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"Dave the Diver" im Test: Im Sog der Tiefe

Der Mix aus Pixel-Tauchabenteuer, Fischfang-Action und Sushi-Restaurant-Simulation ist für unseren Autor unerwartet zum Spiel dieses Sommers geworden.

Das Spiel war knapp ein Jahr im Early Access und heimste schon jetzt überwiegend positive Spieler-Kritiken ein. | © Mintrocket

26.06.2023 | 26.06.2023, 11:20

Erinnern Sie sich noch daran, als Sie das erste Mal Ihr Lieblingsessen gegessen haben? Niemand hätte Ihnen sagen können, dass es ausgerechnet dieses sein würde. Wahrscheinlich hätten Sie selbst nach dem Lesen des Rezepts höchstens sagen können, joa, kann sein, dass das schmeckt. Aber dann probiert man und merkt: Das. Ist. Super. Ein bisschen so ging es uns mit dem Pixel-Art-Spiel "Dave the Diver".

Worum geht’s?

Mit unserem Titelhelden erkunden wir die oft bunte, aber nicht selten gefährliche Unterseewelt rund um das "Blaue Loch". - © Mintrocket
Mit unserem Titelhelden erkunden wir die oft bunte, aber nicht selten gefährliche Unterseewelt rund um das "Blaue Loch". | © Mintrocket

Hätte uns jemand gesagt, dass das Rezept für das Spiel, das uns im "Diablo IV"-Sommer nicht mehr loslässt, eine Mischung aus Tauchabenteuer und Restaurant-Simulation sein würde, wir hätten spontan vermutlich eher gesagt: Was. Soll. Das? Doch die Kombination der beiden Welten geht erstaunlich gut auf. Die zig verschiedenen Fische, die unser leicht pummeliger Titelheld tagsüber auf seinen Tauchgängen mit Harpune, Netzen und Baseballschläger (warum auch nicht?) aus der Tiefsee holt, servieren wir abends in einem hektischen, aber simplen Minispiel zunehmend anspruchsvolleren Sushi-Liebhabern.

Das wiederum wirft Geld ab, mit dem wir in bessere Ausrüstung, mehr Hilfe in der Küche, schöneres Inventar für unser Sushi-Restaurant und Waffen für Begegnungen mit den weniger friedlichen Bewohnern des Meeres investieren können. Pro Tag dürfen wir anfangs zweimal in die Tiefe, morgens und nachmittags. Geht uns der Sauerstoff wegen zu langem Tauchen oder Angriffen durch Fische aus, dürfen wir nur einen gefangenen Gegenstand behalten.

Dave hat aber mehr als nur ökonomische Gründe für die immer tieferen Tauchgänge. Eine verlorene Zivilisation taucht plötzlich wieder auf und will erforscht werden. Denn die zerklüfteten Untersee-Landschaften, denen wir die beflossten Bewohner entreißen, waren offenbar nicht immer von Wasser bedeckt…

Und warum macht das jetzt so viel Spaß?

Nicht selten ein hektisches Vergnügen: Das Sushi-Servieren im Restaurant von Kumpel Bancho. - © Mintrocket
Nicht selten ein hektisches Vergnügen: Das Sushi-Servieren im Restaurant von Kumpel Bancho. | © Mintrocket

Was nach simplen Zutaten klingt, wird in unserem 20-Stunden-Test schnell zu einer Suchtspirale. Denn wir stehen stets vor der Frage: Tauchen wir noch tiefer und riskieren unseren Fang, falls uns ein riesiger Hai überfällt? Oder sichern wir lieber, was wir haben, müssen dafür aber beim nächsten Mal erst wieder in die zuletzt erreichte Tiefe vordringen?

Aus diesem Risk-Reward-Prinzip zieht "Dave the Diver" vor allem zu Beginn einen Großteil seiner Faszination. Wir können unseren Anzug, unseren Frachtraum und unsere Waffen gar nicht schnell genug ausbauen, um zu sehen, was uns in den Tiefen des "Blauen Lochs" noch so alles erwartet.

Die wahre Stärke des Spiels aber ist, dass ihm ständig etwas Neues einfällt, worum wir uns kümmern müssen – und praktisch alles macht Spaß. Auf "Cooksta" sammeln wir Follower, um unser Restaurant bekannter zu machen. Beim nerdigen Duff können wir unsere Waffen upgraden, ein Typ in einem Tretboot macht aus der Fisch-Kartei ein Pokémon-artiges Sammelkartenspiel. Eine Nachwuchs-Biologin lässt uns Seesterne sammeln und Quallen vertreiben, dafür gibt’s Items, die unsere Tauch-Skills verbessern. Und im Restaurant setzen wir immer ausgefallenere Fische auf die Speisekarte, erlernen besonders lukrative Rezepte.

Herrlich überdreht: Die gelegentlichen Zwischensequenzen im Comic-Look. - © Mintrocket
Herrlich überdreht: Die gelegentlichen Zwischensequenzen im Comic-Look. | © Mintrocket

Ständig gibt es irgendwas zu verbessern, neue Nebenquests, kurz: ständig neue Gameplay-Karotten vor unserer Nase. Immer wenn wir zu wissen glauben, wie die nächsten Spielstunden aussehen, kommt eine neue Mechanik um die Ecke. Es steckt einfach wahnsinnig viel Spiel in diesem 20-Euro-Produkt. Zur Einordnung: Für die ersten zwei von insgesamt sieben Kapiteln haben wir allein knapp 17 Stunden gebraucht.

Eingerahmt wird das Erlebnis durch die motivierende Story um die Meermenschen, die in herrlich überdrehten Pixel-Art-Sequenzen erzählt wird – und sich zum Glück nie zu ernst nimmt. Der heilige Ernst, mit dem Koch Bancho neue Sushi-Kreationen kredenzt oder mit dem Schrauber Duff unsere neuen Waffen per Sprung in die Badewanne testet, hat uns mehrfach vor Lachen den Kopf schütteln lassen.

Fazit

"Dave the Diver" ist ein unwahrscheinlich rundes Spielerlebnis. Einzig die manchmal langatmigen Dialoge der überzeichneten Charaktere unterbrechen gelegentlich den Spielfluss. Die Jagd auf das Menü für den kommenden Abend aber ist über jeden Zweifel erhaben. Gäbe es im Spiel keine andere Waffe als die wunderbar wuchtige Harpune, "Dave the Diver" wäre kein bisschen schlechter. Die Entwickler haben hier eine sich ständig weiterentwickelnde Belohnungsmaschinerie gebaut, die uns die Glückshormone in genau den richtigen Intervallen verabreicht.

Die einzige Frage ist, ob das Prinzip bis zum Schluss motiviert. Denn immer wieder mehrere hundert Meter tief tauchen zu müssen, vorbei an längst überwundenen Gefahren, ist auf Dauer mehr Arbeit als Spaß. Und ob das Spiel auch in den späteren Kapiteln neue, sinnvolle Mechaniken hinzufügen kann, können wir noch nicht sagen.

Fakt ist aber: "Dave the Diver" ist ein erfrischend meditatives Erlebnis, das einen nur schwer wieder loslässt. "Nur noch ein Tauchgang" ging uns in den letzten Tagen jedenfalls mehr als einmal durch den Kopf – bevor es dann doch zwei wurden.

"Dave the Diver" ist bisher exklusiv erhältlich für PC (Steam) und kostet rund 20 Euro.