebot und schrumpfender Absatz wegen Kaufkraftverlusten sowie Überkapazitäten als Folge des Booms durch die Covid-Pandemie genannt.
So war denn auch die Enttäuschung über den späten Start bei Anlegern groß. Die Take-Two-Aktie gab am Freitag im frühen Handel in New York um weitere rund zwei Prozent nach. Mit dem Papier geht es seit Anfang Februar bergab.
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