
„Trinkt aus Piraten – yo-ho!“ Die „Fluch der Karibik“-Reihe hat das Freibeutertum Anfang des Jahrtausends aus einer nerdigen Nische befreit. Plötzlich war die Zeit zwischen dem 17. und 18 Jahrhundert populär. 2013 brachte Ubisoft mit „Assassin’s Creed IV: Black Flag“ deshalb auch ein Open-World-Videospiel auf dem Markt, das sich genau mit dieser Zeit und dem Thema beschäftigt. Mehr als zehn Jahre später schickt uns derselbe Publisher mit „Skull and Bones“ nun erneut auf die Weltmeere.
Zum ersten Mal wurde das Piratenabenteuer im Jahr 2017 angekündigt. Danach folgten zahlreiche Verschiebungen. Zwischenzeitlich stand das Projekt sogar ganz auf der Kippe, bis es vor wenigen Tagen nach fast elfjähriger Entwicklungszeit dann doch erschien. Weil die Entwickler „Skull and Bones“ im Vorfeld großspurig als AAAA-Titel bezeichnet hatten, waren die Erwartungen dementsprechend groß. Halten kann das Spiel dieses Versprechen unserer Meinung nach aber nicht.

In „Skull and Bones“ stranden wir als schiffbrüchiger Kapitän auf einer Insel. Unser Ziel ist es, nach und nach unseren Ruf wiederherzustellen und der bekannteste Pirat zu werden. Dafür müssen wir haufenweise Gegner in Seeschlachten versenken, Seemonster töten oder einfache Lieferdienste ausführen. Auftrag für Auftrag arbeiten wir ab, um Ruhm und Anerkennung zu erfahren. Beides brauchen wir, um neue Waffen, Rüstungen oder bessere Schiffe zu bekommen.
Wo, bitte, ist die Story geblieben?
Eine wirkliche Story hat „Skull and Bones“ dabei nicht. Es fehlt an Tiefgang und spannenden Charakteren. Wer ein ähnliches Gameplay wie in „Black Flag“ erwartet, wird enttäuscht. Landgänge finden nur selten statt – das meiste Spielgeschehen ereignet sich auf dem Meer. Wir fahren von A nach B, erledigen unsere Jobs und nehmen in der Piratenbucht Saint-Anne, die als Hub dient, neue an. Bei uns hat sich deshalb schnell Langeweile eingestellt.
Daran ändert auch die zugegeben wunderschöne Spielwelt nichts. Grafisch kann sich „Skull and Bones“ nämlich durchaus sehen lassen. Die raue See, die kleinen Buchten oder Häfen sind sehr detailreich gestaltet. Es gibt Haie, Nilpferde oder Wale. Auf dem Wasser ist praktisch immer etwas los.
Überhaupt lebt „Skull and Bones“ von seiner Shared World, die wir uns mit anderen Spielern teilen. Manchmal tun wir uns mit diesen zusammen, um gemeinsam Beute zu machen. Mehrheitlich konkurrieren wir aber miteinander. Mit bis zu zwei Freunden können wir uns in einer Flotte zusammenschließen. Vor allem um die Bossgegner zu erledigen, ist es dringend ratsam, mit mehreren zu interagieren.
Die Map ist riesig, und Schiffskämpfe machen Spaß
Die Seekämpfe sind am Anfang noch recht simpel, legen aber rasch an Schwierigkeit zu. Der Ablauf eines solchen Kampfes ist immer gleich. Wir zielen mit Kanonen, Mörsern oder Ballisten auf die Schwachpunkte unserer Kontrahenten.

Ist die Lebensanzeige leer, gehen wir zum Entern über. Diesen Vorgang gestalten wir aber nicht aktiv mit – das Ganze ist nach einer kurzen Videosequenz erledigt. Schade, denn die Schiffskämpfe machen insgesamt schon Spaß.
Ein anderer Pluspunkt des Spiels ist die riesengroße Map. Die ist mehr als doppelt so groß wie die von „Assassin’s Creed IV: Black Flag“. Wer Lust hat, den Indischen Ozean zur Zeit der Piraten besser kennenzulernen, kann sein Entdecker-Gen hier voll und ganz ausleben.
So fällt unser Fazit aus
Trotzdem fällt unser Fazit – wir haben das Spiel auf der Playstation 5 getestet – gerade einmal durchwachsen aus. Positiv zu erwähnen sind zwar die schöne Grafik, die oft herausfordernden Kämpfe auf offener See und überhaupt das ganze Setting. Wir meinen: Wer findet die alten Piratengeschichten nicht cool?
Da „Skull and Bones“ aber keine echte Story hat, ist es von Ubisoft fast schon frech, von einem AAAA-Titel zu sprechen. Zum Vergleich: In der Branche gilt sonst AAA als Bezeichnung für die aufwendigsten Produktionen. Hierzu zählen zum Beispiel Hochkaräter wie „Horizon: Forbidden West“, „The Last of Us“ oder aber „Starfield“.
Im Multiplayer kann das Spiel zwar durchaus Spaß machen – im Singleplayer-Modus stellt sich schnell Langeweile ein. Die Aufgaben, die wir bekommen, wiederholen sich schlichtweg zu oft, und die Langzeitmotivation fehlt. Hinzu kommen manchmal Serverprobleme. Wir finden, die fast elfjährige Entwicklungszeit hat sich nicht wirklich gelohnt. Das Piraten-Abenteuer verschenkt viel Potenzial, das durchaus vorhanden gewesen wäre.
„Skull and Bones“ ist ab sofort für Playstation 5, Xbox X/S und PC erhältlich. Das Spiel kostet bis zu 80 Euro und ist für Spielerinnen und Spieler ab 16 Jahren freigegeben.