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"Gloomhaven" im Test: Mit dem Gamepad durch dunkle Dungeons

Die 2021 für PC erschienene Brettspiel-Umsetzung von "Gloomhaven" ist nun endlich auch für Konsolen erschienen. Unser Tester hat sich nicht mit Schwert oder Magierstab, sondern mit dem Gamepad bewaffnet und sich in die Tiefen der Stadt Gloomhaven gewagt.

Das Spielfeld und die Charaktere der Konsolenversion des bei Fans beliebten Brettspiels sind detailliert gestaltet. | © Twin Sails Interactive

25.09.2023 | 25.09.2023, 15:18

Das Brettspiel “Gloomhaven” ist eine echte Wucht. Nicht nur, dass der Karton knapp neun Kilo auf die Waage bringt, auch das Spielerlebnis selbst ist etwas Besonderes. Am besten lässt es sich als ein Pen&Paper-Rollenspiel ohne Spielleiter beschreiben, bei dem bis zu vier Recken durch die namensgebende Stadt “Gloomhaven” und angrenzende Gebiete laufen und viele Abenteuer erleben. Das Brettspiel erschien 2017 nach einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne und wurde seitdem weltweit mit Preisen überhäuft und für seinen Umfang und seine Qualität gelobt. Im Oktober 2021 erschien eine Umsetzung für PCs, die ebenfalls sehr gelobt wurde. Die jetzt erschienene Konsolen-Umsetzung ist spielerisch baugleich. Wir haben uns die XBox-Version angeschaut.

Worum geht’s?

“Gloomhaven” ist ein taktisches Strategiespiel, das brettspieltypisch in Zügen gespielt wird. Wir stellen aus einer Auswahl von 17 Klassen (diese heißen etwas anders als der typische Krieger, Magier oder Dieb) eine Truppe zusammen, mit der wir Rundenkämpfe gegen Monsterhorden führen, Quests erledigen und einer epischen Story folgen. Von dieser möchten wir nicht allzu viel erzählen, da das zum Spielerlebnis gehört. Nur so viel sei gesagt: Wir bekommen von einer Händlerin einen Auftrag, der uns erst mal ins Umland von “Gloomhaven” führt. Nach und nach werden weitere Orte und Aufgaben freigespielt, die uns viele Stunden beschäftigen werden.

Wie spielt es sich?

Ob die Helden im Hintergrund die richtigen Karten ziehen, um ihren Freund zu retten? - © Twin Sails Interactive
Ob die Helden im Hintergrund die richtigen Karten ziehen, um ihren Freund zu retten? | © Twin Sails Interactive

Das Spielprinzip von “Gloomhaven” ist wirklich etwas Besonderes. Jeder Charakter (also Spieler und Gegner) wird über einen Satz Karten gesteuert, die teilweise allgemein gehalten sind, teilweise aber auch klassenspezifische Fähigkeiten beinhalten. In jeder Runde spielen wir zwei Karten aus unserem Stapel aus. Eine Karte besteht dabei meist aus einer Bewegung und einer Attacke, so wie anderen Werten, die unter anderem dafür zuständig sind, ob wir oder der Gegner die erste Aktion starten können. Das Spiel wird dabei komplett über diese Karten gesteuert, Würfel gibt es nicht.

Die digitale Umsetzung lässt sich dabei wie das Brettspiel mit bis zu drei Mitstreiterinnen und Mitstreitern und sogar alleine spielen. Dann übernimmt der Spieler drei der Charaktere.

Leider lässt sich der Spielablauf nicht gut in wenigen Zeilen erklären. “Gloomhaven” muss man erleben und erspielen. Kenner werden sich aber schnell zurechtfinden. Für Neulinge gibt es eine Reihe von Tutorials, die die Spielregeln gut erklären. Sie sollten aber Interesse an Strategiespielen haben.

Was uns gefallen hat

Der größte Vorteil von “Gloomhaven” ist sicherlich, dass wir keinen großen Tisch für das Brettspiel benötigen, nichts aufbauen müssen und schnell loslegen können. Das Spiel unterstützt sogar Crossplay, sodass man auch mit unterschiedlichen Konsolen miteinander durch gefährliche Dungeons auf Monsterjagd und Schatzsuche gehen kann.

Wenn man sich an die Steuerung gewöhnt hat, funktioniert sie mit dem Gamepad ganz gut. Am PC spielt es sich mit Maus und Tastatur aber einfacher. Musik und Sound sind atmosphärisch und fügen sich sehr gut in die verschiedenen Welten ein.

Die Grafik ist sehr hübsch und detailreich. Kleine Actionsequenzen, beispielsweise beim Kampf, lockern die Züge sehr angenehm auf.

Was uns nicht gefallen hat

Einen Drachen mit den Fäusten zu verprügeln muss man auch erstmal können. - © Twin Sails Interactive
Einen Drachen mit den Fäusten zu verprügeln muss man auch erstmal können. | © Twin Sails Interactive

Die elf kurzen Tutorials erklären das Spiel zwar sehr gut, konzentrieren sich dabei aber zu sehr auf die Regeln. Wie die Steuerung funktioniert, finden wir oft erst durch Herumprobieren heraus. Im ersten Tutorial mussten wir zum Beispiel ein bestimmtes Feld auswählen. Leider waren wir aber gerade in einem anderen Menüpunkt “gefangen”. Die Bedienoberfläche ist manchmal etwas inkonsistent – besonders wenn man nur mit dem Gamepad spielen kann.

Die Spielregeln sind außerdem nicht immer transparent, gerade am Anfang mussten wir einige Missionen mehrmals spielen, bis wir den Dreh raus hatten. Aber das ist auch beim Brettspiel schon so gewesen.

Gewünscht hätten wir uns auch einen Grafikmodus, der “Gloomhaven” mehr wie das Brettspiel aussehen lässt. Die hübsche 3D-Grafik lenkt doch manchmal zu sehr vom Spielgeschehen ab.

Fazit

“Gloomhaven” ist eine sehr gelungene Umsetzung des gleichnamigen Brettspiels, in dem sich Kenner schnell zurechtfinden. Neueinsteigern wird das Prinzip gut erklärt, aber sie sollten neugierig genug sein und genau wissen, ob ihnen das Spielprinzip zusagt. Denn “Gloomhaven” ist auch in der digitalen Version kein Leichtgewicht und benötigt einige Einarbeitungszeit. Wer diese Hürde überwunden hat, bekommt ein spannendes Abenteuer, das – am besten mit Freunden – auch am Bildschirm viele Stunden begeistern kann.

“Gloomhaven” ist für PC, XBox Series X/S, Playstation 4/5 sowie die Nintendo Switch erschienen. Je nach Edition und System kostet das Spiel zwischen 35 und 50 Euro.